Mit Sprüchen
wie dem von Friedrich Rückert
Schlägt dir die Hoffnung fehl, nie fehle dir das Hoffen!
Ein Tor ist zugetan, doch tausend sind noch offen.
rettete ich mich über die Jahre und mir wäre garantiert die eigene monogame Ehefrau, trotz aller Unwilligkeit missionarische Pfade zu verlassen, ausreichend gewesen, wenn meine Hoffnung öfter Wirklichkeit geworden wäre. Ich sah das als Zeichen mangelnder Liebe, dachte mir, dass ihr Antrieb, Sex zu wollen mit einem Mann, der sie liebt, groß genug sein müsste, um sich selbst auch ein wenig darum zu bemühen.
Irgendwann war einfach der Punkt erreicht, an dem Hoffen sinnlos wurde. Und kämpfen darum wollte ich dann auch nicht mehr. Ich resignierte und eines Tages gab es, nein keinen Sex, sondern "nur" eine faszinierende Freundschaft. Aber genau die führte mir vor Augen, wie doof es ist, sein Leben damit zu verplempern, hier nicht Fisch, dort nicht Fleisch. Es bedurfte des Schicksals mit seinen krummen Wegen um urplötzlich an eine Frau zu geraten, die mich aus der Lethargie riss und einverleibte.
Mir sind diese Zeiten alle in Erinnerung haften geblieben und ich weiß genau, wie meine Denkweisen von den gegebenen Umständen gesteuert, nein eher blockiert, waren. Ich wollte nicht zugeben, dass mein Eheschiff in Sachen sexuelle Bedürfnisse auf ein Riff gelaufen war und endgültig zu kentern drohte. Um es zu retten, musste ich radikal umdenken, auch gegen alle Widerstände. Ich gestand mir ein, dass ich so nicht weiter leben konnte, so wie ein Hund im Zwinger. Alles Beweihräuchern der Situation (ich bekomme ja genug zu essen, werde auch Gassi geführt- hin und wieder) wurde von mir als solches erkannt. Und so hörte auch das Selbstbemitleiden auf und ließ Taten folgen (auch mit Worten). Nur so konnte ich beginnen, in ein völlig anderes Leben einzutauchen und aus der neuen Sicht heraus das zu retten, was sich im bisherigen Leben bewährt hatte.
Geholfen hat mir dabei das Wissen um Gründe, die zu der verfahrenen Situation geführt hatten. Von "Schuld" konnte nie die Rede sein. Sex betreffend waren einfach zwei verschiedene Charaktere zusammengekommen, hatten es miteinander versucht. Eine Zeit lang versuchte jeder mit dieser Tatsache umzugehen, Kompromisse zu schließen. Eines Tages waren auch die zerschlissen. Und nur das Sicheingestehen, dass es so und nicht anders war, den Strick der Hoffnung wegzulegen, dauerte, weil der Mut dazu fehlte, weil uralte Regeln sagten, wer heiratet, muss mit den Brosamen zufrieden sein, die er hin und wieder aufschnappen darf, sollte sogar dankbar sein, dass er das darf.