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Devot vs. masochistisch

********nder Mann
2.896 Beiträge
******uja:
Wie erlebt ihr das Verhältnis zwischen devot und masochistisch?

Devot: Ich gebe mich hin (bewusst/aktiv).
Submissivität: Ich muss/will unterworfen werden (archaisch/reaktiv).
Masochismus: Ich stehe drauf, wenn mir jemand Schmerzen/Leid zufügt. Das muss aus meiner Sicht nicht mal (körperlich) sexuell sein, sondern kann schlicht ein (psychisches) Lustempfinden sein.

Persönlich sehe ich mich als innerlich devot, keineswegs submissiv und mit masochistischen Zügen ausgestattet, die nicht die meinigen sind. Demzufolge - und das scheint die Konzepte der meisten Menschen zu sprengen - kann Dominanz (im Sinne von Leadership & Führung) auch Ausdruck meiner Hingabe sein. Der treu ergebene Ritter der Königin *zwinker* Und wenn wir an Guineveres Lanzelot denken, hat das sicherlich auch etwas masochistisches an sich *lach*

Aber dann ist es ja so, dass uns Menschen alles innewohnt, und mit unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Aspekte zum Tragen kommen. Die Erfahrungen, in denen meine "dunklen Anteile" zum Tragen gekommen sind, waren... interessant.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Themenersteller 
********nder:
mit masochistischen Zügen ausgestattet, die nicht die meinigen sind.

Da muss ich doch mal nachhaken. Wie genau meinst du das, und kannst du das im Hinblick auf mein EP spezifizieren? *g*
********nder Mann
2.896 Beiträge
******uja:
Da muss ich doch mal nachhaken. Wie genau meinst du das, und kannst du das im Hinblick auf mein EP spezifizieren? *g*

Menschen werden durch ihre Umfeld geprägt, in der Kindheit recht entscheidend. Je nach Umwelt (und Veranlagung des Kindes) findet eine normative Entwicklung statt oder es entwickeln sich gewisse Akzentuierungen/Einseitigkeiten/Störungen. Glaubenssätze, Konditionierung, etc.

Gemeinhin laufen wir mit dem ganzen Paket durch die Welt und meinen das müsste so sein. Die Frage, die sich im Leben möglicherweise irgendwann stellt, lautet: "Ist das wirklich meins?"

Ich habe zum Teil recht masochistische Verhaltensweisen bzw. Beziehungsdynamiken bei mir entdeckt und festgestellt, dass das "nicht meins" ist. Heißt: Es ist meins, weil ich es in mir trage, aber es ist nicht meins, weil es mir (in der Ausprägung/auf der Ebene) nicht gut tut.

So gesehen bezieht sich das (frühkindliche Prägung) auch auf die Devotion, wobei ich diese grundlegend als funktional/förderlich erlebe. Und - im Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung - bei entsprechenden Gegenübern auch andere ("dunkle") Seiten zum Schwingen kommen.

In Bezug auf dein Eingangsposting lässt sich sagen, dass ich deinen Punkten 1 & 2 zustimme. Zu Punkt 2 lässt sich vielleicht ergänzen, dass es physiologisch so zu sein scheint, dass Frauen durch Angst und Männer durch Aggression/Aggressivität sexuell erregt werden. (Zumindest im Durchschnitt/die breite Masse.)
*********eeker Mann
1.578 Beiträge
Ich glaube es führt nirgendwohin, wenn wir darüber diskutieren, wann Neigungen beim Menschen enstehen. Egal, ob sie angeboren, in der kindlichen Prägephase oder in der Pupertät oder durch einschneidende Erlebnisse entstehen, wir können es nicht sagen. Selbst viele empirische Studien in vergleichbaren Feldern ergeben recht uneinheitliche Bilder. Ich finde es für das Thema auch recht irrelevant.

******uja:

1. Ich verstehe inzwischen den Faktor Demütigung/Erniedrigung nicht mehr als Ausdruck von D/s, sondern vielmehr als psychologische Gewaltzufügung und in diesem Sinne eindeutig Ausdruck von S/M. Wenn mich also das psychologische Leiden bei der Demütigung kickt, ist es meine masochistische Ader, die darauf anspringt, und nicht die devote.

Ich spreche mal von mir. Diese Erfahrungen haben sicher keine Allgemeingültigkeit. Für mich gehen Tease and Denial, Kitzeln usw eindeutig in die SM-Richtung. Auch bei der Demütigung sehe ich eindeutig SM-Elemente. Aber hier beginne ich bereits zu unterscheiden. Zumindest lösen sie bei mir auch völlig andere Emotionen aus. Während bei meinem Masochismus eindeutig Wut, Zorn, Ausgeliefert Sein und Verzweiflung ausgelöst werden, spüre ich bei D/s eher etwas anderes.

