@lebenstoll
Erwin, was meinst Du mit höher?
habe ich doch geschrieben:
Ein interessanter Indikator ist imho die "Dogmatismus-Notwendigkeit" eines Systems, insbesondere auch innerhalb der Pro-Argumente der jeweiligen Vertreter. Als "Faustregel" könnte die Hypothese Sinn machen: je höher, desto weniger "Wahrheitsnähe".
Also je mehr (nicht hinterfragte/hinterfragbare) Dogmen in einem (Glaubens-)System stecken, bzw. nötig sind, um es aufrecht zu erhalten, desto weniger "Wahrheitsnähe" dürfte gegeben sein.
Aus Sicht von Systemuntersuchungen ist es im "klassischen Wissenschaftsbetrieb" so, dass da formal (zumindest nach den Grundsätzen der Wissenschaftstheorie) keine oder kaum Dogmen auftreten sollten, nur grau ist alle Theorie und die Komplexität der Forschung ergibt von mir so bezeichnete "systemgenerierte Dogmen", die in ihrer Wirkungsweise innerhalb des Systems sich in keiner Weise von "erleuchtet postulierten Dogmen" (zB. aus religiösen/esoterischen Kreisen) unterscheiden.
Etwas konkreter: sobald "die Wissenschaft" sich mal einig ist, dass in einem komplexen (Teil-)System A "richtig" ist, tendiert die gesamte Forschung dazu (ua. weil ja dann auch nur dafür Geld da ist) in Pro-A Richtung zu forschen. Dagegen ist grundsätzlich mal gar nichts zu sagen ! "Gefährlich" wird dieses Systemverhalten erst dann, wenn A doch nicht richtig oder zumindest grob unvollständig sein sollte.
Auch die gesamte öffentliche Meinung geht dann in diese Richtung bzw. wenn man's böswillig ausdrücken will - läßt sich dahin manipulieren.
Und da der "normale Bürger" kaum die Möglichkeit und auch nicht das Wissen hat, um irgendwelche komplexen Grundlagenforschungen selbst durchzuführen, womit die Ergebnisse solcher sich für ihn eben nicht anders als "Dogmen" darstellen, hat er/sie eigentlich nur die Möglichkeit sich an nachprüfbaren Meta-Fakten (Auswirkungen), die sich als wissenschaftich postulierte Folgen der "Dogmen" ergeben (sollen), zu orientieren. Knackig formuliert: wenn's funktioniert, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass "das Dogma" die Realität richtig/wirksam abstrahiert.
Insoferne finde ich persönlich zB. Zweifel an den "Dogmen" der Krebs- und Aids-Forschung durchaus legitim, aber noch viel legitimer sind Zweifel an den meisten alternativen Heilmethoden, denn die "funktionieren" eben auch nicht wirklich.
Und meine Kritik richtet sich jetzt - frei nach Watzlawick - in Bezug auf die Forschung dahingehend, dass bei "Nicht-(Gut)-Funktionieren" viel öfter mit einem "Mehr-Davon" (innerhalb eines Dogmas) geforscht wird, statt Kreativität (und Geld) auch wieder in eine geänderte Grundlagenforschung zu stecken.