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Ich kann nicht so funktionieren ( wg. Suchtkrankheit)

******aga Frau
4.722 Beiträge
Themenersteller 
Ich kann nicht so funktionieren ( wg. Suchtkrankheit)
Hallo, liebe Joyler

Seid Winter 2005 (nach einer 8 monatigen Langzeittherapie) mache ich in Abendkursen den zweiten Bildungsweg und möchte gerne das Fachabi.

Ich bin mit dem Vorkurs angefangen, dann bis zum zweiten Semester gekommen. Ich war in den Hauptfächern ganz gut und dann, im dritten Semester, wo die Kursphase anfing, habe ich erst gemerkt, wie sehr mein damaliges 2. Semester hinter dran hing in Mathe.
Aber es war schon zu spät......ich wählte Mathe als LK und dieses Fach machte mir auch echt viel Spaß, aber inzwischen ist es längst nicht mehr so. Bis heute hänge ich in Mathe hinterher und Nachhilfe kann ich mir nicht leisten.
Ich wiederholte dann das dritte Semester und auch das vierte Semester aus gesundheitlichen Gründen ohne Anrechnung.
Ja, mich macht es auf Dauer krank, kaum soziale Kontakte zu haben, weil ich immerzu Spätschicht habe.
Ich sehe meine Schulkollegen, die allesamt jünger sind und es erscheint mir, als ob sie viel belastbarer seien und das mal eben so mit Links bewältigen könnten.
Seid guten 3 Jahren mache ich diese Dauerspätschicht / Abendkurse.........es geht mir sehr an die Substanz, weil ich aufgrund meiner damaligen schweren Medikamentenabhängigkeit keine Selbsthilfegruppe besuchen kann und auch sonst kein Therapieangebot wirklich wahrnehmen kann, weil ich sonst zuviel von der Schule verpasse.

Ich habe mir , als ich vor 4,5 Jahren mit dem Pillenkonsum aufhörte, auch eine andere Einstellung zur Schulmedizin angeeignet und das hat halt den Preis, dass ich nicht so behandelt werden kann, wie ein gesunder Mensch......mir fehlt die Gruppe sehr, Gespräche........Anteilnahme und Verständnis.

Ich habe heftige Komplexe, weil ich nicht so viel schaffe, wie ich gerne würde........weil ich andere Grenzen habe in Sachen Belastbarkeit, wie andere Leute........und weil ich mein eigenes Tempo nicht akzeptieren kann.

Ich brauche länger als andere, um zu gesunden (zum Beispiel bei einer Erkältung - gute 4 Wochen), überhaupt dauert alles einfach voll lange und das kann ich mir nicht leisten, und mich ärgert es maßlos, dass ich ständig krank werde!

Wogegen kämpfe ich da eigentlich? Ich frage mich, was ich eigentlich mit mir mache........




und meine Frage an Euch ist: Gibt es Erfahrungen von suchtkranken, die auch etwas aus ihrem Leben machen wollen?

Dieser Strang ist an genau solche gerichtet. Wie habt Ihr es geschafft, Eure Ziele zu verfolgen und zufrieden zu sein?

LG, baba
********e_bw Frau
102 Beiträge
Hallo baba
Ich bin zwar keine von denen an die Dein Thread gerichtet ist, dennoch würde ich gerne ein paar Worte an dich richten:

Erstens, so wie du schreibst, korrigiere mich, ist es dir alles zuviel obwohl du ja eigentlich willst das du es schaffst, das ehrt dich und ich zieh den Hut vor dir. Dennoch denke ich das Du das psychisch nicht schaffen wirst. Gerade weil du selber schon siehst, das es dich fertig macht, und Deine Therapien nicht besuchen kannst. Versuche es doch mit weniger Schule und trotzdem Therapien. Denn wenn Du selber nicht kannst, körperlich, psychisch und emotional... dann machst Du dich doch mehr kaputt mit deiner Schule als es Dir nutzt???!
Ich hoffe Du findest einen Weg Dein Ziel zu erreichen, aber nicht auf Kosten von Gesundheit und Psyche. Ich wünsche es Dir von ganzem Herzen.