Ich spüre bei D/s eher ein Gefühl von Geborgenheit, fühle mich angenommen und bin auch stolz, erlebe aber auch ein Gefühl von Unsicherheit, Ungewissheit und Angst. Dieses Gefühl wird durch eine Ohrfeige, aber auch durch Erniedrigung erzeugt. Es wird erzeugt, wenn ich die Kontrolle abgebe. Es entsteht, wenn ich den Kampf um die Kontrolle verliere und meine Position akzeptiere.

Ich kann auch zwischen diesen Neigungen recht gut unterscheiden. Für meinen Masochismus muss ich definitiv nicht "unten" sein. Gute Fesseln reichen da völlig. Ich glaube sogar, dass ich die klassischen SM-Elemente im Widerstand deutlich erregender finde als in der Hingabe. Hab mir da aber noch gar nicht so viele Gedanken drüber gemacht.

Daher unterscheide ich für mich als Bottom definitiv anhand der Gefühle und Emotionen, die bei mir ausgelöst werden. Aber auch als Top ist dies für mich sehr unterschiedlich.

Der Machtrausch, den ich durch D/s Spiele erfahre unterscheidet sich deutlich von der Lust, die mir sadistische Handlungen bereiten. D/s Spiele hinterlassen viel mehr ein Allmachtsgefühl, ein Gefühl der Überlegenheit, aber auch der Fürsorge, väterlich, ja gönnerhaft. Sie sind bei mir auch deutlich weniger sexuell aufgeladen (warum - keine Ahnung) als sadistische Handlungen. Bei letzteren erregt mich die Reaktion und der Widerstand. Und ich musste auch schon mal feststellen, dass meine Lust diese Seite bei einem erduldenden Masochisten nur sehr schwer ausleben kann. Da mir viel mehr der Kampf etwas gibt.

******uja:

2. Mir scheint, dass in Bezug auf körperlichen Schmerz in Verbindung mit starker Erregung eine Konditionierung stattfindet bzw. stattgefunden hat. D. h. aufgrund der wiederholten zeitlichen Verknüpfung reagiert mein Körper mittlerweile auf den Schmerz selbst mit Erregung, und insofern bin ich gegenüber Schmerzreizen deutlich toleranter geworden, ja sehne mich oft direkt danach.

Dass eine Konditionierung stattfindet, glaube ich sofort. Es gibt jedoch einige Dinge die sind bei mir aus dem Masochismus selbst das Leckerli. Sozusagen eine tief empfundene Hassliebe. Während ich es erfahre, hasse ich es, wehre mich dagegen. Trotzdem ist es mir unmöglich darum zu bitten damit aufzuhören, im Gegenteil eigentlich giere ich nach mehr. Diese Elemente lassen sich sehr gut als Belohnung nutzen. Vor allem, weil sie - dann jedoch auf D/s Seite - diesen wunderbaren inneren Zwiespalt hervorrufen.
****er Paar
68 Beiträge
irgendwie...
... ist es ein wenig komisch zu lesen, wie oft hier vom Weg "Devot zur Maso" gesprochen wird.

Sicherlich ist es ganz oft der Fall, dass devote Menschen im Zuge ihres Weges auch leichte bis starke Masotendenzen entwickeln, aber hier wird teilweise viel zu wenig herausgestellt, dass dieser Ablauf nur passieren kann, wenn Top leichte bis starke sadistische Züge hat.

Ist ein Top überhaupt nicht dem Sadismus zugetan, wird es in der Regel nur bei der Devotheit beim Bottom bleiben. Denn eine strenge Hand oder etwas härterer Sex hat ja nicht gleich was mit Sadismus zu tun und psychische Dominanz hat nicht unbedingt etwas mit Kontrolle oder Erniedrigung zu tun.

Sicherlich kann man sagen, wie der TE festgestellt hat, dass es überwiegend so ist, doch gibt es viel zu viele Spielarten und Konstellationen um da eine Verallgemeinerung heraus abzuleiten...

Wenn 51% einen solchen Weg gehen, stellt das keine Allgemeingültigkeit dar. Und wie beschrieben, liegt es ja mehr oder weniger am Top, wenn dieser Weg sich so herauskristallisiert.

