Dominanz und Macht
Ich bin kein Anhänger des klassischen "Szene-Spiels" der Art
Subbie will gehauen werden und provoziert daher den/die Dom(me), damit er/sie einen Grund findet, Subbie zu hauen - aber nur so weit, dass der/die Dom(me) das Gesicht nicht verliert.
Stereotype dieser Art waren mir immer zuviel Rollenspiel und zu wenig authentisch (hätte ich Spaß an Rollenspielen, wäre ich wahrscheinlich von Beruf Schauspieler geworden), so wie dieses "Wetten, meine Sub hält mehr Schläge aus als deine?", das ich wirklich in Clubs erlebt habe.
Ich finde es auch reichlich bescheuert, eine Masochistin mit Schmerz/Schlägen zu bestrafen, ich käme ja auch nicht auf die Idee, meinen Sohn mit Eis zu disziplinieren.
Es hat schon ziemlich viel Überzeugungsarbeit meines Toy bedurft, dass ich mich auf den Ring der O eingelassen habe (es war ihr wirklich eine Herzensangelegenheit, ein äußerlich sichtbares Zeichen zu tragen).
Schon mit den Begriffen "Dom" und "Sub" tue ich mich etwas schwer; es ist einfach so, dass ich der gestaltende Teil bin, der die Regeln vorgibt. Ich bin leidenschaftlicher Wahlhamburger, und wie Helmut Schmidt so schön sagte: "Hamburger brauchen keine Titel" und ich brauche keine Schubladen.
Insofern gebe ich denen recht, die eher den Focus auf Charisma und Ausstrahlung legen, die laute Doms zugunsten den leisen Flüsterern eher ablehnen.
Wenn ich als "Pascha" die Macht um ihrer selbst willen haben will, gehe ich das Thema falsch an. Wenn es mir darum geht, mein Selbstbewusstsein daran aufzubauen, dass jemand seins in den Hintergrund stellt, auch. Mir persönlich geht es immer um eine Weiterentwicklung der Beziehung, der Sub und (zwangsläufig) auch meiner selbst. Das sind manchmal (in meinen Augen) ganz kleine Dinge, die für die Sub ein Riesenschritt sind.
So hatte ich eine Partnerin (verheiratet und aus dem allertiefsten Sauerland), die für mich jeden Finger und jeden Zeh in einer anderen Farbe lackierte. Was in Hamburg kein besonderes Aufsehen erregen würde, wurde dort fast zum Dorfgespräch, was vorhersehbar war und daher wirklich Überwindung kostete und das warme Gefühl von heimlicher Zusammengehörigkeit erzeugte, das ich erreichen wollte.
Mir fehlt es auch oft an Nachhaltigkeit, die zugunsten des kurzfristigen Spaßes leidet. Das wahrscheinlich größte Kompliment an mich von einer Ex erreichte mich Jahre nachdem ich mich von ihr getrennt habe (zugunsten einer anderen Frau, was sie verständlicherweise nicht besonders witzig fand): "Du hast mich zur Frau gemacht" - bei einer Frau, die selbst fast 30 war und keineswegs ein leises Mäuschen....
Ich sage immer: Wer sich als dominant vorstellt, ist es nicht. Erstens ist das Empfinden von Dominanz immer subjektiv (was für den einen Dominanz ist, bringt andere vielleicht zum Lachen) und zweitens sollte man es jemandem auch dann anmerken, wenn er sich kein Schild um den Hals hängt.
Ralf