Liebe Grüsse snow

P.s. Dein Krankheitsweg hat sicher was damit zu tun, das die anderen jüngeren und gesünderen belastbarer sind als du. In gewisser weise geht es mir ähnlich.
******aga Frau
4.722 Beiträge
Themenersteller 
Erstens, so wie du schreibst, korrigiere mich, ist es dir alles zuviel obwohl du ja eigentlich willst das du es schaffst, das ehrt dich und ich zieh den Hut vor dir. Dennoch denke ich das Du das psychisch nicht schaffen wirst. Gerade weil du selber schon siehst, das es dich fertig macht, und Deine Therapien nicht besuchen kannst.


Ja, das macht mich total fertig.......seid Jahren geht das so und das übersteigt meine Kräfte total.

Die erneute Wiederholung wären "nur" noch 4 Monate, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich mache das mehrere Jahre und ich pfeife aus dem letzten Loch.
Als ich mit der Wiederholung begann Anfang Februar, war mir das gar nicht so klar........aber jetzt vor der Matheklausur.........nee, ich schaffe das einfach nicht. Das kann ich nicht schaffen und das ist für mich total bitter.

Eigentlich bräuchte ich eine wirklich lange Pause, denn seid gut 10 Jahren powere ich diverse Weiterbildungen durch und habe mich nie wirklich mal ausgeruht........ich durfte das eigentlich auch nie, und das habe ich mir selber aufgebürdet.
Liebe Baba,
auch ich gehöre nicht zu der von dir gewünschten Personengruppe, würde dir aber gern, wenn es mir erlaubt ist, zwei Buchtitel auf deinen Weg mitgeben. Das eine ist von Louise L.Hay: Gesundheit für Körper und Seele. Ich bekam dieses Buch zu einer Zeit geschenkt, als es mir sehr schlecht ging. Ich fühlte mich kraftlos und meinem Leben nicht mehr gewachsen. Mir hat es unglaublich viel Kraft gegeben und neuen Mut sowie Aufschwung gebracht.

Das andere Buch ist von Thomas Schäfer: Was die Seele krank macht und was sie heilt. Ein Einstiegsbuch über Familienaufstellungen von Bert Hellinger.
Ich weiß nicht, was für Therapienformen du schon gemacht. Mir scheint es, als ob sie dich müder gemacht haben als sie sollten.

Liebe Grüße,
Rothaar
****n43 Mann
15 Beiträge
erkennen
Liebe Baba,
ich habe viele Jahre auf der anderen Seite gestanden: der Seite der Berater. Deine letzten Worte im Eingangsbeitrag sagen im Grunde genommen alles. Warum tue ich mir das an ?

Da greifen vermutlich Ansätze Deiner Therapie, die sich langsam den Weg ans Licht suchen. Du weißt, dass Du Dich übernimmst, Du weißt um die Gefahr des Rückfalls der in diesen Momenten liegt, benennst Dinge die Dir fehlen, etc.

Warum legst Du nicht den Schwerpunkt auf die Dinge, die Dich stabilisieren und langfristig ermöglichen werden, dass Du Dinge schaffst, die im Moment noch unmöglich sind?!

Bei allem Respekt vor den Versuchen Dir hier hilfreich zu sein: nicht die jungen Menschen in der Ausbildung führen zur Suchterkrankung - die ist doch schon da. Und Bücher, die einen hilfreichen Weg aufzeigen, werden Dir keine Hilfe sein. Durch Deine Therapie hast Du Dir Dein eigenes Buch geschrieben bzw. weißt wie der Inhalt wäre.

Lass es ruhiger angehen - gib Dir Zeit und versuche gar nicht erst alles schnell und -egal wie schwer es ist- hauruck durchzuziehen.
Baue soziale Kontakte auf.

liebe Grüße
*****doo Paar
136 Beiträge
hallo baba
wir wünschen dir viel kraft den richtigen weg zu finden, höre auf dein herz, es gibt dir die richtigen antworten, eigentlich weisst du schon wohin du gehen musst, vertraue auf deine intuition, ganz liebe grüße bernadoo
Funktionieren
Hi Baba!