Solange nicht dargestellt wird, das Dev gleich Maso ist oder umgekehrt, was leider immer noch viel zu oft in den Köpfen herumschwebt, liegt es wohl immer an den einzelnen Menschen, wie sie ihren Werdegang im BDSM vollziehen.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Themenersteller 
AquAer
Zuvorderst bitte ich höflichst darum, als "die TE" bezeichnet zu werden, um Missverständnisse zu vermeiden! *g*

Ich gehe bei der Niederschrift meiner Gedanken erst einmal von meinen eigenen Erfahrungen aus. Wenn ich für mich feststelle, dass mein Weg von devot zu masochistisch führt (bzw. vom Erleben des einen zum Erleben des anderen, wobei ich der festen Überzeugung bin, dass beide Neigungen schon vorher in gewisser Weise angelegt waren), dann interessiert es mich, ob es auch anderen so geht oder wie andere das erfahren haben. Wenn sich dabei herausstellen sollte, dass die meisten Devoten nie masochistische Züge bei sich feststellen oder die meisten Subs sich erst als nur masochistisch und später erst als devot einschätzen, dann akzeptiere ich das. Und dass eine entsprechende Entwicklung voraussetzt, dass die Gelegenheit (z. B. in Form eines sadistischen Partners) dazu gegeben ist, halte ich für selbstverständlich *g*

****er:
Solange nicht dargestellt wird, das Dev gleich Maso ist oder umgekehrt, was leider immer noch viel zu oft in den Köpfen herumschwebt, liegt es wohl immer an den einzelnen Menschen, wie sie ihren Werdegang im BDSM vollziehen.

Diese Differenzierung halte ich für sehr wichtig und ist auch mit der Grundgedanke dieses Threads, eben weil ich nicht davon ausgehe, dass devot und maso immer gemeinsam auftreten! *ja*

curious_seeker, vielen Dank für deine ausführlichen Ausführungen!
*********eeker:
Ich glaube sogar, dass ich die klassischen SM-Elemente im Widerstand deutlich erregender finde als in der Hingabe.
Das finde ich interessant gerade in Bezug auf die Erfahrungen von http://www.joyclub.de/my/2279983.neunwellen.html und auf das, was ich ohne eigene Erfahrungen über das "Fliegen" von Subs weiß. Kennst du das Gefühl, kannst du das einordnen? Und wenn ja, gehört es für dich eher zu D/s oder zu S/M?

********nder:
Zu Punkt 2 lässt sich vielleicht ergänzen, dass es physiologisch so zu sein scheint, dass Frauen durch Angst und Männer durch Aggression/Aggressivität sexuell erregt werden.
Woher hast du denn diese These? Gehört zu D/s wirklich Angst? Passen würde es zu
*********eeker:
D/s Spiele (…) sind bei mir auch deutlich weniger sexuell aufgeladen (warum - keine Ahnung) als sadistische Handlungen. Bei letzteren erregt mich die Reaktion und der Widerstand.
Aber ist das nicht mehr durch die individuellen Neigungen bedingt als durch das Geschlecht?
*nachdenk*
*********eeker Mann
1.578 Beiträge
Meine Erfahrungen waren komplett individuell. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies an meinem Geschlecht liegt. Alle empirischen und staistischen Erhebungen legen auch nahe, dass der Unterschied zwischen den Geschlechtern eher kultureller Natur denn neigungsbedingt sind.

So jetzt aber zu deiner Nachfrage:
******uja:
*********eeker:

Ich glaube sogar, dass ich die klassischen SM-Elemente im Widerstand deutlich erregender finde als in der Hingabe.
Das finde ich interessant gerade in Bezug auf die Erfahrungen von Neunwellen und auf das, was ich ohne eigene Erfahrungen über das "Fliegen" von Subs weiß. Kennst du das Gefühl, kannst du das einordnen? Und wenn ja, gehört es für dich eher zu D/s oder zu S/M?

Ich brauche in diesen Situationen definitiv das Wechselspiel mit meiner Partnerin. Aber es ist bei mir eher ein Wettstreit und Kampf als Hingabe. Ich kann leider nicht sagen, ob ich dieses "Fliegen" kenne. Ich habe schon viele Beschreibungen dazu gelesen, mich dort aber nicht wiedererkannt. Was ich als Effekt kenne ist der Flow. Den kenne ich auch aus dem Beruf und dem Alltag. Sozusagen ein Konzentrationstunnel, diesen kenne ich als Dom und auch als Sub.

