Danke, PlayaSan, für die gute, fundierte Zusammenfassung.
Ich möchte noch etwas zu dem Nicht-helfen-wollen-lassen sagen.
Wie ich ja inzwischen mitbekommen habe, gehöre ich zu den wenigen Ausnahmen, die sich helfen ließen. Das war aber nicht ganz so freiwillig. Es musste erst zu einem totalen Zusammenbruch kommen, was ich heute als Glücksfall bezeichne, bis ich mir helfen ließ. Bis zu dieser „Stunde 0“ war ich genauso uneinsichtig, wie alle anderen NPSler auch. Es hat ja auch keiner gewusst, inklusive ich selbst, welchen Defekt ich da habe, warum ich so bin, wie ich bin. Den Alkoholismus müssen viele Mitmenschen bemerkt haben, keiner, außer meiner Mutter, hat mich darauf angesprochen. Sie war die Einzige, die sagte: Du hast ein Alkohol-Problem, geh zum Doktor, red mit ihm, lass dir helfen.
Meine Reaktion darauf war jedesmal sehr heftig, ich beschimpfte meine Mutter, sie solle nicht so ein dummes Zeug schwätzen. Obwohl ich gegen Ende dieser Phase, selbst erkannt habe, das ich ein Alkohol-Problem habe (Alkoholiker nannte ich mich damals nie). Die Depressionen habe ich irgendwann auch als solche erkannt, ich schob sie aber auf meine Mitmenschen, die mich einfach nicht in Ruhe lassen können, mich ständig kritisieren und beschimpfen müssen und keiner liebt mich und so weiter.
Ich wäre damals gerne gestorben, wusste aber nicht, wie ich mich umbringen soll, denn Schmerzen soll es auch nicht bereiten, denn Schmerzen fügten mir schon die anderen dauernd zu.
Es kam zum Zusammenbruch, zu einem sogenannten „erweiterten Selbstmord“, ich möchte darüber jetzt nicht reden (im Fernsehen hab ich drüber gesprochen, hier möchte ich nicht, es tut auch nichts zur Sache). Nur soviel: Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, sieht man von denen ab, denen ich durch mein verhalten die Jahre vorher so viel Leid zugefügt habe.
Nun kam Teil 1 der Hilfe: Die Polizei brachte mich mit Handschellen in die Psychiatrie, das war ganz großes Kino für mich ! Solch eine Aufmerksamkeit wie dort in der Klinik, hatte ich lange nicht mehr.
16 Wochen blieb ich dort, der Alkoholismus wurde besiegt, Depressionen festgestellt und notdürftig behandelt, NPS vom Gutachter bescheinigt, interessierte mich nicht, wollte ich nicht hören. Nach der langen Zeit fühlte ich mich gesund und fit und überhaupt, was ist denn schon groß passiert. Ambulante Therapie ? Ihr könnt mich mal, irgendwann ist auch mal Schluss mit dem Gelaber.
Teil 2: 2 Jahre später, Freundin verließ mich, die GROSSE Liebe, sie hat mich doch so geliebt, das hat sie doch immer gesagt, oder hat sie mich nur verarscht ? Warum immer mit mir, warum machen die Weiber das immer nur mit mir ? Dieses Mal ein richtiger Selbstmordversuch, schön geplant und vorbereitet. In den Tagen vorher allen Freunden, Bekannten und Kollegen gegenüber einen besonders fröhlichen Eindruck gemacht, damit ja keiner etwas merkt und mich eventuell dran hindern möchte. Ein dummer Zufall wollte es, dass es nicht klappt. Ich hatte gerade eine ordentliche Hand voll Tabletten eingeworfen, klingelt ein alter Freund an der Tür. Ich torkel zur Tür, mach auf und breche zusammen.
Psychiatrie. Ich bin sogar zu blöd, um mich umzubringen. 14 Wochen. Aber dort wurde ein Anfang gemacht. Es wurde erkannt, dass die NPS die Ursache ist für den ganzen Rest. Ich spielte schön mit, man hat ja dort ganz viele Zuhörer, ganz viel Aufmerksamkeit, nette Frauen kümmerten sich. Nur im Atelier beim Malen war ich der ruhige, sensible Mensch, der ja auch schon immer in mir steckte. Das Malen war mein Ventil (ich malte damals schon seit vielen Jahren). Dort konnte ich meine Gefühle zeigen: Ich malte sie ganz einfach.
Nach 14 Wochen Klinik fühlte ich mich richtig gut.
Teil 3: 6 Wochen zuhause, am 23.Dezember Freund angerufen, bring mich schnell in die Klinik (Psychiatrie), sonst tu ich mir was an.
Hatte wieder meine Bezugs-Schwester Katja, die mich schon gut kannte und dieses mal bekam ich von ihr einen therapeutischen Arschtritt: „Mein lieber Herr K., sie haben schöne Augen und eine tolle Ausstrahlung, aber ich trete ihnen in den Arsch ! Verdammt noch mal, lassen sie sich helfen.“ Und ich ließ mir helfen. Dank eines sehr kompetenten Psychologen, konnte ich endlich beginnen, mich mit NPS zu beschäftigen. Ich spürte plötzlich, wie sich die Eisenbänder, die jahrelang in meinem Inneren alles abschnürten, lösten. Wie ich frei atmen konnte ! Reden konnte ! Weinen und Lachen konnte ! Über mich selbst lachen konnte ! Anderen Menschen helfen konnte !
Nach 12 Wochen war ich ein großes Stück weiter, fast ein normaler Mensch, ich wurde entlassen
Teil 4: Nach einer langen, guten Zeit, fast ohne Frauen und damit fast ohne Ärger mit Frauen, legte ich mich eines Tages ins Bett und beschloss nicht mehr aufzustehen. 3 Tage lag ich da, ohne zu essen und zu trinken, ständig nervte mich das Telefon. Am dritten Tag hob ich den Hörer ab, ich konnte das Geklingel nicht ertragen…und meldete mich. Eine Bekannte aus der Klinik war dran, merkte sofort, dass irgendwas nicht stimmte, fragte mich, bohrte, rief meinen Sohn an. Der brachte mich in die Klinik.
Also weiter arbeiten. Aber inzwischen WOLLTE ich dran arbeiten, ich WOLLTE endlich gesund werden, ein normales Leben führen.
9 Wochen, dann war’s gepackt. Ich bekam aber gehörig Druck gemacht, dass ich in ambulante Therapie gehe, was ich bisher immer verweigerte. Und dass ich meine Medikamte auch zuhause nehme, was ich bisher verweigerte. Machte ich alles, sonst hätte mir Schwester Katja wieder in den Arsch getreten. Was diese junge Krankenschwester führ mich getan hat, werde ich nie vergessen ! Sie hat mir noch lange privat gemailt, um zu hören, ob ich auch schön meine Pillen nehme und zur Therapie gehe. Habe ich alles gemacht, war ganz brav. Und das war mein Glück.
Ich kann leben ! (Muss aber wohl bis ans Lebensende immer schön vorsichtig sein)