augenreib 14 Seiten... aber jetzt bin ich halbwegs durch...
Vernachlässigung, Geringschätzung, Respektlosigkeit, Desinteresse aneinander, Ausschließen des anderen aus bestimmten Bereichen, gegenseitiges Abwerten und Demütigen, Lügen, Täuschen und so weiter[...]Man lässt sich so oft gegenseitig auflaufen oder macht gar einander lächerlich! Man lässt sich gegenseitig so oft im Stich! Man erniedrigt einander, zerstört das Vertrauen des anderen (und sei es nur in solchen eigentlich lächerlichen Kleinigkeiten wie beim Nichteinhalten von Versprechungen) und so weiter
Viele Beziehungen gehen bergab, so wie ich das sehe... man könnte auch sagen, der Alltag kehrt ein. Zuerst hat man alles
füreinander getan, dann hat man ganz gut
miteinander gelebt und irgendwann kämpft man
gegeneinander für seine eigenen Interessen. Und irgendwo zwischen der zweiten und der dritten Phase beginnt dann auch das, was da oben zitiert ist. Woran das liegt(Kompensation von gefühltem Ungleichgewicht usw.), auch wenn es sicher interessant ist, dem nachzugehen, ist für diesen Thread glaube ich OT.
Aber ich glaube, das setzt schleichend ein, man bekommt die rosa Brille nicht mit dem verbalen Baseballschläger von der Nase gehauen, sondern sie verliert langsam ihre Farbe. Und in der Anfangszeit des Niedergangs schluckt man sicherlich vieles(was grundfalsch ist), findet Beweggründe wie Stress, schlechte Tage oder sucht seinen Ausgleich, indem man zurückbellt. Und manchmal ist eine Kränkung mehr dann eben nicht die, die das Fass zum Überlaufen bringt, sondern nur eine unter 1000. Das war die Vorgeschichte.
Bildlich gesehen ist eine Beziehung/Partnerschaft für mich wie zwei Kugeln, die mit einem Gummiband oder einer flexiblen Ranke verbunden sind. Mal näher zusammen, mal weiter entfernt(dann aber mit dem Drang, wieder näher zusammenzukommen), mal mit ein paar Knoten drin - aber immer verbunden. Diese Verbundenheit ist für mich das, was die Beziehung ausmacht - alles andere ist WG.
Dieses Gummiband ist außerdem organisch... es verändert sich, wächst nach, und ja, kann auch verdorren, wenn nicht gepflegt.
Das in der Vorgeschichte beschriebene sehe ich wie viele kleine Schnitte in das Band - manche verheilen, manche vernarben nur, und manche bestehen weiter und vergrößern sich langsam, je mehr in die gleiche Kerbe geschlagen wird. (Und ja, da beide mit diesem Band verbunden sind, tun sich auch beide weh, wenn sie etwas machen, was es verletzt).
Bei sexueller Untreue - ist da auf einmal eine dritte Kugel. Je nachdem ob das Fremdgehen eher in Richtung Bedürfnisbefriedigung geht oder mehr emotionale Anteile hat, "sehe" ich die dritte Kugel entweder eher an einem separaten Band zu einer der beiden "Beziehungskugeln", oder sie klebt irgendwie mit an dem zentralen Band. Sie zieht also eine der beiden Kugeln weg, oder setzt sich sogar gezielt zwischen die beiden und stellt plötzlich einen unabwägbaren dritten Pol dar.
Während es im allerersten Falle wahrscheinlich möglich wäre, die Verbindung wieder zu pflegen und gesunden zu lassen, so beide das wollen, steht hier jetzt auf einmal durch die neuen Kräfte die darauf wirken sehr deutlich die Möglichkeit, daß das Band vollends reißt, im Raum. Ich vermute also(aus den Bildern "übersetzt") das Untreue(egal welcher Aspekt davon jetzt) einfach als das stärker einschneidende Ereignis empfunden wird.
Im ersteren Falle wird die Verbindung eher "ausgetrocknet" und beide hängen irgendwann an einer verdorrten Ranke, durch die kaum noch etwas hindurchgeht - was aber anscheinend weniger beängstigend ist, als die Befürchtung vor plötzlichem Abgetrenntsein.
Jetzt kann man natürlich nachfragen, warum dieser Unterschied gemacht wird, und oft wird die Antwort so etwas wie Besitzanspruch oder nicht-allein-sein-wollen oder auch nicht-sehen-wollen sein. Aber ich möchte auch nicht ausschließen, daß hier der Verlust einer tiefgehenden Verbindung als schmerzlich empfunden wird - auch wenn diese vielleicht nur noch in der eigenen Vorstellung oder Erinnerungen wirklich so vorhanden ist.
Das wäre so meine "Theorie" dazu... bildlich gesehen.
Darki