Nach meiner Therapie wollte ich alles, nur nicht mehr funktionieren....
Ein "Muss" habe ich strikt verweigert ... immer nach dem Motto - "das einzige was ich mal muss ist sterben. Alles andere ist Apfelmus"...

Das ging solange gut, bis mein berufliches und in der Folge mein privates Schiff ins Wanken geraten ist.
Da "musste" ich, so dachte ich damals, eine Schippe mehr Kohlen aufs Feuer werfen, um wieder "in Kurs" zu kommen....
Schlussendlich habe ich dann doch doppelt verloren - Firma pleite, Haus weg, Rückfall, Beziehung kaputt....

Heute glaube ich, dass es besser gewesen wäre, mehr nach innen zu hören, mich als Mensch nach vorne zu rücken und nicht irgendwelche materiellen Wünschen den Vorzug zu lassen.

Nun heist es wieder aufstehen...vor mir und für mich selber und alle nicht überlebenswichtigen äusseren Dinge als "Pillepalle" abtun!

Wünsche Dir gute 24 Stunden, HiN
******aga Frau
4.722 Beiträge
Themenersteller 
(...)Da "musste" ich, so dachte ich damals, eine Schippe mehr Kohlen aufs Feuer werfen, um wieder "in Kurs" zu kommen....(...)

Ja, das ist fatal auf Dauer. Als das letzte Semester anfing - so ziemlich genau auf dem gleichen Tag bekam ich eine Erkältung, mit der ich mich auch gute 4 Wochen abplagte. Eine Woche lang war ich krankgeschrieben und dachte, das würde wohl auch ausreichen, um wieder fit zu werden. Ich war danach auch wieder in den Abendkursen, aber dann ging das wieder los und ich dachte wirklich daran, mir Codein verschreiben zu lassen, damit die Erkältung endlich aufhört.

Ich und Codein.......das geht überhaupt gar nicht. Aber diese Gedanken, dass es doch nur noch 4 Monate sind, das müsse doch zu schaffen sein, ich müsse funktionieren.......vor allem dieser "Funktionsgedanke"......das ist saugefährlich.
Ich war bei der Suchtambulanz und erzählte von diesen gefährlichen Gedanken. Ich habe ein Attest bekommen und meine Erkältung ist jetzt erstmal weg....ohne Codein und solchen Sachen.

Heute glaube ich, dass es besser gewesen wäre, mehr nach innen zu hören, mich als Mensch nach vorne zu rücken und nicht irgendwelche materiellen Wünschen den Vorzug zu lassen.

Mein Ziel war, langfristig raus aus Hartz 4 zu wollen, mir eine berufliche Perspektive zu schaffen. Einige der Schüler, die mit mir im Februar 2005 im Vorkurs anfingen, sind jetzt im 6. Semester. Sie schreiben bald ihre Abiklausuren. Es sind aber sehr wenige, die es bis dahin überhaupt geschafft haben. Mit Abstand die meisten haben ganz abgebrochen.

Ich bin auch raus aus Hartz, aber den Preis dafür, denn kann ich einfach nicht mehr zahlen.

Nun heist es wieder aufstehen...vor mir und für mich selber und alle nicht überlebenswichtigen äusseren Dinge als "Pillepalle" abtun!

Ich drücke Dir feste die Daumen :).

Ja, sowas in dieser Richtung steht für mich auch an. Ich muss da für mich wieder neu sortieren und die Frage wird wohl auch sein, ob ich mir wirklich erlauben kann, einfach eine Pause zu machen, etwas für meine Gesundheit zutun und dafür auch die Zeit zu haben, ohne mich mit Menschen zu vergleichen, die einfach leistungsfähiger sind als ich. Meine Vernunft sagt mir: ich sollte damit zufrieden sein, soviel zu machen, wie ich auch wirklich kann, aber mein Bauch sagt da leider etwas anderes. *schiefguck*
********e_bw Frau
102 Beiträge
Höre auf Deine Gefühle
und rede dir kein schlechtes Gewissen ein wenn Du es beendest, oder pausierst. Das ist das Schlechteste was du tun kannst, denn Du bist nur Dir rechenschaft schuldig. und wenn es nicht geht, und Deine Gesundheit auf dem Spiel steht, dann lass es bleiben.
du musst Dir sagen das es eine Entscheidung für dich ist, nicht gegen Dich oder so.
Mir ging es ähnlich, ich pausiere jetzt, bis meine Gesundheit sich erholt. Und auf die dummen Sprüche von anderen die nicht wissen was los ist, kann ich verzichten, denn ich habe immer gearbeitet. Und werde es auch tun, um mich weiterzubilden.

