Mein Senf dazu ...
Also ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich den Artikel kreativ und lustig finden soll, oder ob doch lieber ein heftiges Kopfschütteln und der Ausdruck meines Bedauerns angebracht ist. Ich habe selten so viele Klischees auf einem Haufen gelesen. Mein Eindruck ist, dass die Autorin Sophie Andresky irgendwie fast schon verbittert klingt und ihren eigenen Ratschlägen bezüglich der Partnerwahl nicht folgt. Sie muss ja wirklich sehr viele (!!!) schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Der treffendste Satz war meiner Meinung nach:
In einer liebevollen Beziehung ist Sex jedenfalls keine Währung, die ausgerechnet und zugeteilt wird [...]
Das ist wirklich etwas, was ich auch in meinem Umfeld und auch schon in einer meiner vorherigen Beziehungen beobachten konnte. Für manche scheint Sex wirklich eine Art zu sein "Danke" zu sagen, jemanden zu belohnen, oder über diesen den Partner an sich zu binden. Natürlich kann das unter gewissen Umständen auch seinen Reiz haben, aber wenn man das Gefühl hat, dass der Sex für einen als Erwachsenen das geworden ist, was der Lolli für einen zu Kinderzeiten war, dann geht zumindest mir bei dem Gedanken viel an Spaß verloren.
Solche Aussagen wie:
Wenn einen die nicht zugedrehte Zahnpastatube schon bis zum Schaum vorm Mund nervt, dann weiß man wenigstens direkt: Der Mann ist vielleicht okay für eine Nacht, aber ganz sicher nicht für was Ernstes.
sind für mich ein Sinnbild dafür, was in unserer Gesellschaft nicht stimmt!
Einfach viel zu viele suchen nach dem Partner der für sie zu 101% optimal ist. Das perfekte, fehlerlose Idealbild, welches man sich schon seit der frühesten Jugend ausgemalt und mit der Zeit mit immer mehr Elementen ergänzt hat. Hat jemand eine Macke, dann weg mit dem! Entweder klappt es, oder es klappt nicht. Solche Weisheiten wie:
"Eine Beziehung erfordert Arbeit!" oder
"Manchmal muss man Kompromisse machen." sind von gestern.
Ich rede nicht davon, dass man es ewig lang versuchen, seine Vorstellungen/Prinzipien über Bord werfen und sich verbiegen soll, aber jemand der einen Menschen, welcher prinzipiell als Partner/in in Frage kommt schon aufgrund solch kleiner Macken auf das Abstellgleis schiebt, der sollte vielleicht, aber nur vielleicht, mal darüber nachdenken, ob das Problem wirklich (nur) bei dem anderen Menschen liegt. Ein bisschen Offenheit gegenüber neuen
"Spleens" schadet auch nicht unbedingt. Denn wenn man immer nur mit den Menschen zusammen ist die immer nur das Gleiche machen und wollen wie man selbst, lernt man auch eher weniger Neues kennen und manchmal kommt auch irgendwann der Punkt, wo man gemeinsam über die Macken lachen kann.
Nun zu meinen Macken:
- Ich gehe prinzipiell nicht an die Tür wenn es klingelt. Sollte es klingeln, überlege ich mir ob ich etwas bestellt habe, oder sich jemand angekündigt hat und wenn die Antwort "Nein" lautet, beträgt die Wahrscheinlichkeit 99,999%, dass ich die Klingel konsequent und ohne schlechtes Gewissen ignoriere.
- Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn ich irgendwann mal dahingeschieden bin, dann wird auf meinem Totenschein "Sarkastischer/Ironischer Kommentar" als Todesursache stehen.
- Wenn ich etwas in Angriff nehme, dann wird es auch richtig gemacht. Bei sowas lebe ich nach dem ganz oder gar nicht Prinzip. Wieso ich das hier als "Macke" aufzähle? Weil mir schon von mancher Seite herangetragen wurde, dass es durchaus anstrengend ist wenn jemand keine Zeit, Kosten und Mühe scheut, selbst die kleinste Kleinigkeit möglichst optimal hinzubekommen.
- Ich bin einer von den Leuten, die (mein Umfeld würde jetzt sagen: LEIDER!) nur allzu gern mit einstimmen, wenn irgendwo ein gutes Lied zu hören ist und das unabhängig davon, ob ich den Text komplett richtig kann, oder die Melodie treffe.
- Manchmal diskutiere ich etwas zu gerne. Ich lege dabei keinesfalls ein Besserwissertum an den Tag, habe aber eine enorme Allergie gegen Bullshit. Dabei habe ich nichts gegen andere Ansichten und Lebensweisen, aber es fällt mir häufig schwer unwahre Behauptungen einfach stehen zu lassen.
- Aus irgendeinem Grund mag ich innerhalb von Gebäuden kein Tageslicht. Draußen genieße ich die Sonnenstrahlen sehr, aber sobald ich z.B. bei mir Zuhause bin, ist es mir am liebsten, wenn sofort die Jalousien runtergehen und ich künstliches Licht anmachen kann.
