Davor? Mittendrin? Schon vorbei?
Die Wechseljahre des Mannes - plötzliches Schwitzen bei Stress (was es sonst nicht gab), die quälende Frage, ob all die Götzen, denen man jahrelang hinterher gelaufen ist, die richtigen waren (Karriere, Frauen, Hobbies, Hinterherjagen von Reich- und Besitztümern, Vergleichs- und Konkurrenzkämpfe u.v.m.) bis hin zu der Frage, ob die Frau, die ich habe, die richtige ist oder ob ich mich ver-heiratet habe, ich den falschen Job gewählt habe und es jetzt an der Zeit wäre, das Steuer herum zu reißen und mit allem 'kehrt marsch' zu machen und jetzt, mit 50, wo es körperlich und geistig gerade mal eben so noch geht (gerade noch genug Energie und Kraft, es noch einmal mit 'alles auf neu' probieren zu wollen) noch mal drauf ankommen zu lassen und es sich und allen anderen zu beweisen (oder endlich das zu tun, was man vermeintlich schon immer tun wollte und was schon immer in einem gesteckt hat), um dann am nächsten Tag von all dem Abstand zu nehmen und am übernächsten Tag diesen Gedankenkreislauf von Neuem anzustoßen..... all das kenne ich, das deprimiert und man kann weder sich noch andere leiden, ist unzufrieden mit dem, was man tut, mit dem was man erreicht hat und ist schon jetzt unzufrieden damit, wie es in Zukunft mit allem weitergehen soll. Tolle Wurst!
Früher konnte man sich wenigstens mit einigen Frauenabenteuern oder mit Extremsportarten bzw. extremem Sport, mit unnötigen Frustkäufen oder Prahlerei, mit dem Herabwürdigen anderer oder dem Verurteilen von Mitmenschen (wahlweise Kollegen, die Ehefrau, die Schwiegermutter, der Chef o.a.) oder mit sonstigen Blendgranaten ganz nach persönlicher Präferenz das Selbstbewusstsein soweit auf-'pimpen', dass es einem zumindest vorübergehend subjektiv gut ging.
Irgendwann kam aber der Punkt, an dem das alles nimmer geholfen hat, man dicker geworden ist, der Blutdruck gestiegen ist, diese Ego-Enhancer nicht mehr gewirkt haben und zu allem Überfluss hat auf dem Höhepunkt dieses Desasters der beste Freund des Mannes festgestellt, dass er nun auch nicht mehr möchte und dann seinen Dienst eingestellt, als man es gerade zur eigenen Aufwertung selbst am meisten hätte gebrauchen können.....
Eine elende Lage!!
Und welche Irrungen und Wirrungen Mann da alles mitmacht - was man alles anstellt, bis man merkt, das alles nichts hilft, bis auf eines: Zurück zu dir selbst!! Innehalten, vorwärts, rückwärts und seitwärts gucken, akzeptieren, wie es ist und zunächst mit dir selbst ins Reine kommen.
Wenn du weißt, was du selbst willst, dann ordne deine Beziehung, deinen Job, deine 'Freunde' - dein Gradmesser ist, das, was dir gut tut, beizubehalten und das, was dir nicht gut tut, abzustoßen.
Mit der Ruhe kommt die Kraft, für dich und deine kleinen Freund, der Stress reduziert sich, der Nebel lichtet sich - aber erschrecke nicht: am Ende können es ganz andere Dinge sein, die dir nun wichtig sind, als es die 50 Jahre davor waren.
Und mit der Ruhe und der eigenen Gewissheit, das zu tun, was man wirklich will, die Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann und viel mehr das zu verfolgen, was dir selbst wichtig ist - an dem Tag merkst du, dass du es geschafft hast und du deine 2. Pubertät beendet hast.
So war es zumindest bei mir....
DE - Er
PS: gelegentliche Rückfälle und auftretende Zweifel sind systemimmanent und vollkommen normal - sie sagen dir, dass du den Kurs gelegentlich immer wieder mal überprüfen sollst....