Hab bei Anne West gelesen, dass gut die Hälfte der Frauen die Nase voll hat von dem ewig gleichen rücksichtsvollen, einfühlsamen und zärtlichen Herumgemache. Die US-Autorin Nancy Friday schreibt von 38 % aller Frauen, für die gewollte Unterwerfung, ein Hauch Schmerz, spielerische Gewalt, verbale Demütigung oder sogar brachiales Überwältigtwerden eine betörende Rolle in ihren
heimlichen Gedanken spielen. Das Zugeben und Ausleben ist freilich noch mal ne ganz andere Geschichte, weil es absolut unmodern scheint und eingefleischte Feministinnen gewiss laut aufschreien würden ob solch offen geäußerter Wünsche.
Nach der Aachener Sexualforscherin Ulrike Brandenburg gehören solche (und andere) Grenzüberschreitungen sogar dringend zu einer aufregenden Sexualität dazu und stärken das weibliche Selbstbewusstsein, auch wenn die Frau vordergründig mal zum "unschuldigen Ding" mutiert. Die Kachelmann-Geschichte ist für mich hier freilich ganz außen vor, da alles wohl gegen Wunsch und Willen der Frau geschah.
Auch Anne West betont, dass es eigentlich ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Stärke ist, dem Partern gegenüber sagen zu können:
Ich bin stark genug, um auch mal schwach zu werden. Der Wunsch, von einem Partner des Vertrauens (also eher kein total Fremder) überwältigt zu werden "entspringt also nicht einer Schwäche, sondern der Stärke, zu dieser Lust zu stehen" und ist letztlich eine Frage des Absprechens zwischen den Partnern, wie weit beide gehen möchten.
Um aber an dieser Stelle nicht nur zu theoretisieren oder den Besserwisser zu spielen: Ja, ich hab genau das mit meiner jetzigen Partnerin erlebt. Meine Partnerin ist "im richtigen Leben" eine sehr toughe Frau. Sie weiß genau, was sie will und nimmt sich bzw. fordert in aller Freiheit beim Sex auch das ein, was sie gerade für ihre Lust braucht. Auch wenn es mal der devote Part ist, den sie in der Realität so nie einnehmen würde. Und mir gefällt es, gleichzeitig konsequenter (Ver-)Führer
und Diener ihrer Wollust zu sein
.
LG MO ZI