- Ich bin zugegebenermaßen extrem undiszipliniert was Essen und auch sportliche Aktivitäten angeht. Versteht mich nicht falsch, ich fressen nicht einen Haufen Süßkram in mich rein, aber ich sage es mal so: Anbieter von "All You Can Eat"-Buffets machen bei mir bestimmt keinen Gewinn.
Sport mache ich zwar gerne, aber vielleicht wissen ja einige wie das ist: Man guckt aus dem Fenster und den einen Tag ist es zu kalt (+15 °C), den anderen zu warm (+20 °C), am nächsten könnte es vielleicht gleich regnen (laut Wetterbericht eine Wahrscheinlichkeit von ca. 1%) und beim übernächsten hat man keine Lust gegen so einen starken Gegenwind (ca. 0,5 km/h) anzulaufen.
- Ich behaupte von mir selber, dass ich sehr gut mit Worten umgehen kann und schreibe bzw. spreche bei neuen Bekanntschaften sehr viel durch die Blume, in dem Glauben, man würde schon verstehen was ich wie gemeint habe. Leider ist dies erfahrungsgemäß aber eher selten der Fall, was mir sicherlich schon einige Chancen verbaut hat.
- Ich finde es irgendwie beruhigend, wenn im Hintergrund z.B. der Fernseher, dass Radio, oder Musik von irgendeiner Playlist läuft. Häufig sehe/höre ich gar nicht hin, aber meistens läuft bei mir immer irgendwas, wenn ich nicht gerade schlafe.
- Sexuell betrachtet bin ich nahezu unersättlich, wobei ich mit "sexuell" nicht nur den Sex an sich meine, sondern die gesamte Palette an Erotik. Natürlich weiß auch ich wie und wann man sich zu benehmen hat, aber gegen meine Gedanken kann ich wenig machen und wenn man dann auch noch ein Gegenüber hat welches entsprechend provokant ist, oder sogar teilweise miteinsteigt, kann das je nach Umfeld schon mal schnell etwas "intensiver werden".
- ... und sicherlich noch das ein oder andere ...
Macken die mich schon bei anderen (Partnerinnen) gestört haben:
- Ich hatte mal eine Partnerin (gebürtige Deutsche), welche darauf bestanden hat ALLE Bücher und Filme, welche im Original aus dem englischen stammen, auch in der Originalsprache zu lesen/gucken. Auch wenn ich weiß das die Übersetzung/Synchronisation häufig vieles "versaut" und ich Englisch überwiegend sehr gut verstehe, schäme ich mich nicht für meine Muttersprache und breche mir (im Gegensatz zu ihr) keinen Zacken aus der Krone, wenn ich mir auch mal die deutsche Version zu Gemüte führe.
- Überempfindlichkeit beim Sex! Und damit meine ich nicht irgendwelche Praktiken außerhalb "der Norm", sondern allgemein solche Kommentare wie "Nicht dahin gucken, ich habe da einen Pickel!", oder bei einer Dame hat schon ein vorbeifahrendes Polizeiauto (mit eingeschalteter Sirene) ausgereicht um ihr Geilheitslevel auf null zu setzen.
- Unpünktlichkeit! Ich hasse das! Klar, plus/minus fünf Minuten sind immer drin und von Ausnahmefällen für die keiner der Beteiligten etwas kann, rede ich hier auch nicht, aber wenn man mich mal richtig angepisst erleben will, dann verabredet man sich mit mir zu zwanzig Uhr, kommt dann am besten erst so gegen halb zehn und verhält sich so als sei sowas das normalste der Welt.
- Unordentlichkeit! Ich habe keinen Sauberkeitsfimmel, aber das getragene und nicht mehr benötigte Kleidung in den Wäschekorb gehört, ist für mich genauso selbstverständlich wie die Tatsache, dass man Müll in den Mülleimer schmeißt und Geschirr in den Geschirrspüler stellt. Natürlich kann man je nach Situation ein Auge zudrücken, aber Unordentlichkeit, welche zur Gewohnheit geworden ist, ist für mich nicht allzu lange ertragbar.
Mir ist bewusst, dass man vieles von dem hier Aufgezählten nicht unbedingt als Macke, sondern auch als Charaktereigenschaft ansehen kann. Doch wo genau ist die Grenze? Solche Definitionen wie:
****55:
Eine Macke ist ein nicht normales Fehlverhalten. Oder auch eine absonderliche Eigenart, Verrücktheit, Tick, Spleen, wunderliche Angewohnheit.
bringen einen da auch nicht so richtig weiter, da es wohl extrem schwer wird Formulierungen, oder Begriffe wie:
"nicht normales Fehlverhalten" (was für sich ja schon eine sehr seltsame Konstruktion ist; Was ist denn ein
"normales Fehlverhalten"?),
"Eigenart", "Verrücktheit" etc. zu definieren, aber das führt nur wieder zu sehr ins Off-Topic.