Ich wünsche Dir alles Gute, melde Dich mal wenn Du eine Entscheidung, ich hoffe für Dich, getroffen hast.
*******2_ag Mann
10 Beiträge
Meinen Respekt vor Deiner Leistung, die Du unter schwierigeren Umständen vollbringst. Wie Du geschildert hast sind schon einige ausgestiegen, was ja bei Dir nicht der Fall ist. Du hast weitergemacht, freue Dich daran.
Dein Körper scheint sich zu wehren und seine Aufmerksamkeit einzufordern die er nicht bekommt.

Versuch doch mal Dir etwas Gutes zu tun, einen ausgedehnten Spaziergang oder ein wohltuendes Bad oder sowas ähnliches was Dir Freude bereitet. Einfach etwas wegkommen von der permanenten "Ich-muss-Haltung".

Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist die Dauer indviduell möglich. Gibts da vielleicht eine Möglichkeit etwas Druck abzubauen?
Oder ist in anderen Bereichen Deines Lebens eine Entlastung möglich ? Können Dir vielleicht Freunde , Familie oder Bekannte etwas abnehmen?

Bei Deinem Arztbesuch infolge der Erkältung, war da diese Belastung auch ein Thema? Wenn nicht, würde ich das mal mit dem Hausarzt ansehen.

Aus eigener Erfahrung halte ich es nur, wenn alle Stricke reissen, für sinnvoll abzubrechen. Der Frust es nicht geschafft zu haben kann zu einer ähnlichen Belastung werden.


Drücke Dir die Daumen, dass Du für Dich einen Weg aus dem Hamsterrad findest.
hallo,

ich drück dich einfach mal, wenn du magst
kann deine ängste und den druck den du hast sehr gut nachvollziehen

Wogegen kämpfe ich da eigentlich? Ich frage mich, was ich eigentlich mit mir mache........

gegen viel zu höhe erwartungen... gesellschaftliche die du vielleicht als deine übernommen hast

du musst NICHT funktionieren. vor allem nicht für andere. du lebst... und zwar nur für dich. bitte verwechsle wiederaufstehen und nicht mit funktionieren. ich hab auch jemanden kennengelernt, der auf knopfdruck funktioniert hat wie eine maschine... vor allem im job. bis sie sich die arme aufgeschnitten hat. wenn du im krankenhaus liegst, bringt dir dein job auch nicht mehr.

ich möchte gamin gerne zustimmen
Lass es ruhiger angehen - gib Dir Zeit und versuche gar nicht erst alles schnell und -egal wie schwer es ist- hauruck durchzuziehen.

hör auf dich und die alarmsignale die dir dein körper setzt. klar kann ich verstehen, dass du deine ziele erreichen möchtest. aber nicht auf kosten deines lebens!! das ist es nicht wert.

und hör am besten auf, dich mit anderen zu vergleichen. das ist auch ein laster was ich kenne. aber du hast dein eigenes tempo. du musst niemandem etwas beweisen.

