Hi,
ich hätte da vielleicht noch eine Idee, die in eine klein wenig andere Richtung geht. Ein neurobiologischer Erklärungsansatz
Letztendlich ist unsere Erregung halt auch eine Folge neurobiologischer Abläufe und Transmitterausschüttung.
Obwohl dein Partner mit dir die ersten realen sexuellen Erfahrungen gemacht hat, befriedigt er sich vermutlich schon seit der Pubertät, sprich seit +/- 15 Jahren selbst. Seit mittlerweile mehr als 10 Jahren gibt es dank Highspeed-Internet den kostenfreien und rund um die Uhrverfügbaren Zugang zu Pornos. Du schreibst ja auch dass dein Freund exzessiv Pornos schaut und dabei auch keinerlei Probleme hat zum Orgasmus zu kommen.
Es gibt mittlerweile eine nicht mehr zu übersehende wissenschaftliche Evidenz, dass der exzessive Konsum von Pornografie negative psychische Auswirkungen haben kann, u.a. Depression und EREKTILE DYSFUNKTION.
Das Ganze wird folgendermaßen erklärt.
Unser ganzer Antrieb und Motivation werden letztendlich von neuronalen Bahnen gesteuert, die Dopamin als Transmitter benutzen. Dieser Stoff wird ausgeschüttet, wenn wir Freude empfinden, ein leckeres Essen genießen und eben auch beim Sex - dort in besonderem Maße, da die unterbewusst größte evolutionäre Motivation in der Verbreitung des eigenen Erbgutes und dem Erghalt der menschlichen Rasse dient. Viele mögen hier widersprechen, abe rich denke so schnell unsere zivilisatorische Entwicklung auch Fortschreitet, so sehr wird unser Handeln doch noch immer von Instikten bestimmt. Für den belohnenden "feelgood"-Effekt eines Dopaminrushs nehmen wir einiges an Arbeit und Risiken auf uns (z.b. Risiko der Abweisung bei der Partnersuche).
Es gibt ein interessantes Experiment, bei dem einer Ratte eine Elektrode ins Gehirn gepflanzt wurde, an der Stelle, wo das dopaminerge Belohnungssystem sitzt, das so mittels elektrischem Impuls zur Aktivität angeregt wurde. Die Ratte wurde nun darauf trainiert einen Schalter zu betätigen, was einen elektrischen Impul und damit einen dopaminausstoß zur Folge hatte. Im Lauf des Experiments verliert die Ratte völlig das Interesse an allem um sie herum, außer diesem Schalter, den sie solange drückt bis sie vor Entkräftung stirbt - inklusive Desinteresse an Nahrung, Wasser etc. Sämtliche Motivation geht verloren. Man verbindet das ganze auch mit Suchterkrankungen - die Einnahme von Drogen hat ebenso eine intensive Erregung des Belohnungssystems zur Folge. Forscher haben gezeigt dass bei Menschen die sehr regeläßig Pornos konsumieren die gleichen Gehirnregionen aktiv sind, wie bei Suchtkranken.
Mit Pornos ist das ähnlich. Das Gehirn kann nicht wirklich unterscheiden, ob man tatsächlich mit der Frau Sex hat oder sie nur auf dem Bildschirm sieht, da ein nackter Frauenkörper prinzipiell etwas Besonderes ist, bei dem im männlichen Gehirn die Alarmglocken schrillen.
Je mehr Pornos man schaut desto mehr laugt das System allerdings aus, und eine Gewöhnung und Toleranzentwicklung tritt ein (ähnlich wie bei Drogen oder Medikamenten - eine Dosissteigerung wird nötig). Wissenschaftler bezeichnen das als den Coolidge-Effekt. Auch dazu gibt es ein interessantes Experiment, wen das interessiert, der möge es googeln...;-)
Also braucht man immer mehr und immer "neuartigere" Dinge (kein 15-Jähriger steigt mit BDSM-Pornos ein....) um das Ganze interessant zu halten. Oft sind 5 Tabs mit verschiedenen Videos gleichzeitig offen, die man in immer kürzerer Abfolge hinterinander wechselt um erregt zu bleiben.
Die strukturellen Veränderungen die sich dabei im Gehirn abspielen werden unter dem Begriff Neuroplastizität zusammengefasst. Das Gute ist dass das Ganze reversibel ist. Im Grunde wie bei einem Alkoholkranken. Zwar bleiben einmal angelegte neuronale Verbindungen immer bis zu einem gewissen Grad bestehen (vgl. den trockenen Alkoholiker, der noch das kleinste bischen Wein in einer Bratensoße schmecken kann), sie werden aber mit der Zeit schwächer und natürliche Muster werden wieder präsenter.
Es gibt eine Community, die sich dem Thema "Pornografie-induzierte-erektile-Dysfunktion" widmet. Ich poste ein paar Links unter meinemn Beitrag, da kann man sich bei Interesse mal umschauen. Nachdem viele junge Männer heute mit Pornos groß werden gibt es da auch 20-Jährige die von entsprechenden Erektionsstörungen bei ihren gleichaltrigen Freundinnen berichtteten und mittlerweile wieder ein normalees Sexualleben haben.
Wie haben sie das geschafft? Konsequente Abstinenz. Die einschlägigen Seiten schlagen einen mindestens 90-tägigen Verzicht auf Pornografie und mit Abstrichen auch Selbstbefriedigung und Sex vor (letzteres kann meiner Meinung nach aber vllt auch eher therapeutisch wirken...;-)
Viele werden jetzt sagen: Aber ein kleiner Porno zwischendurch kann ja nicht schaden...schau ich ja auch mit meiner Partnerin um geil zu werden, etc.
Stimmt! Wenn man gelernt hat vernünftig damit umzugehen schadet auch das eine oder andere Bier nichts, bei einem Alkoholiker hingegen...ein Gehirn dass seit Jahren nichts anderes kennt ist strukturell anders als eines dass seit Jahren eine gesunde Sexualität lebt.
Man sollte es natürlich nicht zu dogmatisch sehen und selbst experimentieren.
Ich meine auch mal irgendwo gelesen zu haben, dass die von einigen hier erwähnten Testosteronwerte ein Gutes Stück anteigen wenn man ein Zeit lang auf Selbstbefriedigung verzichtet. Auch körperliches Training erhöht den Testosteronwert. Alles in allem ein recht sprunghaftes Hormon, die Spiegel können stark schwanken. Das "low-T-Syndrom", wegen dem v.a. im amerikanischen Raum mittlerweile tausende Männer supplementieren kommt mir aus medizinischer Sicht teilweise (auch hier kann man nicht pauschalisieren) so vor wie eine gewisse Modeerkrankung und -diagnose (wie ADHS in vielen Fällen) und in der Bodybuiligszene auch wie eine wilkommene Rechtfertigung mit medizinische rIndikation nach Herzenslust zu "dopen". aber das ist meine persönliche Meinung, ich lasse mich da gern eines Besseren belehren...^^
So genug erzählt, aber ich finds recht interessant...^^ Vielleicht sprecht nochmal ehrlich darüber und versucht das Ganze zu analysieren. Vielleicht findet ihr in diesem Ansatz Hilfe für euer Problem.
Weiterführende Infos hier:
http://www.yourbrainonporn.com (informativste, ausführlichste Seite, aber auf Englisch - dort auch Links zu den Originalpublikationen.)
http://www.porno-sucht.com/
Beste Grüße und viel Glück!