Es kommt auch sehr darauf an, welche "Sorte" Mensch ich suche. Es gibt nicht wenige Frauen (wie auch Männer), die reagieren reflexhaft auf bestimmte Schlüsselreize. "Männlichkeit" beispielsweise, die sich in einer gelinden Selbstüberschätzung und Forderungshaltung zeigt. Möchte mann diese Frauen erreichen, dann genügt es, sie anzuschreiben in einer interessierten Überlegenheitshaltung, die Ansprüche andeutet.
Oder ich möchte lieber andere Frauen ansprechen, die der Welt besonders reflektiert gegenüberstehen (wobei es oft Überschneidungen zwischen den beobachteten Reaktionstypen gibt). Hier ist es sinnvoll, sich
wirklich für die Betreffende zu interessieren, nicht nur aufreisserisch. Und sie an meiner eigenen vielleicht originellen Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben zu lassen. Es muss dabei ehrlich und authentisch sein, Fakesprech erspürt diese "Zielgruppe" wie ein hochsensibler Seismograph.
Offenbar fragen Anschreibende oft "Wie geht es dir?" Eigentlich eine schöne, persönliche Frage. Sie leidet nur unter der insgesamt massenhaften Verwendung, die den persönlichen Effekt wieder aufsaugt, und unter dem fiesen Gefühl der Unehrlichkeit, das den Empfänger möglicherweise beschleicht, weil die Frage des vorgeblich persönlichen Interesses aus der Dunkelheit des anonymen Nichtkennens heranspringt.
Ist "Wie geht's" einfach nur eine ratlose Ansprache a la "Nahaaa...?", oder versteckt sich dahinter eine Sehnsucht nach Nähe und Teilhabenwollen?
Immerhin könnte mann schreiben: "Hi Nickname, ich war versucht 'Wie geht es dir?' zu fragen, weil ich beim Betrachten deines Profilbildes und mit deinem Text über dich im Hinterkopf mich wirklich gefragt habe, wie es dir wohl gerade gehen mag. Jetzt verschiebe ich die Frage mit Rücksicht auf unsere Situation des Nichtkennens auf den Tag unserer Verlobung. Ich schreibe dich an, weil...".
Das bringt mindestens 10 % mehr Antwortwahrscheinlichkeit, wetten?