Emotionslos
Ich sehe das ziemlich emotionslos. Wenn man das hinterfragt, kommt man letztlich fast immer darauf zurück, dass ein Anzug auf Frauen nicht zuletzt deshalb wirkt, weil er nach beruflichem Erfolg wirkt*
Für mich ist ein Anzug Arbeitskleidung (und daher ausgeprochen unspektakulär) und da ich Jacken grundsätzlich unbequem finde, wird auch ein Anzug nie wirklich bequem für mich sein.
Privat ist für mich der einzige Grund, einen Anzug zu tragen, weil er universell ist und man damit nie over- oder underdressed ist; insbesondere, wenn er schwarz ist und man variiert - vom Anzug mit T-Shirt über Hemd ohne oder Hemd mit Krawatte bis hin zum Dreiteiler; wenn man nicht gerade zum Opernball will, kann man damit nichts falsch machen. So kann man in den Swingerclub, in die Kneipe, zur Arbeit, ins (auch höherpreiseige) Restaurant, zu Hochzeiten und Beerdigungen gehen.
Aber Gedöns mache ich um Anzüge schon lang nicht mehr. Sperrig als Reisegepäck, nass dürfen sie auch nicht werden (wer mal im Anzug in einen richtigen Regen gekommen ist, weiß, was ich meine - den Anzug kann man dann wegwerfen), pflegeintensiv und unbequem. Ökologisch wie ökonomisch ist chemische Reinigung auch nicht gerade unbedenklich. Und geht der Anzug an irgendeiner Stelle kaputt, kann man ihn komplett wegwerfen, weil man Hosen oder Sakkos nicht nachkaufen kann (ist der Stoff aufgeschnitten (komplett verarbeitet), wird der Anzug nicht mehr produziert).
Jeder Schneider oder Konfektionshändler kriegt einen Infarkt, wenn der sieht, was ich in Sakkotaschen alles mit mir herumtrage. Die meinen, am Besten wäre es, die (zugenähten) Taschen gar nicht erst zu öffnen (also die Naht gar nicht erst aufzutrennen).
Etwas noch unpraktischeres als einen Anzug gibt es wahrscheinlich nicht.
Ralf
*Dass Frauen Geld nicht anziehend finden, glaube ich schon lange nicht mehr -- ich hatte mal in einem Chat eine Diskussion, in dem eine Frau lang und breit darlegte, dass Geld für sie keine Rolle spiele. Eine Weile später schrieb sie dann, dass ihr Freund sie auf der Motorhaube seines Porsche vernascht und sie das tierisch angemacht habe. Nur eines von vielen Beispielen.
Mit den Worten von Nietzsche: "Oberfläche ist des Weibes Gemüt, eine bewegliche stürmische Haut auf einem seichten Gewässer. Des Mannes Gemüt aber ist tief, sein Strom rauscht in unterirdischen Höhlen: das Weib ahnt seine Kraft, aber begreift sie nicht."
Auf dass mich die Feministinnen jetzt vierteilen