Fremde Haut

Da wurden von Euch verdammt gute Fragen gestellt, die ich auch gerne beantwortet hätte.

Mag meine Partnerin bestimmte, von mir heiß begehrte Praktiken nicht, kann ich auch nicht satt und zufrieden sein. Wieso behaupte ich es dann? Rede ich mir was ein? Bilde ich es mir ein?

Ehrlich wäre z. B.: Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, aber mir fehlt dies oder jenes, und wirklich satt bin ich nie.

Uns so schwer kann das doch nicht sein, es so auszudrücken. Oder?

(Der Antaghar)

"Hammond" hat mir eine wichtige Frage vorweggenommen, die ich nach dem zweiten lesen Deines Beitrags nun gestellt hätte.

Rede ich mit jemandem oder gehe mit jemandem essen, ist das eine Sache. Das kann nett sein, angenehm, sogar richtig gut. Aber es liegt nicht am Reiz des jeweils Neuen. Gehe ich aber mit jemandem ins Bett, kommen eine ganze Reihe von Aspekte und Faktoren hinzu (dabei will ich noch gar nicht von "spirituell" u. dgl. reden), die Du doch hoffentlich auch kennst und erlebst. Deshalb ist Deine Frage, wo der Unterschied zwischen Essen gehen und Sex haben ist, vermutlich nur rhetorisch gemeint.

Interessant: Beim ersten Lesen erscheinen Deine Fragen und Argumente bestechend, beim zweiten Lesen fällt so mancher "Haken an der sache" ins Auge und tauchen einige Ungereimtheiten auf. Aber ich schreib jetzt erstmal nichts dazu, "mutabor65" hat ja einiges sehr Bemerkenswerte dazu geschrieben.

Bin sehr gespannt auf Deine Antworten!

(Der Antaghar)

Da es uns ähnlich ergeht wie "L4e" und "wib" (denn auch wir haben zunächst mal an uns selbst genug), interessiert mich diese Frage natürlich auch. Möglicherweise verbinden tantrisch angehauchte Erfahrungen tatsächlich auf einer tiefen Ebene mehr als andere, sicher auch wertvolle Erlebnisse, aber ich bin mir nicht sicher.

Gerade auch in der Tantraszene tummeln sich einige, die ständig Erfahrungen mit neuen Partnern suchen. Wäre es, wie oben vermutet, dürfte das nicht so auffallend oft vorkommen. Und ich kenne Paare, die tantrische Erfahrungen hatten, auch der Meinung sind, genug zu haben
• und sich dennoch nach Außenkontakten z. B. zu anderen Paaren wünschen.

Was wiederum nahelegt, dass es noch andere Gründe geben muss.

Nun bin ich in der sonderbaren Lage, fast alle Beziehungsformen schon mal hautnah und von innen erlebt zu haben (womit schon mal klar ist, dass ich genügend Erfahrungen gemacht habe und nicht dem Gefühl nachhänge, möglicherweise zu kurz gekommen zu sein oder etwas zu verpassen). Und trotzdem reizt mich "fremde Haut" nicht wirklich.

Mit der zeit hat sich bei mir die Vermutung eingeschlichen, dass sehr häufig fehlende Tiefe in der Sexualität eines Paares der Grund sein könnte, um an der Monogamie zu zweifeln und Außenkontakte zu suchen. (Damit wären wir ja bei dem, was "L4e" geschildert hat.) Und diese fehlende Tiefe hat gar nichts mit der Liebe zueinander zu tun, sondern nur mit der Fähigkeit einzelner, sich wirklich öffnen und dadurch auch alles richtig annehmen zu können, was vom jeweils anderen rüberkommt.

Vielleicht ist bei vielen Paaren weit mehr da, als sie selbst spüren? Und diese Ahnung, dass da noch mehr sein könnte, wird zwar wahrgenommen, aber nicht auf sich selbst bezogen: Man hofft, durch fremde Haut etwas spüren zu können, was man in der eigenen Beziehung längst haben, woran man sich ausgiebig "laben und sättigen" könnte, wenn man in der Lage wäre, anzunehmen.

Der Reiz würde dann daraus resultieren., dass man (natürlich unbewusst) hofft, durch aufregende neue Sexpartner und spannende Erlebnisse endlich das zu spüren, was sonst gar nicht richtig zu einem durchdringt.

Das hätte dann nichts mit Tantra o. dgl. zu tun.

Könnte das auch ein Aspekt sein?

(Fragt sich und Euch der Antaghar)