...doppelmoral etc...
ein sehr interessanter, lesenswerter thread! danke!
interessant auch deswegen, weil die "üblichen" muster entstehen: einige "kämpfen" für ihre "sache", nämlich dem "erklären", wieso "fremdgehen" eigentlich nicht mehr und nicht weniger als eine "menschliche" alltagshandlung ist - und andere, die hinterfragen, wieso es solche phöse buben und mädelz geben mag. die eingangsfrage allerdings wird nur am rande behandelt. eigentlich schade, beleuchtet sie doch auf philosophische art und weise eine der heute aktuellen "lebensfragen", die ganz, ganz viele menschen beschäftigen dürfte.
lug und lügen, betrug und betrügen sind ganz offensichtlich und von allen erkannt und leider auch anerkannt teil des täglichen lebens. selbst die spitzenpolitiker dürfen "ungestraft" tun und lassen, was sie wollen: selbst, wenn nachweislich wahlversprechen am laufmeter gebrochen werden, kommt es nur selten zu wirklichen konsequenzen. dafür aber dann erstaunlich oft die ausrede: was die da oben können, kann ich auch. und weil die das ungestraft tun und lassen dürfen, kann ich das auch.
die sexualität scheint eines der "verlogensten" themen überhaupt zu sein. jeder mensch weiss, dass sie stattfindet. und im besten fall sensationelle gefühle auslösen kann. wer erinnert sich nicht an erste erfahrungen mit dem eigenen körper? wer erinnert sich nicht an erste erfahrungen mit einem (oder sogar mehreren) fremden körper? sind diese erfahrungen, zumindest im "positiven" fall, ursache dafür, dass wir dies immer und immer wiederholen wollen? sind nicht negative erfahrungen mit ein grund dafür, eben jene möglichst zu vermeiden?
ganz tief in sich drin, in der tiefe der seele, weiss jeder mensch, dass liebe und zuwendung ein grundbedürfnis darstellen. als "erwachsener" kommt ein weiteres grundbedürfnis dazu, die "gelebte" sexualität. der umgang unserer gesellschaft mit diesem thema allerdings führt eher zu einer ganz gewaltigen verunsicherung. sex wird, wie alles andere im leben auch, mit qualitäts- und qauntitätskriterien "gemessen". obwohl keiner weiss, wie man/frau das tatsächlich messen kann.
ein "killerkriterium" schliesslich scheint, auch heute noch, die sexuelle treue zu sein. und auch das aus einem gefühl, das viele menschen ganz tief in sich drin fühlen. andere wiederum sind in der lage, sex und liebe dermassen strikt voneinander zu trennen, dass die "wertigkeit" der sexuellen treue einen ganz anderen stellenwert einzunehmen scheint.
unlogisch wird es meines erachtens erst dann, wenn die menschen nicht sagen und leben, was sie denken. und auch nicht gewillt sind, die konsequenzen des eigenen tun und lassens ehrlich und authentisch auf sich zu nehmen. da wird es dann wieder unglaublich rasant egoistisch, die entschuldigungen und beschwichtigungen dafür, dass man seine "nächsten" belügt und betrügt, um sie zu vor der wahrheit, die verletzen könnte, zu "schützen", nehmen zuweilen bizarre formen an. letztlich sind "untreue" menschen auch sich selbst gegenüber nichts anderes als "untreu". egoismus und hedonismus sind die triebfedern unserer gesellschaft, viele schauen für sich selbst und ihren eigenen vorteil, die anderen sind nur schückendes beiwerk oder tragen dazu bei, einige der grundbedürfnisse regelmässig ohne allzu grossen aufwand zu decken.
sexualität, eigentlich das "natürlichste", was wir heute noch haben. eines der meist diskutierten und doch am häufigsten missverstandenen themen. keine "schule" der welt spricht dieses eminent wichtige thema locker, entspannt und natürlich an - in den meisten "modernen" gesellschaft schliesslich ist bereits nacktheit eine "sünde". als würden wir alle mit kleidern am leib geboren. wie in aller welt soll dann authentisch und ohne moralkeule über die sexualität gesprochen werden?
die krönung ist die gelebte doppelmoral in westeuropa: mehr oder weniger jeder mensch wird mehr oder weniger "automatisch" einer religion, einem "glauben", zugeordnet. weil es ja schliesslich "alle" so machen. menschen, die aus der kirche austreten, werden verdächtigt, dies hauptsächlich wegen der kirchensteuer zu tun. ist das nicht eine völlig verblödete sicht der dinge? auch, was sexuelle moral anbelangt, die von den meisten kirchen gepredigt wird, ist diese "gelebte" doppelmoral erschreckend.
wer sich selbst treu ist und auch bleibt, wird von anfang an authentisch und echt sein - und damit auch kommunizieren können, dass er/sie möglicherweise sex nicht mit einem "exklusiven" partner leben möchte. und wer genau hinsieht und ehrlich bleibt, weiss doch schon lange: monogamie in "reinform" gibt es doch schon lange nicht mehr! die meisten menschen leben gewissermassen in einer "seriellen" monogamie. und wissen demnach, und jetzt kommt mein ganz persönlicher "knackpunkt", dass sex mit verschiedenen menschen durchaus sehr unterschiedlich sein kann. trotzdem entscheiden sich sehr viele nach wie vor dafür, ihre sexualität mit einem einzigen partner auszuleben. weil es sich für sie einfach "besser" anfühlt. aus einem ganz tiefen gefühl heraus.
wird dieses tiefe gefühl enttäuscht, ist das letztlich womöglich der alles entscheidende berühmt-berüchtigte tropf, der das beziehungslügen-fass zum überlaufen bringt: der betrüger scheint auch vor dem allerintimsten bereich gar keinen respekt zu haben. alles andere ist irgendwie entschuldbar, verzeihbar. eine verletzung der seele offenbar nicht - weil eben doch viele menschen sex und liebe miteinander "untrennbar" verknüpfen. vielleicht, weil sie es so am "intensivsten" empfinden...
hach, wie schön entspannter sex doch sein kann... entspannt im sinne von "hier bin ich ich, hier kann ich mich fallen lassen...". seltsam, dass viele das bei ihrem partner nicht tun können, wie es scheint. und toll, dass es doch immer mehr menschen gibt, die offen und ehrlich mit ihrem wunsch umgehen, "offene" beziehungen zu leben. oder auch "polygam" leben, mit allem drum und dran. keine dieser beziehungsformen ist von lügen, betrügen oder ählichem geprägt, würde ich mal behaupten. sondern von liebevollem, respektvollem umgang miteinander. davon könnten viele "unfreie" menschen ganz schön viel lernen...
lg!