Sektfrühstück: Nackte Männer
Hier eine leicht redigierte Version einer früheren Printkolumne von mir. Die Rechte liegen natürlich bei mir, der Autorin. Und ja, der Text sollte bitte mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern gelesen werden. 
Nackte, wohlproportionierte Männer sind ein echtes Labsal für die Augen. Die kräftigen Beine, die schlanken Hüften, der stahlharte Bauch, der übergeht in eine nicht weniger muskulöse Brust... Dazu kommen die kleinen Nippelchen, die vielleicht sogar mit einem Piercing geschmückt sind, und dann diese Männerschultern... Männerschultern sind breiter als die einer Frau und gehen in herrlich starke Arme über, die frau anfassen und an die frau sich schmiegen will, die sie umfangen sollen oder die frau in Ketten und Lederfesseln legen möchte...
Männer sind so eine sexy Erscheinung! Ich frage mich oft, warum sie uns so selten den Anblick ihrer muskulösen Schönheit gewähren. Warum sind es stets nur die Frauen, die ihre Körper entblößen und sich provokant und sexy den Betrachterblicken darbieten?
„Das schlimme ist ja: Wenn dann doch mal ein Mann fotografiert wird, dann kann man zu 99 Prozent sicher sein, dass er eine Maske trägt und nichts weiter als ein anonymer Hintergrund für seine Latex-Domme ist, nicht wahr?“ Bella seufzt und trinkt einen Schluck Kaffee – ein so trauriges Thema eignet sich nicht für härtere Getränke, sonst wird sie am Ende noch depressiv.
Sind im Joyclub nicht auch Frauen unterwegs? Warum dürfen wir dann beim Gucken immer nur unsere latente Bi-Neigung befriedigen, aber niemals beim Anblick eines heißen Mannsbildes mit der Hand verschämt unter die Bettdecke wandern?
„Manchmal ist es auch ein Dom, allerliebste Bella, schon vergessen? Mit schickem Anzug und ohne Kopf, und der Blick wird nur auf die nackte Sub an seiner Kette gelenkt.“
„Muss ich mal drauf achten.“
Warum nur sind die Männer immer so feige, wenn es darum geht, ihre verführerische Seite sichtbar zu machen?
Liebe Kerle, ich weiß, man hat euch über viele Jahrzehnte hinweg beigebracht, dass eure inneren Werte wichtiger sind als eure Körper. Mit diesen ominösen „inneren Werten“ wurde vor allem eure Fähigkeit als dauerhafter Dukatenesel umschrieben, auch wenn die wortgewandten Frauen klugerweise stattdessen Begriffe wie „Zuverlässigkeit“, „beruflicher Ehrgeiz“ oder „Zielstrebigkeit“ verwendeten.
Aber es stimmt einfach nicht! Innere Werte reichen nicht aus! Ein Mann soll auch gut aussehen, damit frau Lust bekommt, ihn zu vernaschen, ihn zu fesseln und auszupeitschen oder vor ihm auf die Knie zu gehen! Und auch, wenn bestimmte Bilder einen anderen Eindruck entstehen lassen – ein in Ketten gelegtes Genital, ein einladend nach oben gestreckter Arsch oder ein maskiertes Gesicht sind NICHT attraktiv. Attraktiv sind: Muskeln, Haltung, Lichtreflexe auf eurer Haut, und vor allem eine ganz besondere Sache: Eure Gesichter!
Eure Augen, eure Wangen, euer Kinn und eure Lippen, die frau so gerne küssen möchte... Ein tiefer Blick aus männlich-submissiven Augen, voller Hingabe und Vertrauen, reicht oft schon aus, um den Schoß einer dominanten Frau zu entflammen. Ein diabolisches Glühen in den Augenwinkeln eines halbnackten Doms, in dessen Hand eine Klinge oder eine Kerze mitfunkelt, zwingt eine weibliche Sub in Gedanken bereits auf die Knie.
Eure Körper und Augen sind so wunderschön, liebe Männer! Warum zeigt ihr sie uns nie auf sexy Fotos?
„Ganz einfach: Die Kerle haben Schiss davor, dass man sie für schwul hält.“
„Wieso das denn?“
„Wenn Männer einen Männerkörper schön finden, dann haben sie Schiss, dass ihnen im nächsten Moment ein Ledertyp sein bestes Stück in die Rosette rammt.“
„Die Kerle müssen sich die Bilder doch nicht anschauen, Mensch. Die sind doch für uns Frauen!“
„Ich glaube, die meisten Männer sind so dumm, dass sie schon Angst vor Homoerotik haben, wenn sie ihren eigenen Körper schön finden. Deswegen wollen sie ihn auch nicht für Bilder inszenieren.“
„Du meinst echt, sie lassen sich nicht sexy fotografieren, damit sie nicht von wildgewordenen Arschfickern verfolgt werden?“
„Weißt du was?“, sagt Bella, „Lass uns doch einfach mal eigene Fotos machen! Wir nehmen deinen Kerl, fesseln ihn und lassen ihn so richtig hingebungsvoll in die Kamera lächeln. Große ängstliche Augen, starke Schultern, Striemen oder Cuts, alles was du möchtest. Wir könnten richtige Trendsetter im Foto-Business werden!“
Nach ihrer Logik würde das sogar funktionieren. Es müssten Fotos sein, auf denen er gut und verführerisch aussieht und nicht wie ein Modell für Ledermasken und Genitalfesseln. Wenn die Aufnahmen von Frauen gemacht werden, dürften homoerotische Ängste dadurch vermieden werden – theoretisch zumindest.
„Ja, vielleicht können wir das mal machen“, sage ich daher zu Bella. In ein paar Monaten oder so. Ich habe in diesem Bereich irgendwie doch nur einen sehr geringen Ehrgeiz, als Trendsetterin ganz vorne zu stehen.
Seine halbnackte Freundin im Hochglanzdruck auszustellen ist schließlich heutzutage kein großes Risiko mehr. Die vielen female Pin-ups sind Alltag geworden, über die das Auge hinweggleitet. Warum aber soll ich als einzige Frau dieses männliche Juwel in meinem Besitz allen anderen als Masturbiervorlage anbieten, wenn es sonst keine tut? Am Ende gefällt denen noch, was sie sehen!
Nayeli Irkalla
