Nun mal Butter bei die Fische...
Hallo Mark,
hier wurde nun in so kurzer Zeit so viel geschrieben und vieles ist so wahr...
Die Lösung weisst aber nur du und deine Freundin, wenn du sie nur anstrebst und ihr nachgehst...
Du sagst du übernimmst Verantwortung und liebst deine Kinder, dir graut vor einem Ultimatum, du hast wahnsinnige Verlustangst. Aber gleichzeitig fühlst du zuhause nichts mehr, sondern fühlst dich bei anderen verstanden und respektiert?
Die besten Zeilen hat für mich Selina geschrieben - danke vielmals - als sie die Seite der Mutter beschrieb und die Gefühlswelt, die so tatsächlich durch die Aufgabe als Mutter hereinbricht. Du solltest also im Fred zurückblättern und dir das nochmal genau vor Augen halten.
Dass beide was falsch machen, steht ausser Frage. Es ist ja hier so, dass beide sich nicht mehr verstanden und angenommen fühlen. Sonst wäre deine Frau ja auch nicht dir gegenüber so reserviert. Ihre Angriffe und Seitenhiebe sind auch nur ein Hilferuf, da sie die Situation bestimmt genau so belastet.
Und ich glaube dir sogar, dass du dir vormachst, dich aufzuopfern für deine Familie. Du siehst dich gerne als leidender, ausgelaugter Mensch. Ich weiß nicht, ob du die Anerkennung, die du zuhause nicht bekommst, in der Arbeit erfährst. Aber wenn du meinst, dass das Aufopfern für die Familie darin besteht, die Firma auszubauen (ist ja schließlich zum Wohle der Familie und damit es Frau und Kinder gut geht...) dann bist du völlig auf dem Holzweg.
Auch ich habe, je schlechter es in der Beziehung ging, mich immer mehr aufgeopfert. Ich habe mich aufgegeben, und gearbeitet, gemacht und getan. Ich habe sogar nachts die Arbeiten erledigt, die so zuhause getan werden mussten. Habe mich selbst zurückgestellt. Aber je mehr ich arbeitete und tat, desto weiter gingen unsere Gefühle auseinander. Warum? Weil das deine Frau gar nicht interessiert. Sie will, dass du für sie da bist. Dass du neben ihr sitzt, ihr zuhörst, wenn sie von Ihren Gefühlen spricht und wie es ihr geht. Wir machen immer den Fehler und hören nur kurz zu und machen dann, um das Problem zu lösen. Mit der Folge, dass wir nihct mehr wirklich für unseren Partner da sind.
Für die Familie zu sorgen heisst nicht, von Morgens bis Abends zu rackern, damit sie finanziell gut versorgt sind und alles haben, was sie brauchen. Deine Familie ist auch garantiert mit weniger glücklich(er). Was sie braucht, ist ein Mann für deine Frau, der da ist und sich wirklich für sie interessiert. Der ihr zuhört und in sie hineinfühlen kann. Der Ihre Situation versteht und auch über ihre momentanen (o.k. inzwischen jahrelangen) Rückzug und Kratzigkeit hinwegsieht. Und zwar deshalb, weil sie ihr Wesen und ihr gekränktes Selbst damit schützt. Was sie braucht, ist ein liebevoller Vater für ihre Kinder. Sie muss sehen, dass du dich um die Kinder kümmerst, dich um dich sorgst. Dass du dich ihrer annimmst, mit deiner Freundin auch diese Verantwortung teilst und ihr in dieser Beziehung auch wirklich eine Stütze bist. Wer von Morgens bis Abends Kinder um sich hat und die Verantwortung trägt, ist schlichtweg zu platt, um noch heiß und geil zu sein. Genauso wie du nach der Arbeit vielleicht auch nicht in der Stimmung bist, noch viel mit deiner Freundin zu beackern, oder ihr wirkliche Aufmerksamkeit zu schenken.
Glaube nicht, dass das, was sich jahrelang angesammelt hat, mit einer Flasche Sekt unter dem Arm besprochen werden kann und am nächsten Tag alles Paletti ist. Du wirst ihre Zurückweisungen, ihre Angriffe schon länger aushalten müssen, um ihr wirklich nahe zu kommen. Und das ohne Vorwürfe, ohne dauernd zu fordern.