In beiden Rollen würde ich ihn eindeutig dem D/s zuordnen. Ich bin dann auf meine Partnerin konzentriert. Achte auf kleinste Gesten, meist völlig unbewusst. Ich fühle mich als Sub wie ein Instrument, dass auf den anderen reagiert. Bei meinem Masochismus ist es mehr ein Gefühlsrausch. Die Ambivalenz von Wut und Zorn auf mich, auf die Situation, auf meine Partnerin und gleichzeitig die Dankbarkeit und das Eingeständnis es eigentlich zu genießen.
****er Paar
68 Beiträge
******uja:

AquAer
Zuvorderst bitte ich höflichst darum, als "die TE" bezeichnet zu werden, um Missverständnisse zu vermeiden! *g*

Ich gehe bei der Niederschrift meiner Gedanken erst einmal von meinen eigenen Erfahrungen aus. Wenn ich für mich feststelle, dass mein Weg von devot zu masochistisch führt (bzw. vom Erleben des einen zum Erleben des anderen, wobei ich der festen Überzeugung bin, dass beide Neigungen schon vorher in gewisser Weise angelegt waren), dann interessiert es mich, ob es auch anderen so geht oder wie andere das erfahren haben. Wenn sich dabei herausstellen sollte, dass die meisten Devoten nie masochistische Züge bei sich feststellen oder die meisten Subs sich erst als nur masochistisch und später erst als devot einschätzen, dann akzeptiere ich das. Und dass eine entsprechende Entwicklung voraussetzt, dass die Gelegenheit (z. B. in Form eines sadistischen Partners) dazu gegeben ist, halte ich für selbstverständlich *g*

AquAer:
Solange nicht dargestellt wird, das Dev gleich Maso ist oder umgekehrt, was leider immer noch viel zu oft in den Köpfen herumschwebt, liegt es wohl immer an den einzelnen Menschen, wie sie ihren Werdegang im BDSM vollziehen.

Diese Differenzierung halte ich für sehr wichtig und ist auch mit der Grundgedanke dieses Threads, eben weil ich nicht davon ausgehe, dass devot und maso immer gemeinsam auftreten! *ja*

Liebe Yolabruja,
entschuldige das "der TE", ich hatte mehrere Beiträge offen.
Vorab, sag mal, hast du mal in Berlin gewohnt? Der Name "Bruja" klingt so vertraut...

Zunächst finde ich es gut, dass du nur von Deinem Weg ausgehst und daherraus die Fragen entwickelst und nicht brachial wie so viele das Eigene gleich als Maß der Dinge für alle feststetzen.
Mein Post bezog sich darauf, ob es nicht
a) zwingend erforderlich ist, dass ein Partner entsprechende Tendenzen hat
b) Neigung und Veranlagung nicht eben auch zwingend da sein müssen. Zumindest in latenter Form.

Jemand der zunächst das Eine, aber nicht das Andere ist, wird in der Regel erstmal nichts verändern, wenn er es nicht kennt oder nur eine Kopfvorstellung von der Sache hat. In den letzten 28 Jahren habe ich immer wieder erlebt, dass der Weg, wie du ihn beschreibst tatsächlich nur durch den Partner kamen oder durch das Beschäftigen mit dem Thema BDSM und einer gewissen Neugier auf Neues.

Es gibt ja auch "Nur-Doms" die durch die Szene/Welt step by step da heran geführt wurden, weil sie etwas gesehen oder gehört haben und dachten "Hey, teste ich mal aus".... und irgendwie am Peitsche schwingen gelandet sind.

Irgendwann hab ich mal behauptet, ein Sadist ist autodominant und bin bei der Aussage geblieben.... für mich stellt sich immer die Frage, ob Masochisten nicht ebenfalls autodevot sind. Das meine nicht nicht abwertend und schon gar nicht will ich überzeugen, sondern stelle mir diese Frage tatsächlich. Hintergrund ist der, dass viele Menschen Devotion gar nicht verstehen oder nicht in der Komplexität verstanden haben, weil Devotion sehr viele verschiedene Züge haben kann.
Nehme ich aber die Basis... also die Hingabe, das vorübergehende "Erwartende" und leichte Unterordnung, weil ich etwas bekommen möchte, so denke ich passt das automatisch auf Masochisten.

Mal abgesehen von der Selbstgeisselung, ist ein Masochist auf ein Gegenüber angewiesen, denn selbst hauen macht nicht viel Spaß. (denke ich zumindest mal)
Die Unterwürfigkeit ist vielleicht nicht das maßgebliche Aspekt, aber Vertrauen in diesem Bereich erzwingt zwangsläufig ein sich öffnen und hingeben, weil man ja den Selbstschutz abschalten muss.
Ich behaupte nicht... das Masochismus mit der Komplixität der Devotion behaftet sein muss, sondern frage, ob es zumindest in Basispunkten nicht vorhanden sein muss.

