Wenn man hier etwas lernen kann, dann ist es sicherlich der Umstand, nicht alles immer so negativ zu sehen. Ich will mal etwas abschweifen, komme aber wieder zurück auf den Punkt.
An vielen Stellen bin ich hier auf absolute Überraschungen gestoßen. Da greife ich mal die Looner heraus. Ich hatte so etwas schon mal im Fernsehen angeschaut und fand es, gelinde gesagt, entsetzlich. Ein Thema dazu hier im Forum hat mir ganz andere Seiten darüber gezeigt. Ich konnte das nachvollziehen. Auch wenn es für mich keine mögliche Spielart darstellt, so bewundere ich doch deren Offenheit und sachliche Begründungen. Eine großartige Welt, in der wir uns hier befinden.
Bei den meisten anderen Dingen sah es ähnlich aus. Cuckold, Wifesharing, BDSM, allesamt kranke Sachen, denkt man am Anfang. Die hiesigen Informationen und unzähligen Schilderungen gaben mir einen Einblick und ließen ein Verständnis dafür wachsen. Es war nun nicht mehr negativ, sondern schlimmstenfalls neutral.
So ist es auch bei der Eifersucht. Es versetzt mich doch in Erstaunen, wie Schwarz-Weiss das stets gemalt wird. Vor allem die Berichte von TheHidden haben mich tief berührt.
Das ist eine düstere, dunkle Welt, die da beschrieben wird. Es gibt keine Abweichung, kein Mittelmaß, keine Kompromisse, keine Einzelfälle.
Ich finde das erschreckend. Auch, weil es nur geringe Denkansätze gibt. Eben alles, oder nichts.
ich will nicht, daß jemand anders etwas bekommt, was ich nicht habe.
Kann das tatsächlich nur so interpretiert werden? Könnte es nicht sein, dass man an dieser Stelle eine Eifersucht zeigt, weil man sich ärgert, das selbst nicht zu können. Weil ich, als Hauptbezugsperson meiner Liebsten diesen Wunsch nicht erfüllen kann? Weil die Erfüllung durch Dritte mir einen Spiegel vorhält und mein Unvermögen mich seelischen Schmerz empfinden lässt.
Das hat nichts damit zu tun, dass der Andere es nicht haben soll. Vielmehr kann es auch eine Selbstprojektion sein.
Die andere Seite wird durch Verlustangst markiert - wenn der andere eine bessere Erfahrung als mich macht, wird er mich verlassen.
Auch an dieser Stelle würde ich ein anderes Fazit ziehen. Ähnlich dem voran gegangenen. Das "Verlassen" muss nicht zwingend im Vordergrund stehen. Hier kann es ebenso der Spiegel sein, der uns zu einer Verweigerung über die Eifersucht bringt. Wieder ist es das Bewusstsein, jemand anderes tut etwas, was eigentlich meine Aufgabe wäre. Ich fühle mich verantwortlich. Verantwortlich dafür, etwas zu erbringen. Und wenn ich es nicht erbringen kann, dann fühle ich mich vielleicht nicht wohl.
Ich Persönlich habe zumindest im sexuellen Bereich nie die große Eifersucht an den Tag gelegt. Sehr zu meinem Entsetzen. Es hätte und würde mir mehr einen Kick versetzen, wenn ich mehr davon hätte.
Anders herum empfinde ich Eifersucht eher bei den täglichen Dingen des Lebens. Wenn ich, wie oben schon beschrieben, Dinge nicht kann und andere diesen Part übernehmen. Trifft auf mich nicht zu, aber als Beispiel, wenn der Nachbar eben das Regal an die Wand schraubt, weil man es selbst nicht kann und die Dame des Hauses das auch mit Worten belohnt. Wenn man das eigentlich als Herr des Hauses selbst übernehmen müsste, aber der Nachbar so das so toll immer machen kann. Genau dann kann es Eifersucht geben. Und niemals würde ich auch nur andeutungsweise dabei an ein "Verlassen" denken.
Denken, und nicht fühlen.
Auch das ist eine Aussage, die mich traurig macht. Ich bestehe aus Gefühlen. Ausschließlich. Der überwiegende Teil meines Alltags-Lebens (Arbeitswelt ausgeklammert) ist gefühlsgesteuert. Und das mit gutem Erfolg. Erst wenn das Gefühl eine kurze Pause macht, dann denken ich nach.
Eifersucht muss nicht schädlich und negativ sein. Auch sexuell nicht. Einige sexuelle Spielarten, mit nicht Anhängern, basieren sogar darauf. Nimm ihnen die Eifersucht und sie würden ihr Spiel nicht spielen können. Und, zu guter Letzt, welcher Partner fühlt sich durch etwas Eifersucht nicht auch geschmeichelt?
Also ich würde mich freuen, wenn Eifersucht nicht generell als Krankheit oder ein Verhalten von Doofen gewertet werden würde.
Ich verstehe den Themenersteller gut. Er hat sich Erfahrungsberichte gewünscht und ich muss zugeben, damit kann ich nicht dienen. Bestenfalls meine Gefühle kann ich schildern. Da ich sexuell eher inaktiv bin, steht sich bei mir eben auch der Gedanke im Raum, was, wenn meine Frau mal was anderes, oder besser überhaupt mal wieder was will? Was würde ich tun? Wie würde ich mich fühlen? Das kann ich gut verstehen.
Am Ende würde ich wohl die Variante wählen, die mich selbst am wenigsten belastet. So mal ganz pauschal.