Vom Nicht-Suchen und Finden
@****na:
"Wenn wir aber alle aufhören zu suchen, wer findet uns dann?"
Wie gesagt, logisch schwer zu begreifen.
Ein Hinweis: wir finden auch dann, wenn wir nicht suchen.
Jeder von uns kennt das: er hat was verlegt, sucht wie verzweifelt, findet es nicht, gibt die Suche auf, und zwei Tage später - springt es ihm in die Augen. Sprich: er findet, da er aufgehört hat zu suchen.
Erstens: heisst "aufhören zu suchen" nicht, dass ich fortan blind durch die Gegend laufe. Im Gegenteil: mein Blick wird offener, wenn ich mich aus dem Dunstkreis meines Frustes über die bisher erfolglose Suche herausbegebe, weil ich aufgehört habe zu suchen.
Zweitens: heisst "aufhören zu suchen" nicht, dass ich faul in meinem Sessel sitze. Man geht auch spazieren, ohne etwas zu suchen. Etwa am Strand, und plötzlich fällt einem eine wunderschöne Muschel in die Augen.
Das Böde am verzweifelten Suchen ist, dass die Verzweiflung an uns eine recht schlechte Ausstrahlung hervorruft. Die wiederum ist dem Finden kontraproduktiv, denn potentielle Partner nehmen diese negative Ausstrahlung (meist unbewusst) wahr.
Ich habe intensiv gesucht und traf meine Geliebte im Chat. Wir chatteten drei Stunden lang bis tief in die Nacht. Am nächsten Morgen las ich mir das Chattransskript noch einmal durch und beschloss, dass mich diese Frau nicht weiter interessieren würde. Das schrieb ich ihr dann auch.
Zwei Wochen später liefen wir uns zufällig an einer Tankstelle über den Weg, und als ich sie vor mir stehen sah, zündete ein Blitz in mir. Seitdem sind wir ein Paar.
Die Weltweisheit lehrt, dass das "Loslassen" eine Grundbedingung dafür ist, dass uns das Glück widerfahre. Erst im Loslassen lassen wir die Lücke, n der das Schicksal uns unser Glück zuspielen kann.
Dies Prinzip gilt übrigens immer, selbst Orgasmen erleben wir intensiver, wenn wir innerlich loslassen können.
stephensson
art_of_pain