S´is Faasenacht, s´is Faasenacht
Bickelmanns 10. Abenteuer
Faasenacht
„Eischentlich kinnde mir doch aach emol e Rosemondachsumzuch mache, odder?“, murmelte Flöter vor sich hin, während er eine neue Tüte Chips aufriss und in die Schüssel leerte.
„Super Idee“, meinte Anke und sah von ihrer Modezeitung auf „die Höhfröschener Landfrauen beladen ihre Kinderwägelchen mit geistigen Getränken und ziehen durchs Dorf!“
Karlfried und Anke saßen vorm Fernseher und sahen sich die Aufzeichnung von Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht vom letzten Jahr an. Seit das deutsche öffentlich rechtliche Fernsehen ab Weihnachten Kappensitzungen im Akkord auf allen dritten Programmen verfeuerte, kam man auch in der Pfalz nicht mehr am allmächtigen Gott Jokus vorbei.
„Eijoh! Un an jeder Eck, wo ääner steht gäbts was ze tringe!“, lachte Flöter. „Nä, jäz emol ganz im ernschd: Fier e Kabbesitzung isses jo schon ze spät, awwer denne Umzuch, denne kriem ma hie. Loss mich nur mache.“
Der Stammtisch und die Kumpels von der Feuerwehr waren mehr als begeistert, als Flöter bei nächster Gelegenheit, also dem allabendlichen Stammtisch im Hermersberger Eck, mit seinem Vorschlag herausrückte. Auf der Stelle wurde Herbert zum Protokollführer ernannt und die Organisationsarbeiten in Angriff genommen.
„Was hämma dann an rollendem Matrial?“, fragte Flöter in die Runde. Betretenes Schweigen.
„Mir kinnde jo es Feirwehraudo…“, schlug Schwarze Erich kleinlaut vor.
„Eijoh! Schunsch noch was? Hasch Du se noch all?“, schnaubte Flöter „Das brauche mir doch fier die Bewäldischung vun denne Sicherheitsuffgawe, Stroßesperre un so, un die halb Feierwehr aa. Mir misse doch de Vakehr reechele.“
„Un ihr missen e Antraach uff Genehmichung bei da Ortbolizeibehörde stelle“, warf der Polizist Schuricke ein. „Do kann jo ned jeda Depp ääfach die Stroß sperre!“
„Die Ortsbolizeibehörde bin ich“, verkündete Flöter großspurig „der Antraach is hiermit gestellt un genehmicht.“
„Un mir vun da Feierwehr hänn widder die Aaschkaad gezoo, mir derfen de Vakehr reeschele und die annere gehen uff de Umzuch“, maulte Schwarze Erich.
„Dummfuch!“, brüllte Flöter der das Gefühl hatte, die Diskussion werde zügig aus dem Ruder laufen „Du verkläädsch dich ääfach als Feierwehrmann und wenn de Zuch vorbei kummt, plärrschde „Helau! Un trinksch da ääna, das kann doch ned so schwär sin?“ Der Rest der Baggage grinste.
„Wass isn jez mit dem rollende Matrial?“, nahm Herbert den Faden wieder auf „Mit was wolle mir dann denne Umzuch mache?“
„Hasch du ned uff deim Obstgrundstigg noch e Traktor un so e alda Aanhänger, Herbert?“ Funke Gerd hielt das für eine ausgezeichnete Idee. „Fahrt der iwwerhaupt noch?“
„Der laaft wie e Uhrwerk un häd mich noch nie im Stich geloss.“ Herbert war mächtig stolz auf seinen alten Fendt Traktor, den seine Frau samt Grundstück von ihrem Vater geerbt hatte. „Denne kinnde ma nemme un uff de Aanhänger stelle mir die Musigg un es Bier.“
„Eijoh. Do misse na ne awwer aach schee aanmole un e bissje bunt mache, weil das alde Schreppche sieht jo nimmi so doll aus. Awwa das krieje ma schun, wersch siehn. Es Gredel kann jo gut mole. Do genn mir das Werk in Auftrag“, befahl Flöter.
„Un schunsch? Es bissje weenich isses jo schunn fier e Rosemondachsumzuch…“ Kurt kratzte sich am Kopf. „Was hämma dann schunscht noch?“
Flöter wusste wie immer Rat: „Ei de Rescht machemir mit Fußtrubbe un mit da Vaeine. De Landfrauevaein, die kadolische Junggeselle, de CDU Ortsverband, de Angelvaein und de Schluss macht de Parre mit da Kommunionkinna.“
„Hämm mir Disjohr iwwerhaupt Kommunionkinna?“, runzelte Herbert fragend die Stirn „Ich glaab ned…“
„Das sin ihr alles selwer schuld!“, schimpfte Flöter „Däde ihr dehemm eier Plicht un Schuldigkäät dun, statt do bei dem kalde Bier in da Werdschaft ze hogge, do hädde mir aach Kommunionkinna!“ Die Runde brach in schallendes Gelächter aus.
„Meiner Fraa isses glaabich liewer, wenn ich in dera Werdschaft hogge“, prustete Herbert.
„Un eirer Oma aach!“, ergänzte Kurt lautstark.
„Heer ma bloß uff mit der! Seit die de Paragraf äänefuffzich hat und ausm Kittche widder haus is, hän ich dehäm gar nix mee ze lache.“
„Hasch uns noch ga ned vazeelt, wie das zugang isch“, hakte Kurt nach „das dääd uns doch brennend intressiere.“
„E annermol“, meinte Herbert betrübt „wenn isch dänne Schock vadaut han. Jedenfalls bin isch jez seit neischdem dera ihr Vormund und jez such ich rer e Platz im Heim. Awwer es Eva will se dehääm behalde. Wenn das sich doichsetzt, loss ich mich scheide. – Kumm ma schwätze vun was annerem, bring ma liewer e Schnaps Kurt.“
Die Meute griente stillvergügt vor sich hin.
„Alla hopp!“, übernahm Flöter wieder das Wort. „Was machen mir jez mid dem Rosemontachsumzug?“
Tags darauf erschien im Lokalteil des „Pimasenser Landboten“ ein ausführlicher Artikel:
„Wie wir aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfahren, findet erstmals seit Menschengedenken in Höhfröschen ein großer Rosenmontagsumzug statt. Dem Vernehmen nach haben sich bereits zahlreiche Motivwagen und Fußgängergruppen und Vereine angemeldet. Auch die Rodalbtaler Blasmusik hat ihr Kommen zugesichert. Wir dürfen gespannt sein, auf diese kulturelle Premiere und raten unseren Lesern, beizeiten aufzubrechen und sich die besten Plätze zu sichern.
Aus technischen Gründen findet der Rosenmontagsumzug an Faschingsdienstag statt.
Er nimmt um 16.11 Uhr vor dem Hermersberger Eck Aufstellung und zieht dann über Hauptstraße, Schiller- und Goethestraße und zurück über die Hauptstraße um sich am Hermersberger Eck sodann aufzulösen. Die Besucher von dem Umzug, können dann bereits ihre Plätze beim großen Rosenmontagsball im Hermersberger Eck einnehmen, wo um 19:11 Uhr die Rodalbtaler zum Tanz aufspielen.“
Kurt las den Artikel zu Ende und rieb sich die Hände. Das do wird e spassischer un umsatzträchtischer Omend, dachte er bei sich.
Flöter las den Artikel zu Ende und knallte die Zeitung auf den Tisch: „Was fier e Vollidiot hat dera Zeidung, das do gesteckt? Oleck… mich doch am… Das gäbbt e Blamasch.“