bitte pass gut auf dich auf ja!
drück dich
Ich...
...wünsche dir,daß du Geduld findest/lernst,und zwar für dich selbst und deinen eigenen Weg.Jeder Mensch hat ein anderes Tempo,bedingt durch individuelle Umstände.Finde deines,und ich glaube,dein Bauchgefühl und Körper haben dir da eigentlich schon deutliche Signale gesetzt.Großen Respekt davor,daß du alles daran setzt aus Hartz raus zu kommen,aber vergiß darüber nicht,daß es da etwas ganz wichtiges gibt: dein Leben,im Sinne von erleben,deiner Zeit und deinem Raum.Vergleiche mit anderen kann ich bei deinem heraus klingendem (falschem?)Ehrgeiz gut verstehen,aber darum geht es einfach nicht,es geht um dich!Hab Geduld mit dir selbst,mit deinem Weg,oder platt gesagt;versuch es etwas lockerer zu sehen.Finde Raum,wo du dich nur um dich selbst kümmerst,lass es dir einfach mal gut gehen!Das muß man meist lernen und trainieren.Ich wünsche dir alles,alles Gute:-)!
******aga Frau
4.722 Beiträge
Themenersteller 
Danke für Eure Rückmeldungen *g*

Das "Hamsterrad" hat mich sehr angesprochen. Mir fällt es schwer, über diese Funktioniergeschichte zu schreiben.

Einerseits bin ich körperlich relativ fit, d.h. ich kann mich frei bewegen und meine Sinne gehen alle. Aber andererseits ist da die
Sucht, bzw. die Abstinenz.
Was für den Diabetiker sein Insulin ist, ist Achtsamkeit und Selbstbewusstsein für mich - sonst wird es eines Tages wirklich wieder zu einem erneutem Konsum von Medikamenten kommen, die für mich einfach nicht in Frage kommen können.


Ja, es tut gut, wieder daran erinnert zu werden, dass es auch noch etwas anderes im Leben gibt, als zu funktionieren und dass das, was ich tue und tat, nicht gerade wenig ist.


Und auf die dummen Sprüche von anderen die nicht wissen was los ist, kann ich verzichten, denn ich habe immer gearbeitet. Und werde es auch tun, um mich weiterzubilden.

@******ake

Gerade, wenn ich so dünnhäutig bin, treffen mich solche Sprüche, auch obwohl ich weiß, dass für mich andere Maßstäbe gelten, wie für andere.
In den ersten 1,5 Jahren meiner Weiterbildung lief ja alles weitestgehend rund, aber dann merkte ich, dass meine Batterie auch mal aufgeladen werden muss.

Aus eigener Erfahrung halte ich es nur, wenn alle Stricke reissen, für sinnvoll abzubrechen. Der Frust es nicht geschafft zu haben kann zu einer ähnlichen Belastung werden.

@ cowboy72

Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Ich möchte da auch nichts übereiltes machen.
Mein Arzt (jener der Suchtambulanz) weiß über meine Belastungen Bescheid.Zu ihm gehe ich seid Jahren und keiner kennt mich besser als er. Mein Hausarzt ist auch einer, der kein reiner Schulmediziner ist, aber thematisiert habe ich mein Anliegen bei ihm noch nicht konkret.
Ein Abbruch der Schule - oder eine Pause würde für mich wieder Hartz 4 heißen und die damit verbundene Fremdbestimmung seitens der Ämter. Ich weiß wirklich noch nicht, was ich machen sollte.
Rückhalt bekomme ich von meiner Partnerin. Meine Beziehung läuft ganz gut - das ist vielleicht ein Aspekt, den ich vor lauter Erkältung und Kopfstress übersehen habe.
******aga Frau
4.722 Beiträge
Themenersteller 
Erfolge mit dem Handicap
Hallo, Ihr *g*

Zwischen meinem letzten Posting und heute liegen 8 Monate. Es ist viel passiert in dieser Zeit.....

Es war nicht einfach für mich, mir einzugestehen, dass ich aufgrund meiner Suchterkrankung......meine schwere Medikamentenabhängigkeit und den damit verbundenen Aufgaben für mich......mir eingestehen musste, dass auch die Abendschule mitsamt seinen Folgen für mich (fehlende soziale Kontakte zum Beispiel) eine Überforderung darstellt.

Ich wurde damals so oft krank und immer wieder, dass ich darüber nachdenken musste. Ich habe meinen Bafögbezug ausgeschöpft und habe dann mit der Schule eine gute Lösung gefunden. Mein Arzt (der Arzt der Suchtambulanz) kennt mich sehr gut und bei ihm bin ich schon seid Jahren in Behandlung. Er befürwortete eine längere Pause und deswegen hat der Rektor der Schule mich auch beurlaubt.