Denn das ist das nächste, was ich dir mit auf den Weg geben kann. Wenn du eine Veränderung wünschst, musst (MUSST) du bei dir anfangen. Nicht auf deine Freundin zeigen. Sie hat auch Fehler gemacht, die genauso eine Reaktion auf dein Verhalten sind, wie dein Verhalten auf ihre - eine Spirale. Und bockig zu sein und zu sagen: ändere was, dann kann ein Schuh daraus werden, klappt nicht. Vertrauen und Nähe muss sich langsam wieder aufbauen.
Wir machen meist den Fehler, anzufangen und zu schnell zu viel zu fordern. Und wenn wieder erste Blüten in der Beziehung aufkeimen wollen wir, dass gleich alles wieder so wird, wie wir uns das wünschen, wie es vielleicht vor den Kindern war.
Ich denke, das erste was du tun kannst, wenn du es denn willst, ist: Sei da für deine Familie, schaffe ihr mehr Platz in deinem Leben. Sei für die Kinder ein Vater, mit dem sie sich austauschen können, der für sie da ist - und ich meine das genau so - räumlich zeitlich und mit deiner ganzen Seele. Sei deiner Freundin ein Mann. Der ihr zuhört, mit ihrer Situation mitfühlen kann. Der DA ist, auch wenn sie dir die Krallen zeigt. Der dann nicht mit Trotz beleidigt reagiert, sondern nicht aufgibt und auch an sich arbeiten kann. Alles andere wird sich dann langsam entwickeln.
Und: du kannst das alles tun, wenn du das willst. Aber leider möchte man auf vieles nicht verzichten, bevor es einem so richtig dreckig geht. Du machst so lange weiter, bis du umkippst und fühlst dich dann als Opfer - oder du stehst irgendwann da, als erfolgreicher Chef und Single, der zu spät merkt, was im Leben wirklich wichtig war.
Was du möchstest, musst du selbst entscheiden. Ist es der - ganz bestimmt lange und schwere - Weg zurück zu deiner Familie oder die bequeme Flucht (meine Meinung) zu anderen Frauen und in deine Arbeit. Du kannst arbeiten arbeiten arbeiten, und dir dein Selbstwertgefühl dort holen. Du kannst dich mit anderen Frauen anfreunden. Dort ist es einfacher. Klar: dort hast du keinen Alltag, dort hast du keine Kinder, die oft anstrengend und unbequem sind, dort ist die Frau nicht müde und ausgelaugt durch die Familie. Aber wie wird es dann? Dort kehrt der Alltag auch irgendwann ein... Und es wird immer wieder gleich enden, wenn du nicht das Problem in dir bearbeitest.
Dass es hart ist und einen zerreissen kann, weiss ich nur zu gut. Aber es ist auf jeden Fall authentisch, wenn du dir über dich ins Klare kommst und die Konsequenzen daraus ziehst.
Klar sind die Kinder wichtig und du hast die Verantwortung für sie! Aber auch für deine Kinder ist es bestimmt besser, wenn sich die momentane Situation ändert, so oder so. Eine Trennung kann durchaus die Folge sein, wer weiss schon, ob ihr nochmals so zusammenwachsen wollt. Aber Kinder leben mit getrennten Eltern, die stark und glücklich sind, besser als mit Eltern, wie ihr es momentan seid. Auch getrennt könnt ihr noch voll und ganz für die Kinder da sein, mit Leib und Herz. Man muss sich eben arrangieren. Wie schon geschrieben wurde: Die Kinder bekommen alles mit, auch wenn ihr nichts sagt. Sie fühlen es viel mehr als wir. Und ihre größte Angst ist vermutlich, dass ihr sie irgendwann nicht mehr lieb habt oder dass ihr euch wegen ihnen trennt. Obwohl Kinder nie der Grund sind, sondern ausschließlich die eigenen Erwartungen.
Ausserdem: Eine Trennung kommt vielleicht, wenn Ihr die Sache angeht - das ist das schwere Risiko. Aber sie kommt bestimmt, wenn ihr so weitermacht... Oder noch schlimmer, ihr lebt so weiter. Das wäre wohl das schlimmste, was ihr eueren Kindern, aber auch euch antun könnt. Ich weiss dass es oft so läuft. Es ist bequem und man muss sich nihct vor sich selbst und anderen rechtfertigen. Aber die Quittung folgt immer - jetzt, in Jahren oder in Jahrzehnten...
In der Hoffnung, nochmals Denkanstöße geliefert zu haben.
Kräftende Sonnenglanz-Grüße vom PsüchotherapeutenOberfilosofundLabertasche Sonnenglanz