Hallo
Secretme3,
deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor, und das Dilemma ist wirklich ein klassisches.
Der Ansicht, dass du lieber zuerst mit deinem Mann reden solltest, bevor du dich auf eigene Faust umzuschauen beginnst, kann ich mich nur anschließen. Du verschaffst dir sonst einen Erfahrungsvorsprung, den er vermutlich nie mehr aufholen kann, und je mehr du anderweitig Blut leckst, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du dich mit seinen tastenden Versuchen zufriedengeben kannst!
*********iten:
Nein, sich in der Sexualität auf seiner vermeintlichen einzig passiven Neigung auszuruhen und zum Konsumenten zu mutieren ist nicht normal.
Genau das tust du offensichtlich nicht, sondern hast bisher deine eigene Sexualität eher zurückgestellt und in erster Linie ihm beim Genießen geholfen:
****33:
Ich hatte noch nie in meinem Leben einen durch einen mann ausgelösten Orgasmus (bin mitte 30).
Ich liebe sex und das deswegen, weil ich es sehr anregend finde meinem mann bei seiner Lust zuzuschauen und ihn zum Orgasmus zu bringen. Na klar, verwöhn ich ihn dabei auf alle möglichen Arten und weisen. Aber meine eigene Sexualität steckt hinter dem wunsch, "bezwungen" zu werden, schon immer fest.
Die Frage ist ja, wie großes Potenzial schlummert in deinem Mann, dich in diesen Bedürfnissen, die da immer stärker ans Tageslicht wollen, zu befriedigen?
Hat er vielleicht irgendwann einmal etwas Bestimmtes getan, das dich in dem Moment extrem gekickt hat? Deine Handgelenke festgehalten, dich im Nacken gepackt, dir im richtigen Moment einen Klaps auf den Po gegeben, dir im richtigen Tonfall etwas befohlen? Magst du bzw. macht er/ihr Dirty Talk? So etwas könnte ein Superaufhänger sein, um im Sinne von positivem Feedback anzufangen mit "Erinnerst du dich, wie du XXX …? Das hat mir so gut gefallen, könntest du das nicht wieder mal machen?"
Shades of Grey kann auch ein guter Einstieg sein, aber eher nur dann, wenn beide das Buch gelesen haben … den Film habe ich nicht gesehen, habe aber den Eindruck, dass er BDSM eher in ein noch schlechteres Licht rückt als das Buch, was ja in deinem Fall eindeutig kontraproduktiv wäre.
Die Ebenbürtigkeit auf partnerschaftlicher Ebene sollte übrigens nicht beeinträchtigt werden durch derartige Enthüllungen bzw. eventuelle neue Rollenverteilungen. Zum einen kannst du da ja deine Wünsche leicht verbal klarstellen ("Ich habe herausgefunden, dass ich im Bett dominiert werden mag, vielleicht gerade als Ausgleich zum Alltag. Denn mit meiner Rolle im Alltag hat das gar nichts zu tun"). Zum anderen wird sich seine Wahrnehmung von dir kaum von einem Tag auf den anderen um 180° drehen. Wenn er ein aufmerksamer Beobachter ist, kann es sein, dass er auf einmal gewisse Verhaltensweisen von dir (wo evtl. deine Neigung durchschimmert) mit anderen Augen zu sehen beginnt. Möglicherweise schaltet er auch öfter einmal den Kopf ein und denkt "Da schau her, und diese taffe, selbstbewusste Frau, die ich da sehe, liebt es, im Bett unterworfen und gedemütigt zu werden!". Aber sein Verhalten und seine Einstellung dir gegenüber werden ja auch sehr stark dadurch beeinflusst, wie du ihm gegenüber auftrittst. Solange sich das nicht stark verändert, dürfte es ihm auch schwer fallen, sich selbst anders zu verhalten, und falls er sich da doch einmal komplett daneben benimmt, kannst du das ja immer noch verbal klarstellen.
Umgekehrt solltest du ihm seine neue Rolle, falls er sie denn annimmt (klar, noch ist das Zukunftsmusik), versuchen, durch betont devotes Verhalten zu erleichtern und dominantes Auftreten von seiner Seite zu "triggern". Du könntest ihn auch mal fragen, was er davon hält, z. B. eine Frau zu fesseln, sie einfach zu benutzen, sie zu schlagen, natürlich unter der Voraussetzung, dass ihr das auch gefällt (und auf eine Art, wo er keine Angst haben muss, von dir aufgrund solcher Präferenzen evtl. beschimpft zu werden, vielleicht mit einem Einstieg wie "Ich hab das und das mal gesehen/gehört und finde es irgendwie schon interessant/reizvoll", um ihm klarzumachen, dass dir die Richtung prinzipiell gefällt).
Die Aktion mit dem Alkohol finde ich auch eher unpassend, du solltest schon Herrin deiner selbst sein und auch dazu stehen, dass da etwas in dir schlummert, was Berücksichtigung finden möchte.