Aus gesundheitlichen Gründen werde ich dann, nach dieser Beurlaubung, auch künftig nur Vormittagskurse besuchen und eben keine Abendkurse mehr. Und Vormittagskurse darf man nur mit einer triftigen Begründung besuchen und die habe ich.

Meine Entscheidung, Pause zu machen und mich um meine Gesundheit zu kümmern, kam nicht von ungefähr, sondern das war ein Prozess, den ich durchgemacht habe.

Ich habe losgelassen und habe meine Gesundung vor allen anderen Dingen des Lebens gestellt. Teile meines Bekanntenkreises haben mich nicht verstanden, weil sie glauben, in der Beschäftigung läge der goldene Schlüssel - und das mag für manche in dieser Leistungsgesellschaft sicher zutreffen, aber für mich eben nicht.

Ich stellte dann im Sommer einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente. Mein Arzt befürwortete dies und ich musste dann noch zu einer medizinischen Untersuchung. Die Amtsärztin war sehr offen und mir gelang es, auch sie davon zu überzeugen, dass eine mittelfristige Anerkennung in Sachen Arbeitsunfähigkeit wesentlich sinnvoller für meinen Gesundungsweg sei, als meine Grenzen permanent zu überschreiten, denn auch die Abstinenz ist mitunter sehr, sehr anstrengend.

Ich habe mir dann eine geringfügige Beschäftigung gesucht, dessen Ausübung im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt. Ich bin als Reinigungskraft tätig und inzwischen auch unbefristet eingestellt. *freu*
Dieser Umstand, also eine Arbeit zu haben, die ich auch wirklich ausüben kann, stärkt mein Ego und ich empfinde meine Tätigkeit als Teilhabe und trage eine Verantwortung für meine Objekte (die ich sauberhalte und dessen Management ich selber übernehme dafür) gerne und es macht mir auch viel Spaß.

Meine Rente ist nun inzwischen durch und das ist schon recht ungewöhnlich, denn die Rentenversicherung setzt als Ziel bei der Therapie suchtkranker Menschen die Vollzeitbeschäftigung und eben genau das geht bei mir eben nicht so einfach. Ich brauchte auch meine Zeit, um vom Glauben abzulassen, dass Vollzeit die ultimative Lösung für mich sei.

Ich habe (mal wieder *zwinker*) erfahren, dass es sehr daran liegt, sich und seine Bedürfnisse darstellen zu können, damit auch andere mich verstehen können. Bei Behörden gelingt mir das auch wesentlich leichter als etwa bei Bekannten, die vom gängigen Leistungsprinzip völlig geprägt sind.

Meine Rente ist eine mittelfristige.......sie fängt ab 2009 an und läuft erstmal bis Ende Oktober 2010. Dann werden die Karten neu gemischt und ich schaue mal, wie es für mich und dem 2. Bildungsweg weitergeht.

Ihr könnt mir glauben, es war nicht leicht, dahin zu kommen, wo ich nun bin.

Es ist ein großer Erfolg für mich und es zeigt mir, dass es sich lohnt, an die eigene Gesundheit zu denken und es auch nach Außen hin deutlich zu machen.


Ich muss ehrlich zugeben, dass es für mich sehr gewöhnungsbedürftig ist, mich künftig mittelfristig Rentnerin zu nennen mit meinen 38 Jahren.........aber das ist für mich genau das Richtige und auch meinen Bekanntenkreis habe ich neu sortiert......

Leute, die mich nicht verstehen wollen - mit solchen habe ich nichts mehr zutun, denn sie tun mir nicht gut.

Vielleicht gibt es auch andere Betroffene Menschen mit Handicap, denen es auch gelungen ist, ein Leben zu führen, was sie auch wirklich bewältigen können oder die sich auf dem Weg dahin befinden.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sich angesprochene User hier zu Wort melden und über ihre Erfahrungen berichten *g*


Es grüßt Euch ganz herzlich


baba *blume*
Liebe baba, Danke für dein Bericht wie es inzwischen bei dir gelaufen ist.
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