Automatismus funktioniert nur, wenn vorher ein creativer Prozess abgeschlossen ist.
D.h. jedes Set ist vorher geplant und jedes Bild besteht schon als Skribble, weit bevor es zu einem Shoot kommt.
Die eigentliche Umsetzung dann, ist automatisiert. Licht und Fond stehen, das oder die Modelle kommen aus der Visage, Skript besprechen, fertig werden. Emotionen oder gar "der Mensch an sich" vor der Kamera während des Knipsens interessiert niemanden, da es um die Umsetzung eines Bildes und die Präsentation einer Ware geht.
Das ist nicht nur bei Mode- und Katalogfotos so, sondern auch bei Bildstrecken die wir für namhafte Erotikmagazine- und Portale Produzieren.
Entsprechend dem Briefing wird das Set aufgebaut und die Bildstrecken umgesetzt.
Das Einzigste worum es dabei geht sind die gewünschten Bilder abzuliefern, den Zeitplan einzuhalten und Geld zu verdienen.
Dies ist für keinen am Set ein Problem, da alle Beteiligten Profis sind und ein jeder weiß wie er zu funktionieren hat.
Arbeite ich für Privatpersonen oder mit einem Amateurmodel zusammen, ist die Sache viel entspannter, da weder ein großer Zeit- noch finanzieller Druck dafür Sorge trägt, das das Ziel, das Bild, gefälligst fertig wird.
Hier muß ich als Fotograf meine Konzentration voll und ganz auf mein "Model" richten. Denn auch hierbei zählt nur eins, ein befriedigendes Resultat zu erzielen, und um dies zu bekommen muß ich die Wünsche und die Fähigkeiten meines Gegenübers austesten und versuchen das Optimun zu erhaschen.
Ein Luxus, nicht auf die Uhr gucken zu müssen, den ich mir erlaube, da ich mich noch gut an die Zeiten in einem Portraitstudio erinnern kann, wo z.B. eine Hochzeitsserie mit 24 bestellten Aufnahmen nicht länger als eine Stunde dauern darf ...
Bei Auftragsarbeiten also (egal ob privat oder gewerblich), wird bei mir zwar viel gealbert, manchmal auch sexistisch gescherzt, jedoch sind wir meilenweit von einer erotischen Spannung entfernt.
Fotografiere ich für mich, und meinem "Model" (das selten sich selbst als Model definiert), erotisch, oder jemand beauftragt mich, sehr intime und sinnliche Fotos von sich zu machen, dann halte ich eine erotisierte Spannung in der Luft für unabdingbar.
Bei einer solchen Session ist alles spontan. Ich gebe einzig immer wieder dem Model einen "Rahmen" vor, in dem es sich frei bewegen kann.
Ein solches Treffen ist dann mehr eine ganzzeitliche Geschichte. Es geht auch hier um Fotos, jedoch auch um den fotografischen Prozess ansich.
Authentische Fotos zu machen und dabei dem Kopfkino eine möglichst breite Leinwand zu bieten erfordert m.E. das Zulassen erotisierter Emotionen.
So, ich denke ich habe mich hier nun ausgiebig genug erklärt und hoffe so div. Missverständnisse geklärt zu haben, bezüglich meiner Sichtweisen beim Knipsen.
... und trotzdem beharre dich darauf, das sowohl beim Fotografen, wie auch beim Model der erotische Aspekt und die sexuelle Motivation nicht zu leugnen ist.
Denn wenn dem nicht so wäre, würde sich der Fotograf mit einem bekleideten, nicht immer seinem Fenotyp entsprechenden Model oder einer Blümchenwiese begnügen.
Und das Model würde Angebote für sexy, nackige oder erotische Fotos ausschlagen und ihr Kleider- und Schuhschrank wären nicht zur Hälfte mit Dessoues und hohen Hacken vollgestopft, die man ja mal bei einem Schotting verwenden könnte ...