@ER_Win:
und das "Blöde" an solchen komplett undifferenzierten (und falschen) Darstellungen wie @****ab hier demonstriert ist, dass dadurch genau jener, auch zu kritisierender Ausgrenzung und Ignoranz gegenüber berechtigter (echter wissenschaftlichen) Kritik, massiv Vorschub geleistet wird !
Ja, leider ist das so, und das kann man bei nahezu allen komplexen Themen beobachten. Die in den gängigen Medien verbreiteten Darstellungen sind notwendigerweise vereinfacht, weil sie sonst außerhalb der Fachwelt keiner verstehen *kann*. Dummerweise sind die Journalisten und Redakteure meistens auch keine Fachleute, und so ist die Darstellung häufig nicht nur mißverständlich, sondern schlicht falsch. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die laut rufen "Ha! Ich habs ja schon immer gewußt!" Und so sucht sich halt jeder die "Information" heraus, die einem behagt.
Das Phänomen der unkorrekten, zu stark vereinfachenden oder gar völlig falschen Darstellung wird wohl jeder kennen, der sich auf einem Schwerpunkt gut auskennt. Ich habe aus meinem beruflichen Fachgebiet beispielsweise noch nie einen Bericht in Populärmedien gelesen, gehört oder gesehen, der nicht wenigstens teilweise blühenden Unfug enthält, auch nicht in vermeintlich seriösen Medien. Und wenn ich weiß, daß "mein" Fachgebiet nie korrekt dargestellt wird, wieso sollte das bei einem anderen, in dem ich nicht so firm bin, anders sein? Deshalb ist m. E. eine gewisse Zurückhaltung grundsätzlich angebracht, was jegliche Medienberichterstattung angeht.
Desweiteren ist es zweifellos so, daß die herrschende Meinung nicht zwingend "die richtige" ist, sondern u. U. revidiert oder gar ganz verworfen werden muß. Dazu sind aber überprüfte Fakten, die der ursprünglichen Idee widersprechen, vonnöten, und diese verbesserte oder neue Theorie darf nicht andere Lücken aufwerfen. Man darf nie vergessen, daß die moderne Naturwissenschaft nicht erklärt, wie die Welt *ist*, sondern sie versucht Beschreibungsmodelle zu finden. Dabei gibt es zuweilen aberwitzige Ansätze. Denken wir uns mal in das erste Drittel des letzten Jahrhunderts zurück, als eine völlig neue Idee in die Physik getragen wurde. Viele Physiker haben diese Idee begeistert aufgenommen und weiterentwickelt, andere haben sie vehement abgelehnt und als "jüdische Physik" diffamiert. Nun, wir alle hier benutzen einen Computer, und dessen Bauelemente sind nach den Theorien der "deutschen Physik" gar nicht möglich. Wenn man jetzt mal den schwachsinnigen ideologischen Kram beispeit läßt dann ist das ein griffiges Beispiel dafür, daß ein althergebrachter Ansatz über Bord geworfen werden muß. Daß man dennoch Jahrhunderte lang mit der klassischen Theorie arbeiten konnte liegt daran, daß die neue Theorie die alte als Grenzfall schon enthält, und in alltäglichen Dingen kommt man mit der alten, deutlich einfacheren Theorie immer noch bestens zurecht, weshalb sie immer noch ihre Berechtigung hat.
Hier hat die neue Theorie die alte also integriert, und sie hat ihren Siegeszug angetreten, weil sie nachweislich "recht" hatte in dem Sinne, daß vorhergesagte Phänomene nachgewiesen werden konnten. Dennoch ist auch diese Theorie nicht völlig widerspruchsfrei, wir haben nur zur Zeit keine andere, die weniger Widersprüche schafft.
Nach diesem kleinen Exkurs wieder zurück zur AIDS-Thematik: Natürlich bin ich kein Experte auf diesem Gebiet, natürlich nehme ich nicht alles, was ich lese, kritiklos für bare Münze, aber die herrschende Meinung erscheint mir mit weitaus weniger Widersprüchen behaftet als die Erklärungsmodelle, die sich irgendwelcher Verschwörungstheorien bedienen müssen. Ich greife dann gerne zu Occam's Razor und sehe, was dann übrig bleibt. Das sind eigentlich nie die Ideen der Verschwörungstheoretiker.
Im Grunde erreicht @****ab's Art der "Kritik" also genau das Gegenteil von dem, was sie bezwecken will/soll: nämlich dass durchaus jene (wenigen) ernstzunehmenden Zweifel auch nicht/kaum näher untersucht werden, sondern sofort pauschal in das Eck: "Spinner, esoterische Fundis, Verschwörungstheoretiker ..." gestellt werden.
Ich denke, daß sich derartiges besonders intensiv bei ökologisch engagierten Personen beobachten läßt: Da werden teilweise abstruse und offensichtlich lächerliche Thesen so lautstark aufgebauscht, daß dadurch die wirklich wichtigen Hinweise entweder übertönt oder als ebenso lächerlich wie die anderen wahrgenommen werden. So erweisen also die wackeren Kämpfer ihrem Ansinnen einen Bärendienst.