Wie ich ja schrieb... Devotion ist nicht gleich Masochismus und umgekehrt. Dafür sind beide Felder viel zu umfangreich. Ich weiß, das Devotion vollständig ohne Masochismus auskommen kann, bezweifel aber so allmählich, das Masochismus gänzlich nicht doch ein wenig Devotion benötigt.

Als Sadist und Dom (gott, ich finde dieses Wort so dämlich) bin ich der Gegenpart... aber ich bin auch Masochist und stelle fest, dass der Wunsch der Hingabe generell da ist. Nicht weil ich dienen will oder mich unterordnen möchte, denn beides kann ich nicht, sondern weil ich meinen Masochismus in einer entsprechenden Situation als Geschenk sehe und weiß, dass ich in diesem Moment ja auch der Lust meines Gegenübers diene, weil dort eine Befriedigung stattfindet.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Themenersteller 
AquAer, was meinst du genau mit "autodominant/autodevot"? Es gibt ja auch Menschen, die sich sehr ernsthaft als "dominante Masochisten" bezeichnen, und wenn die dann u. U. noch einen "devoten Sadisten" als Gegenüber finden, bezweifle ich das Konzept der Hingabe, das du beschreibst, doch ein wenig.

Um aber noch ein paar Aspekte wieder aufzugreifen, die etwas weiter vorne erwähnt wurden:

******ico:
Komme mir grad ein bisschen wie im Versuchlabor... oder wie auf dem Viehmarkt vor
Es geht um Konditionierung. Und diese wurde tatsächlich zuerst im Tierversuch getestet und beschrieben (s. den berühmten Pawlow'schen Hund), während die Anwendung beim Menschen zwar einerseits moralisch etwas fragwürdig ist (jedenfalls ohne explizites Einverständnis), andererseits aber ein derart mächtiges und effizientes Instrument der (Selbst-)Beeinflussung und Verhaltensmodifikation darstellt, dass ich der Ansicht bin, die entsprechenden Mechanismen sollten viel bekannter sein, sei es, um sich selbst (um-) zu konditionieren, sei es, um entsprechendes Vorgehen von seiten Anderer zu durchschauen und sich bewusst darauf einlassen oder dem besser entziehen zu können.

******raf:
Auch bei einer Vergewaltigung schüttet das Opfer endorphine aus...nur verarbeitet das Hirn sie halt in anderem Zusammenhang anders.
Wenn ich jetzt also die gedankliche Verknüpfung "Guter" Schmerz nicht habe, bringt mir das endorphin auch nichts.
Wir waren doch schon so weit, dass es um Cannabinoide geht und nicht um Endorphine. Ob die bei einer Vergewaltigung auch ausgeschüttet werden? *nachdenk*
Aber natürlich kann eine Konditionierung von "schlecht" zu "gut" nur stattfinden, wenn die Situation als Ganzes auch als "gut" bewertet wird. Und eine Vergewaltigungssituation könnte in der Hinsicht in dem Moment umschlagen, in dem sie als Rape-Spiel erkannt wird.
Hilft uns der Gedanke irgendwie weiter? *gruebel*

******raf:
Dopamin wird allgemein als GlücksHormon bezeichnet nicht Endorphin...
Dopamin spielt ja auch bei der Entstehung von Süchten eine wichtige, wenn nicht gar entscheidende Rolle. In gewisser Hinsicht kann die Entstehung von Süchten ohne eine spezifische süchtigmachende Substanz (wie Alkohol, Nikotin, Drogen …) als Konditionierung betrachtet werden – bestimmte Praktiken oder Tätigkeiten werden mit der darauf folgenden (angenehmen) Ausschüttung von Dopamin assoziiert und somit als positiv konditioniert. Speziell im Bezug auf Pornosucht im Detail nachzulesen hier: http://yourbrainonporn.com/doing-what-you-evolved-to-do.

*******ind:
Das Runner's High entsteht durch die Ausschüttung körpereigener Cannabinoide.
Zunächst sind die Stresshormone Epinephrin/Adrenalin, Cortisol,... für den Notfall gedacht.
Endorphine vermitteln keine Analgesie, also "kein Schmerz".
im D/s eher mit einer Dissoziation vergleichbar.
deshalb dürfte der Weg vom SM zum D/s (falls überhaupt nötig) und
nicht umgekehrt einen Sinn machen.
Das verstehe ich nicht, irgendwie hast du da ein paar Argumentationsschritte übersprungen, kommt mir vor. Was meinst du genau mit Dissozation (zwischen was und was?), und warum macht das nur den umgekehrten Weg einleuchtend?

