@Glückkater
und wäre dann der Geliebte unmoralisch?
Hier wird für mich von einen komischen Modell ausgegangen, alle schieben die Verantwortung für die Beziehung von A nach B.
Ist das so?
Betrügt mich mein Mann, was habe ich davon, die Schuld bei ihm zu suchen, bei der Geliebten?
Ändert es etwas für mich?
Die Rolle eines Opfers, ist in erster Linie die Rolle eines Menschen, der sich unverantwortlich fühlen darf. Sie geht aber einher mit einem Machtverlust. Ohnmächtig, so sagen viele, die sich als Opfer sehen, würden sie sich fühlen.
Ich könnte mich auch fragen, was es mit mir zu tun hat, was ich davon habe, dass mir so etwas passiert, was ich dazu beigetragen habe, was ich daraus machen will.
Damit würde ich wieder verantwortlich für mein Leben und es würde sich hart aber auch kraftvoll anfühlen.
Ich habe das schon mal beschrieben, meinen persönlichen Umgang mit Opferstorys.
Ich mache das einfach noch einmal, um zu verdeutlichen, was ich meine.
Ich bin in der DDR aufgewachsen, als Katholikin. In der Schule in die ich eingeschult wurde gingen nur linientreue Kinder, das hat mit dem Dorf zu tun, in dem ich wohnte. Die meisten Häuser gehörten einst Juden, dann Nazis, dann Stasimitgliedern.
Ich habe also meiner Lehrerin, nur durch die Tatsache, das ich kein Pionier war die Prämie versaut. In ihrer Wut darüber, liess sie mich jeden Morgen vor die Klasse treten und forderte die Klasse auf:" lacht sie alle aus, sie glaubt an Gott!"
Keine schöne Erfahrung für ein Kind. Jahrelang tat ich mir selber ziemlich leid... Es war eine Erfahrung von Ohnmacht, Ausgeliefertsein usw...
Irgendwann habe ich für mich die Geschichte umgedreht, ich habe mich gefragt, warum ich nicht einfach so lange Terror zu Hause gemacht habe, bis ich Pionier werden konnte. Ich hätte das sicher schaffen können, ich habe das nicht mal versucht.
Warum nicht?
Was hatte ich davon?
Nun, ich war jemand Besonderes. Ich hatte fast einen Märtyrerstatus,
ich hatte Anerkennung in der Gemeinde...
Ich war nicht wie alle!
Mit dieser Erkenntnis, habe ich meine eigene Kraft zurückgewonnen und die Sicherheit, nicht ein Opfer der Umstände zu sein, sondern der Meister meines Lebens.
Ich empfehle, dieses Umdenken zu üben.
Und dann erübrigt sich die Frage nach der Moral!