Die Kirschen aus Nachbars Garten
Ich hab hier vor langer Zeit mal von einem "Experiment" berichtet, und ich tue es noch einmal:
Weil mein Sohn (ich war seinerzeit allein erziehender Vater) sich immer wieder über mein beschissenes Essen beklagte, aber gleichzeitig das von einer Nachbarin so sehr lobte (obwohl es das gleiche Essen von der gleichen Firma - aus der Dose - war), habe ich mit ihr etwas vereinbart.
Sie kochte und brachte mir ihre Mahlzeit, und ich gab sie meinem Sohn. Wie immer, fand er das Essen beschissen, es war ja nur von seinem Vater gekocht.
Am nächsten Tag "kochte" ich (bzw. wärmte den Inhalt der Dose auf) und brachte mein Essen zu der besagten Nachbarin (der Mutter eines Kumpels von meinem Sohn) - und beide Jungs, auch mein Sohn, waren total begeistert, es war ja schließlich (so dachten sie) von ihr "gekocht" worden.
Interessant, nicht wahr? Mein Sohn fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, wie es wirklich gewesen war. Zuerst konnte er es nicht glauben, und dann hat er etwas sehr Wichtiges fürs Leben gelernt:
Manchmal schmecken die Kirschen aus Nachbars Garten nur deshalb besser, weil sie aus Nachbars Garten sind. Die im eigenen Garten sind vielleicht sogar die besseren Kirschen ...
Vielleicht hat das alles genau damit zu tun:
Bei fremder Haut spürt man vielleicht intensiver hin, schaut genauer hin, gibt sich mehr Mühe, findet es von vornherein aufregend und geil (auch wenn es das gar nicht wirklich ist)? Und so empfindet man etwas, das man bei bekannter Haut ebenso spüren würde, wäre man mit der gleichen Intensität im Hier und Jetzt ...
Ich halte das für eine mögliche Erklärung. Und ihr?
(Fragt der Antaghar)