*sechs* ...Begegnung...
Die Mondstrahlen tauchten das Szenario in sanftes, silbriges Licht.
Er ließ Ivana nicht etwa los, als sie sich ihm zuwandte. Ihre Blicke trafen sich und er lächelte, als er das Begehren in den Tiefen der Augen aufblitzen sah. Langsam näherte er sich an, schob eine Hand in Richtung ihres Nackens, bereit jederzeit zu stoppen, aber es hatte den Anschein, dass er auf keinerlei Widerstand traf. Das überraschte ihn, doch innerlich jubilierte er. Nur war vorher noch etwas zu klären...
*
‚Ich fühle mich wie unter Hypnose’, kam es Ivana in den Sinn. Welche Kräfte zogen sie hier so widerspruchslos zu diesem Fremden?! Was hatte dieser blonde Riese an sich, das sie sich gerade wünschte, er möge sie hier und jetzt auf dem kalten Steinboden nehmen? Es gab sicher gemütlichere Orte dafür!
Sie fühlte, wie er sich vortastete, Stück für Stück seine Hand bestimmend über ihren Rücken aufwärts schob. Die Augen halb geschlossen fixierte sie ihn durch die dichten Wimpern und öffnete wie unbewusst ihren Mund. Provokativ benetzte sie mit der Zungenspitze ihre Lippen und rieb ihr Becken an ihm.
Ruckartig zog er sie fest an sich. Seine Lippen waren so nah, dass sie diese mit der Zunge hätte erreichen können.
"Lass die Spielchen, Mädel, ich bin nicht Navarre!"
Ivana riss die Augen auf und erstarrte. Obwohl er leise gesprochen hatte, vernahm sie die Schärfe in seiner Stimme. Fast wäre sie erschrocken, aber sie sah auch einen spitzbübischen Funken in seinen Augen. Warum nur musste er Navarre ins Spiel bringen? Verdammt, das wirkte fast wie eine Dusche mit Eiswasser! Wer spielte denn hier Spielchen mit wem?!
"Ich möchte jetzt wissen, wer du bist und was du mit Navarre zu tun hast... und überhaupt?!" forderte sie fast patzig.
"Merke dir, du hast hier nichts zu fordern, Ivana! Was ich dir mitzuteilen habe, ist der Grund, weshalb ich dich hierher bat. Setz dich!"
Während er das sagte, schob er sie energisch auf einen größeren Stein und drückte sie darauf. Äußerst unangenehm machte sich die Kälte des Marmors durch den dünnen Kleiderstoff am Gesäß bemerkbar. Die Gänsehaut war aber nicht der Kälte geschuldet, stellte sie heimlich fest. Außerdem ärgerte es sie, dass sie durchschaut worden war, aber sie wollte unbedingt wissen, was er zu erzählen hatte.
"Ich nehme an, du erinnerst dich an die drei Türen und die Wahl, die du vor mehr als einem Jahr getroffen hast?" begann er.
Ivanas Gedanken überschlugen sich. Da war es, das fehlende Puzzleteilchen in ihrem Gedächtnis! Natürlich, sie hatte die mittlere, "Santos Tür" gewählt. Damals der kurze Blick zum Nachbarraum und das lächelnde Gesicht dahinter, was zu dem Hünen vor ihr gehörte. Ebenso wie Navarres enttäuscht-trauriger Gesichtsausdruck auf der anderen Seite. Die Erinnerung war wieder da, nur seinen Namen kannte sie nicht.
"Gut, ich sehe, du bist nun im Bilde!" interpretierte er ihren Gesichtsausdruck richtig.
"Du fragst dich nach den Zusammenhängen und warum ich hier bin? Dann höre zu und unterbreche mich nicht. Ich werde mich so kurz wie möglich fassen. Mein Name innerhalb des Zirkels ist Olaf", kam er ihrer Frage zuvor.
"Unser Oberster war Navarre, wie du vermutlich schon erraten hast. Nach deiner Wahl war er nicht mehr er selbst, da er fest darauf gebaut hatte, dass du das "ewige Leben" wählen würdest. Nun ist es uns aber nicht gestattet, jemanden ohne sein ausdrückliches Einverständnis zu "wandeln", daher standen er und auch du unter ständiger Beobachtung. Er hat es trotzdem getan und damit unsere oberste Regel gebrochen. Das braucht dich aber nicht weiter zu belasten, darum kümmert sich der Rat des Zirkels. Auf jeden Fall wurde bereits ein neuer Oberster gewählt."
Ivanas Augen weiteten sich bei diesen Neuigkeiten und langsam ergab sich aus den verschiedenen Teilen ein ganzes Bild. Darum war sie also sofort gefunden worden und hatte das permanente Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Aber warum war er nun hier? Nur um ihr das zu erzählen sicher nicht. Sie wartete darauf, dass er fortfuhr.
"Die Wahl fiel auf Santos, der mich beauftragte, dich nun über alles zu unterrichten, dir die Regeln zu erklären, oder dir Fragen zu beantworten. Nebenbei bemerkt, eine Aufgabe, die ich sehr gerne übernommen habe."
Da war es wieder, sein überaus freches Grinsen bei diesen Worten. "Du kannst also in Ruhe darüber nachdenken, denn ich bleibe erstmal bei dir. Vielleicht sollten wir uns in der Zwischenzeit etwas näher bekannt machen, denn mir schien, dass du genau das wolltest."
Unverhofft fühlte sich Ivana in ein Wechselbad der Gefühle gestoßen. Die letzten Sätze sickerten nur langsam in ihr Bewusstsein und während ihre eine Hirnhälfte schrie: "Jaaa!!", mahnte die andere leise: "Was ist mit deinen Vorsätzen und Plänen?!" Es verwirrte sie alles gerade sehr, und dass sie zu ihm hochsehen musste, machte es auch nicht einfacher. Wie der sündige Turm von Babel ragte er vor ihr auf.
"Und wie ist dein richtiger Name? Du sagtest, innerhalb des Zirkels nennst du dich so", lenkte sie vom Thema ab.
"Fearghas vom Clan Mackay..." er deutete eine Verbeugung an. "darf ich dir meine Aufwartung machen, Lady Ivana?!" die Ironie war nicht zu überhören, während seine Hand ein Eigenleben entwickelte und eine ihrer Haarsträhnen um den Finger zwirbelte. Wie zufällig streifte er dabei die zarte Haut ihres Dekolletés. Seine blauen Augen färbten sich eine Spur dunkler und hielten den Kontakt mit ihren.
Ivana saß bewegungslos und fühlte sich von seiner Präsenz wie gebannt. Die leichten Berührungen brannten heiß wie Feuer und ließen sie erbeben.
Ohne Vorwarnung bückte er sich hinunter und hob Ivana vom Stein, als wöge sie nicht mehr als eine Feder. Ihre Beine rechts und links um seinen Körper kreuzten sich automatisch hinter seinem Rücken. Sie locker mit der einen Hand haltend, schob er mit der anderen ihr Kleid über ihre Hüften nach oben und erforschte keck ihre intimsten Bereiche.
"Da wir nun den offiziellen Teil erledigt haben, sollten wir zum angenehmen übergehen, meinst du nicht, Lady?!" ...Ivana fühlte seinen Atem nah an ihrem Ohr und seinen Finger in sie eindringen.
Aus ihrer Antwort wurde nur ein lustvolles Stöhnen und ihre Hände wühlten sich in seine Haarmähne, ihn dabei näher ziehend und seine Lippen zu einem intensiven Kuss herausfordernd.
@****ris
29/01/17