Original von Dyalon
Nach der Geburt unseres Sohnes 1992. " Da kommt mir keiner mehr rein und keiner mehr raus." So etwas gibt es. Ich warte. Das gibt sich schon irgendwann.
Ich nehm das Zitat mal stellvertretend - für all die Fälle in denen Frau nach einer Geburt nicht mehr "will".
Machen sich betroffene Männer eigentlich wirklich Gedanken, warum ihre Frauen so empfinden?
Das man aus Liebe "wartet" ist ja nett, aber warten impliziert eine Erwartungshaltung. Man(n) wartet auf... den Zeitpunkt an dem Frau wieder will.
Man(n) hat ja Verständnis (wofür eigentlich genau?), man(n) drängelt nicht, fordert nicht. Aber je länger man(n) wartet, desto mehr kommt Frust auf, das Verständnis schwindet, man(n) versucht zu locken, zu verführen, dann zu fordern. Mit jeder "Absage" wird man(n) enttäuschter, fühlt sich abgewiesen, ausgeschlossen - ungeliebt?
Kommt das in etwa hin, was man(n) so empfindet?
Und ich frage: was fühlt Frau in dieser Zeit?
Das fehlt mir doch, diese Antwort. Bei all den Berichten über sexlose Zeiten. Mehr als "keine Lust" und "will nicht" oder gar "verweigert sich" scheint man(n) nicht herausgefunden zu haben.
Mit Betonung auf scheint.
Und die große Schwierigkeit seh ich vor allem in einem Punkt:
Wenn Mann seine Frau nach Gründen frägt, dann transportiert die Frage allzuleicht die Erwartungshaltung. Je länger man wartet um Fragen zu stellen, desto mehr.
Und desto unwahrscheinlicher kann Frau unbefangen antworten.
Ich kann den Männern nur raten: Kümmert euch nicht nur verständnisvoll um eure Frau nach der Geburt, sondern schafft eine Atmosphäre in der sie euch tatsächlich auch mitteilen kann, wie sie fühlt, was sie denkt.
Kein Mann kann nachempfinden, wie sich eine Geburt, das Wochenbett und der seelische und körperliche Heilungsprozess für die Partnerin anfühlt.
Verständnisvoll kann man aber nur dann wirklich sein, wenn man zumindest teilweise weiß, was im anderen tatsächlich vorgeht.
Ich hatte eine Geburt, die mich fast meine Sexualität gekostet hat, die mich körperlich und seelisch gebrochen hat.
Ich bin ein sehr offener und gnadenlos ehrlicher Mensch meinem Partner gegenüber, aber es hat mich enorm viel Überwindung gekostet, mit ihm über meine Empfindungen in dieser Zeit zu sprechen.
Hätte ich das nicht geschafft, dann wären wir jetzt auch eins dieser intimitätslosen Paare.
Ich kenne ihn genau und gerade haben wir nochmal darüber gesprochen: er hätte sich "falsch" (für mich) verhalten, er hätte nicht gewusst, wie er mich erreichen könnte.
Wenn sich da erstmal eine Kluft auftut, ist sie nur sehr schwer zu überwinden. Und je länger man wartet, desto größer und unüberwindbarer wird sie.
Und nein, da gehts es nicht mehr nur um Sex. Da gehts es mehr um die seelische Nähe zueinander.
Wer diese nicht sucht, wird sie auch nicht finden. Und das gilt für beide Parteien.