Anderswann hast du ja die These aufgestellt, dass D/s größtenteils aus Faktoren wie frühkindlichen Prägungen und Erfahrungen zu erklären sei, während du die Erklärungsansätze für Sadomasochismus (evolutionärer Vorteil o. ä.) nicht überzeugend findest und SM generell für "paradox" hältst insofern, als es eigentlich widersinnig ist, am Quälen bzw. Gequältwerden Gefallen zu finden.

Damit, dass die Neigung zum Dominieren bzw. Dominiertwerden sich vermutlich durch (tiefen-)psychologische Mechanismen erklären lässt, kann ich mich durchaus einverstanden erklären. Wenn der Sadomasochismus dadurch nicht erklärbar ist (wovon ich nicht ganz überzeugt bin), ist es natürlich folgerichtig, anzunehmen, dass die Neigung zu SM primär sein muss und sich erst durch entsprechende Erfahrungen, ob in der Kindheit oder später, die Neigung zu D/s ausprägt.
Aber nicht nur mein eigener, sondern auch andere Erfahrungsberichte scheinen darauf hinzudeuten, dass eine Entwicklung von D/s zu SM durchaus häufig ist. Wobei man sich natürlich darüber streiten kann, inwieweit eine latente Veranlagung auch vor dem tatsächlichen "Erwachen" (ob durch Konditionierung oder wodurch auch immer) des Sadomasochismus schon vorhanden ist (wie hier behauptet wurde), und ob diese angeboren oder erworben ist. *nixweiss*
******uja:
Es geht um Konditionierung... die ein derart mächtiges und effizientes Instrument der (Selbst-)Beeinflussung und Verhaltensmodifikation darstellt, dass ich der Ansicht bin, die entsprechenden Mechanismen sollten viel bekannter sein, sei es, um sich selbst (um-) zu konditionieren, sei es, um entsprechendes Vorgehen von seiten Anderer zu durchschauen und sich bewusst darauf einlassen oder dem besser entziehen zu können.

Die Methodik zur effizienten Selbst-Beeinflussung nennt sich "Autogenes Training", ist nur nicht so sexy (zumindest nicht der Teil, den man in den Büchern und bei Kursen lernt *floet* ).

Was dein Anliegen angeht, die Mechanismen der Fremd-Konditionierung bekannter zu machen... das ist ein zweischneidiges Schwert, weil man damit auch das Risiko in Kauf nimmt, noch ein paar mehr Trotteln auf's Pferd zu helfen, die allein nicht drauf gekommen wären und dann die Zügel nicht halten können.

Ich halte es für vernünftiger, wenn man sich bestimmte Erkenntnisse selbst erarbeiten muss... *opa*

Die "aufgekläre Sub", die diese Erkenntnisse gut gebrauchen könnte, um sich vor Missbrauch zu schützen, die ist in meinen Augen eher so eine Art 2-Wort-Witz. Ich habe das einfach schon zu oft beobachtet, wie sich gerade die Passiven (beiderlei Geschlechts) bei diesem Spiel wider besseren Wissens in's Verderben stürzen, wenn's nur im Schritt gründlich genug juckt!
Das ist, als wolltest du einen betrunkenen Alkoholiker über den Leber-Stoffwechsel aufklären!
****er Paar
68 Beiträge
******uja:
AquAer, was meinst du genau mit "autodominant/autodevot"? Es gibt ja auch Menschen, die sich sehr ernsthaft als "dominante Masochisten" bezeichnen, und wenn die dann u. U. noch einen "devoten Sadisten" als Gegenüber finden, bezweifle ich das Konzept der Hingabe, das du beschreibst, doch ein wenig.

Puhhhh.. und jetzt wird es richtig kompliziert!

Sind nicht alle Tops auch devot, weil sie der Lust oder der Liebe ihres Bottoms gegenüber "dienlich" sind?
Und sind nicht alle Bottoms nicht eigentlich auch dominant, weil sie ihrem Egoismus und ihrer Neigung frönen, ihren Top unbedingt glücklich zu machen´zu wollen?

ist ein devoter Sadist dominant, wenn er er die Sehnsucht seines dominanten Masochistenpartners erfüllt, oder nicht doch eher devot, weil es ja ihr bestreben ist, ihren Top happy machen zu wollen?

Wenn ich ich unterm Strich mal alles weg lasse... komme ich irgendwie auf ein duales Prinzip... in dem Fall ist eine devote Person nicht schwach sondern eben auch stark. Und deine dominante Person ist nicht nur stark, sondern auch schwach, weil nur durch eigen erkannte Schwächen ja eine weitere Stärke erwachsen kann.

