@****33
Ich habe … wahnsinnige angst …
Nun, den ersten Schritt mit Deinen Ängsten umzugehen hast Du bereits getan, Du hast hier einen Thread gestartet und beginnst darüber zu reden und suchst nach Lösungen und das war klug und ist die richtige Richtung. Das kannst Du also schon einmal auf der Mut- und Habenseite verbuchen.
Es ist völlig natürlich, dass uns das Unbekannte Angst machen kann. Das ist etwas, was so ziemlich alle Menschen über alle Kontinente hinweg miteinander gemeinsam haben. Du bist also schon mal in guter Gesellschaft, denn das ist völlig normal.
Das blöde an der Angst ist, dass das kleine Miststück eine Meisterin darin ist uns alle erdenklichen Horrorszenarien in den übelsten Farben aufzumalen. Und der Worst Case ist ihr Lieblingsmotiv, weil sie eine raffinierte Socke ist und genau weiß, wie sie Dich kriegen und ausbremsen kann.
Und umso intensiver wir uns in diese Bilder hineindrehen, desto mächtiger können sie werden und zu dem einen gemalten Horrorszenarium gesellen sich ganz flugs noch weitere, weil viel hilft viel, sagt die Angst. Zu viele „Wenn und Aber“ auf einmal, erdrücken aber das Licht in unseren Bildern und Träumen um die es eigentlich geht. Und wir neigen ganz schnell dazu unsere Wünsche wieder einzubuddeln, eben um die Angst nicht mehr zu spüren.
Nur - die Wünsche und Sehnsüchte kommen wieder, wie Du ja weißt. Haben sie sich erst einmal in Deinem Kopf festgesetzt und etabliert, dann ploppen sie immer wieder hoch und flüstern und locken, denn das ist ihre Natur. - Und das Spiel beginnt von vorn. Und es wird von mal zu mal heftiger.
Und um diesen Kreislauf weißt Du bereits und Du willst da raus, sonst würdest Du hier nicht schreiben.
Wenn Du Dir jetzt das Glas Wein gönnen würdest, von dem Du weiter vorn sprichst, dann würdest Du noch völlig nüchtern betrachtet feststellen, dass die beiden Kräfte, die da in Dir wirken eigentlich eine völlig ausgewogene Pattsituation darstellen und eigentlich bedarf es Deinerseits nur eines Funken Mutes um die Waage zu Deiner Haben-will-Seite zu drücken.
Denn änderst Du nichts, dann kannst Du jetzt schon Deinen zukünftigen Weg bis zum Horizont betrachten und Du weißt, dass Du den so eigentlich nicht weiter gehen möchtest. Es gilt also an der nächsten Wegzweigung nicht nach links sondern nach rechts abzubiegen, denn wenn Du weiter tust, was Du bisher immer getan hast, dann wirst Du auch die bleiben, die Du bisher warst.
Mut ist übrigens nichts Kompliziertes; Mut ist nichts weiter, als das Unterdrücken der Symptome der Angst.
Und da die Angst keine Person ist die edel und ritterlich Deinen Wünschen und Sehnsüchten im Wege steht, besteht auch keine Veranlassung Deinerseits edel und ritterlich ihr gegenüber zu sein. Es ist also völlig ok ebenfalls zu Tricks zu greifen, um sie auszuhebeln oder niederzuhalten. Trink ruhig Dein besagtes Glas Wein, wenn es Dich entspannt und Dir dabei hilft Dich Deinem Partner in einem Gespräch zu offenbaren, sofern Du diesen Weg wählen sollest.
Ein mir mal sehr lieber Mensch, hat vor einer echten Ewigkeit einen ganz anderen gewählt. Auch ihr war es einfach nicht möglich, die Zähne auseinander zu bekommen und ganz offen über ihre devoten Bedürfnisse zu sprechen. – Irgendwann an einem Wochenende hat sie mich dann ganz liebevoll auf dem Sofa platziert und mir eine Illustrierte in die Hand gedrückt und mir gesagt, dass sie bald wieder da wäre und ich möge mich doch bitte gedulden. Und hätte ich nicht schon gelegen, so wäre ich garantiert lang hingeschlagen bei dem Anblick, den sie mir nach gut 20 Minuten plötzlich gönnte, als sie wieder in das Wohnzimmer kam. Um es kurz zu machen, sie hatte sich nebenan edelst als wundervoll frivol anzusehendes Dienstmädchen aufgehübscht und wenn ich edelst meine, dann ist das auch so. Da passte aber auch alles. Schwarze Spitzenwäsche, Strumpfhalter, weißes Schürzchen, Heels, hochgesteckte Haare und die Nähte der Nylons saßen messerscharf. Und dann kredenzte mir das kleine Engelsluder leise lächelnd einen Tee und begann ein Wohnzimmer zu entstauben, das gar nicht entstaubt werden musste. Und sie war eins mit dieser Rolle. Durch und durch. Und sie hielt sich daran fest, sie zelebrierte sie geradezu und ich – ich begann zu genießen - aber so was von. Und irgendwann fragte sie ganz leise, ob sie denn dem Herrn noch anders zu Diensten sein könnte. Der Rest ist Geschichte.
Sehr viel später am Abend entwickelte sich aus diesem ihren Rollenspiel heraus ein Gespräch, in dem alle ihre Dämme brachen und sie sich mir restlos anvertraute. Und das was sie offenbarte war wunderschön – nicht nur für mich, sondern ganz besonders gerade auch für sie.
Ich schreibe Dir das um Dir Mut zu machen
@****33, es gibt viele Wege, die nach Rom führen, von einigen hast Du hier schon gelesen und dieser hier – einer durch die Blume - ist auch einer davon. Wie eine Schauspielerin in eine definierte Rolle zu schlüpfen, war für sie eine Krücke, die ihr Sicherheit gab - eine völlig legitime, wie ich finde - um einem anderen zu zeigen, wie es tatsächlich um sie in ihrem Inneren bestellt war.
Es besteht übrigens keine wirkliche Veranlassung bereits schon im Vorfeld die mögliche Dominanz Deines Partners in Frage zu stellen. - Denn so wie in Dir noch eine völlig andere Person wohnt, als die die Du nach außen zeigst, so kann auch in ihm jemand wohnen, der Dich durchaus angenehm und positv überraschen könnte.