ET84 Gibt es ein Geheimrezept für eine glückliche Beziehung?
Jetzt habe ich Angst dass es uns mal genauso gehen könnte.
Wird diese Angst kultiviert könnte sie sich verselbstständigen.
Daher frage ich mich, ob es so etwas wie ein oder mehrere Geheimrezepte für ein glückliches Zusammenleben gibt?
Wie lange seid ihr zusammen und was hält eure Beziehung glücklich und lebendig?
Zweite Frage ist sinn- und nutzlos.
Ob es ein "Geheimrezept" gibt?
Ja und nein.
"Ja" für "Beziehungen" meiner Ansicht nach allgemein.
"Nein", was Eure spezifische "Beziehung" betrifft, also Eure zwischenmenschliche Interaktion.
Die besteht aus so vielen auch Euch noch Unbekannten und, uns nicht, Bekannten, dass man da eigentlich sinnvollerweise nichts sagen kann.
Aber "Beziehungen" allgemein.
"Endet" eine "Beziehung" ist das ja kein "Luftleerer Raum".
Sofern die jeweiligen Menschen noch leben und nicht starben, ist es "nur" eine "Umwandlung".
Man könnte den Energieerhaltungssatz der Physik modifizieren: "Menschen/Energie/Bedürfnisse/Glück,etc. gehen nicht verloren, sie wandeln sich nur um.".
Oder an der Böse:
Bei großen Kursstürzen heisst es oft, da sei "Kapital vernichtet" worden.
Ist Unsinn - "vernichtet" wird und wurde da nichts, es ist nur "woanders".
Was ich damit sagen will:
Die Menschen von "vorher" sind auch "nachher" noch "die Menschen".
Wir alle kommen bis zu unserem Tod nicht "aus unserer Haut", nicht aus Erziehung, Sozialisation, Lernen, Erfahrungen, etc. hinaus. Wir können modifizieren und "neue Wege" gehen - aber auch diese "neuen Wege" sind nichts "grundsätzlich Neues", sie basieren immer und weiterhin auf absoluten Grundmustern unseres "Seins".
Nun wäre es sehr vorteilhaft dieses absolut "grundsätzliche Sein", auch das Anderer, zu "erkennen".
Wird aber nichts.
Eine "Beziehung" soll immer etwas "anderes", "neues", "besseres", ein "Übergang" eine "neue Ebene", "Neubeginn", etwas "neues Gemeinsames", etc. sein.
Das muss IMMER mit irgendeiner "Abschottung nach aussen" verbunden sein, es muss Dinge eben, die "davor waren", also losgelassen werden und Dinge die "danach sein werden".
Sonst könnte man das "dazwischen", also das "neue", die "tolle Beziehung" ja nicht als so herausgehoben definieren.
Insofern wird ein Popanz aufgebaut.
Dieser mit Dingen aufgefüllt, vermutlich zur Überhöhung neigend, Dinge reininterpretiert, gewünscht, erwartet, gewollt, Hoffnungen verknüpft.
Dieses "spezifisch Andere" bietet zwar die Chance, etwas "anderes" (als vorher oder danach) zu erleben, es kann dann aber auch am Vorherigen oder Späteren zerbrechen.
Durch seine Hervorgehobenheit muss es sich an Vergangenheit und Erfahrung sowie einem "Späteren", was es durch Tod oder "Trennung" ja in den meisten Fällen doch irgendwann gibt, messen lassen.
Dadurch, dass wir wissen, dass es irgendwann "vorbei sein kann" oder "vorbei ist", wir nehmen das ja mittlerweile als "wahr" und "erwartbar" an, messen wir schon heute das Herausgehobene an dem Späteren. An "neuen Menschen", "neuer Liebe", neuen Erfahrung, an dem, wie es dann auch wieder "besser werden wird".
Ich glaube, dass genau diese Heraushebung aus dem Rest, die Konzentration auf den einen Menschen, wenige Orte, Taten, Umfeld, etc. diese spezifischen Erlebnisse und Modifikationen Fluch und Segen zugleich sind.
Das "Geheimrezept" wäre folgend, diese Heraushebung nicht zu praktizieren.