OK.. ich weiß.. viele behaupten das von sich.. aber ich tue das mal in der Absicht, es nicht als etwas Besonderes darstellen zu wollen. Ich bin dominant. Aber ich habe Schwächen. Und ich möchte mir schwache Momente gönnen. Und in diesen Momenten brauche ich die Stärke meiner Frau, welche devot ist. Denn jeder Mensch kann nicht nur stark sein, oder nur schwach... wobei. falsch.. nur schwach geht schon, aber das gehört in die Psychologie.

Ist meine devote Frau dann meine Domina oder ist sie nicht vielmehr immer noch meine devote Frau, obwohl sie dann mein Herz trägt?

All das kann man gar nicht pauschalisieren in solchen Foren.. denn die Materie "Mensch" ist viel zu komplex. Und Allgemeingültigkeiten existieren nur im Menschsein.. nicht in Neigungen. Wir alle müssen atmen, essen, trinken, schlafen, sonst sterben wird. Da gibt es sicherlich noch ein paar Dinge mehr, die wir Menschen alle gemein haben.

Persönlich betrachte ich meine Frau als meine Frau.. Kaffeemaschine... Königin... Hure.. blablabla. .das ganze romantische BDSM-Repertoire einmal rauf und runter. Ihr Devotheit ist nur ein Teil von ihr und eine ihrer größten Stärken. Und sie ist meine Ergänzung.. zu meiner Stärke und all meinen Schwächen.

Reicht dir die Antwort, wenn ich dir sage, das ich die Welt, egal welche, für mich immer aus sehr vielen Blickwinkeln betrachte und immer voraussetze, das alles im Leben dual ist?
******uja Frau
6.959 Beiträge
Themenersteller 
http://www.joyclub.de/my/3755366.dermitdemseil.html
Wenn dieser Thread keine aktive Erarbeitung darstellt, dann weiß ich auch nicht *zwinker*

Und was die Fremdkonditionierung anbelangt, reicht es im Prinzip, sich mal eingehend mit Hundetraining zu beschäftigen. Wobei ich bei Hunden keinerlei moralische Probleme mit der Anwendung habe … *g*
******uja Frau
6.959 Beiträge
Themenersteller 
****er:
Reicht dir die Antwort, wenn ich dir sage, das ich die Welt, egal welche, für mich immer aus sehr vielen Blickwinkeln betrachte und immer voraussetze, das alles im Leben dual ist?

Nein *zwinker* Weil das zwar ein schöner Ansatz ist, aber dein Verständnis der Begriffe "autodominant/autodevot" nicht erklärt.

****er:
Sind nicht alle Tops auch devot, weil sie der Lust oder der Liebe ihres Bottoms gegenüber "dienlich" sind?
Und sind nicht alle Bottoms nicht eigentlich auch dominant, weil sie ihrem Egoismus und ihrer Neigung frönen, ihren Top unbedingt glücklich zu machen´zu wollen?

ist ein devoter Sadist dominant, wenn er er die Sehnsucht seines dominanten Masochistenpartners erfüllt, oder nicht doch eher devot, weil es ja ihr bestreben ist, ihren Top happy machen zu wollen?

Für diese Fälle halte ich die Begriffe "dominant/devot" einfach für fehl am Platz. Ein Top, ob dominant oder sadistisch, ist natürlich in gewisser Weise Wunscherfüller für seine/n Partner/in. Denn wenn dessen/deren Wünsche nicht berücksichtigt würden, wäre das Prinzip der Einvernehmlichkeit nicht oder nur für kurze Zeit gegeben und das Gesamtkonstrukt auf Dauer nicht tragfähig.
Ebenso, wie Bottom bei aller Hin- und Selbstaufgabe in gewisser Weise immer egoistisch handelt, weil es ja sein/ihr Wunsch ist, dominiert, gequält usw. zu werden.

Also: Dominanz ist nicht mit Egoismus gleichzusetzen und Devotheit nicht mit Altruismus bzw. Respekt vor/Eingehen auf das Gegenüber. Das mag zwar oft den Anschein haben, aber erfüllendes BDSM, das beide Partner auf Dauer glücklich mit ihrer Beziehung und ihrer Rollenverteilung macht, setzt meines Erachtens voraus, dass beider Bedürfnisse befriedigt werden und insofern auf beiden Seiten eine gesunde Portion Egoismus sowie Altruismus vorhanden ist!
geht Hand in Hand
Ich bin je nach Stimmung eher devot, allerdings auch masochistisch gestimmt.
Wobei ich sagen muss das ich Dominanz auf jedenfall bevorzuge und mich lieber unterwerfe, ohne Schmerz kann ich beim Sex Leben.
allerdings bin ich auch nicht nur devot oder nur masochistisch, ähnlich gern bin ich auch dominant und teilweise sadistisch.
Ich denke im Endeffekt kommt alles auf die Situation und den Partner an
**********umont Mann
110 Beiträge
Reanimation
Darf ich das so nennen, wenn ich den Thread nach mehr als einem Monat aus dem Schlaf erwecke?

Die Frage der TE hat für mich jedenfalls eine besondere Aktualität, da ich erst vor Kurzem Erfahrungen machen konnte, die über Masochismus hinausgehen *smile*

Danke dafür!

Jetzt habe ich zwar alles gelesen, und doch nicht alles behalten (zumal ich darin eh nicht so gut bin). Mir bleibt also nichts Anderes übrig als zwei Punkte in die Runde zu werfen, ohne mich dabei auf konkrete Beiträge zu beziehen *oops*

Zum Marathonlauf:

Da gibt es für mich tatsächlich Parallelen oder sogar einen Zusammenhang zum Masochismus. Denn die Art von Selbstüberwindung, die ich beim Wettkampf und in den langen Vorbereitungsläufen kennengelernt habe, fällt mir persönlich extrem schwer und konnte ich in anderen Lebenssituationen nur selten aufbringen. Damals zog ich sehr starke Befriedigung daraus, ich habe mich quasi selbst gekickt. Und die Hingabe an meinen Masochismus in einer Session mit jemandem zu dem ich keine enge emotionale Bindung habe, scheint ähnlich zu sein. Das ist der Zustand vor dem Fliegen, den ich damit meine. Und Schmerzen sind dann nichts anderes mehr als ein Begleiter *stolzbin*

Nach dem "Mann mit dem Hammer" (also irgendwann ab km 30) ist das dann anders. Hier würde ich auch von Fliegen sprechen, so wie ich es schon wenige Male in Sessions erleben durfte.

Und weil oben die Frage danach kam: meine Selbstwahrnehmung ist dann auch dissoziiert ("wie, der Rohrstock trifft grad meinen Schwanz?"). Dann kann ich zwar noch denken ("super, am Bierstand bei KM 40 gibt's noch alkfreies Bier, her damit", "gut dass das linke Knie noch durchhält, das hat doch vorhin weh getan"), aber ich würde stark anzweifeln, dass ich noch auf mich aufpassen kann. Ich könnte ewig weiterlaufen, wenn das Ziel nicht im Weg wäre... Meine scheinbar festgemeißelte Antwort auf die Frage "Kannst Du noch?" beim Impactplay spricht sehr für dieser Annahme *hypno*

Dev, maso, submissiv - was, wann, wann, wie?

Und jetzt zur Antwort auf die Frage im Eingangspost, also zum schwierigeren Teil, da immer noch reichlich konfus. Meine Entwicklung im Reich des BDSM begann ja erst sehr spät vor knapp zwei Jahren. Gleichzeitig kann ich mich sehr gut daran erinnern, welche Fantasien und Filmszenen mich schon in meiner Jugend beschäftigt haben. Also auch wenn ich recht maso sein kann, ist das wohl eher ein Schalter, der meine devote Seite hervorholt. Mittlerweile geht das auch ohne Schmerzen.

Masochismus bewirkt bei mir also Unterwerfung und in ihm drückt sich dann Hingabe aus, wenn das Gegenüber sich das wünscht. Mir persönlich hat der Masochismus den Zugang zur Submissivität eröffnet, die der Boden, die Erde ist, aus der meine Lust sprießt. Die Unterwerfung ist quasi das Ei, und der Masochismus das Huhn, das ich gebraucht habe, um es zu legen *zwinker*


Jetzt bin ich gespannt, ob mir die Reanimation gelungen ist *oh*
****ah Frau
110 Beiträge
Wirklich eine interessante Frage, die ich mir auch schon gestellt habe, vorallem nach frustrierenden Erfahrungen mit Leuten, die dachten, ich wäre sub und sich überhaupt nicht die Mühe machten, mir mal zuzuhören (was zu unschönen Szenen führte) - und irgendwann stellte ich fest, dass ich dominant masochistisch bin. Eine kompliziertere Konstellation gibt es wohl kaum. (Nur so als Praxisbeispiel....)

Ich finde, devot und masochistisch ist definitiv nicht dasselbe, auch wenn es sich überschneiden kann.
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