Denn gäbe es, theoretisch, sowohl vor einer "Beziehung", also auch danach keine so gravierenden "Unterschiede" zu dem, was IN der "Beziehung" passiert oder passierte, verlöre doch "vorher" und "nachher" seinen Reiz.
Man könnte also von einem notwendigen Bedeutungsverlust der Beziehung sprechen.
Und das meine ich auch bei Menschen herauszuhören, die immer so "fröhlich" angeben mit einem anderen Menschen "schon 50 Jahre zusammen" zu sein.
Ich kann daran kaum etwas Positives finden - 50 Jahre dasselbe Gesicht, denselben Menschen.
Aber gut, man muss an der Sache bleiben.
Durch ständiges Hervor- und Herausheben erfolgt im Hinterkopf ständiger Vergleich, die Frage ob es nicht "schlechter" ist als früher oder später besser sein könnte.
Durch diese zeitlichen Trennungen im Kopf, die durch Symbole und Normen sowie "Werte" entstehen, liegt die "Trennung" dem meiner Ansicht nach schon als eine rationale Handlungsoption zugrunde.
Kann aber nichts "gewonnen" werden, weil es "davor" und "danach" genauso ist, dann verliert diese Option und allgemeine zeitliche Segmentierung an Einfluss.
Ich gehe dann gedanklich sicher zu weit springend immer noch weiter.
Damit man bspw. "andere Menschen" nicht "besser" finden kann, als "diesen, den man schon hat", darf überhaupt keinerlei wie auch immer geartete Trennung dieser vorhanden sein.
Sexuelle Exklusivität und Monogamie wären in dieser Argumentation, mit allen Denkfehlern, daher eben NICHT zu einer Dauerhaftigkeit angetan.
"Das Besondere ist der Feind des Guten oder Normalen/Alltäglichen.".
Menschen müssten dann also zu jeder Zeit, immer und überall, natürlich zum eigenen Leben und Präferenzen passend, sowohl emotional als auch sexuell in jeder Weise "möglich" sein.
Das verhindert nicht, dass ein anderer Mensch "geht und verlässt".
Aber das ist ja bei den seriell monogamen und "Zweier-" Beziehungen heute auch schon der Fall.
Kurz gesagt und auf alle Lebensbereiche bezogen, muss der Reiz, sich vom Menschen abzuwenden, sei es wegen schlechtem Charakter, Stress, Streit, Krankheit, aber auch Reiz anderer Menschen, etc. gemindert werden.
Gäbe es zwischen "Beziehung" und Status "nicht-Beziehung" kein Ungleichgewicht mehr, machte eine "Trennung" letztlich rational keinen Sinn.
Klar, dann könnte man am Ende auch nur "wegen Kinder" und ohne Gefühle zusammen bleiben.
Weil es "bequem" ist.
Erstens passiert auch das nicht so selten.
Zweitens: Weshalb sollte man das tun? Wenn man doch andere Menschen exakt so und ohne "Hervorhebung" ins Leben einbinden kann, wie und wann man möchte?
Und in unserer "wertegemeinschaft" niemand gezwungen werden kann, bei Menschen zu bleiben, wenn er das nicht will?
Also theoretisch Jeder zu Jeder Zeit verlassen werden kann, egal, wie er lebt?
Man müsste wissen, wann und wie man "glücklich" ist, im Leben.
Im eigenen Leben.
Und das müsste, ganz unabhängig davon auch der/die andere/n Mensch/en wissen.
Hernach müsste versucht werden, diese Zustände sowohl vor, während als auch nach "Beziehungen" in möglichst maximalem Ausmaß lebbar zu machen.
Dann verliert das "Hohe" an Einfluss und an Wirkmacht und ein "Leben" rückt in den Vordergrund.
Alles Andere, "weniger Streit", "mehr Reden", etc. sind, meiner Ansicht nach, viel zu individuelle Dinge die nicht auf einer allgemeinen Ebene ansetzen und daher auch nur für eine individuelle Beziehung wirksam sein können.
Und diese Wirksamkeit, das müsste man langsam gemerkt haben bei so vielen Trennungen, etc. ist nur eine "scheinbare Wirksamkeit".