Wir haben unterschiedliche Körper - unterschiedliche Form, unterschiedlich viel Behaarung, unterschiedliche Gerüche, unterschiedlich viel Schweißproduktion. Außerdem haben wir in unserem Leben unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die uns und unsere Meinung prägen - und das ist gut so. So sind deutlich mehr Entdeckungen im Leben möglich, Konfrontation mit Neuem, Unsicherheit - und letzten Endes auch das Finden von Gleichgesinnten, ohne das Gefühl haben zu müssen, diese wahllos aus der Masse der Menschheit ausgewählt zu haben.
Für mich ist es etwas besonderes, wenn ich auf jemanden treffe, mit dem ich Interesse, Leidenschaften teile, den ich körperlich bis ins Details anziehend finde - und der das erwidert. Alle anderen Menschen sind deswegen nicht weniger wertvoll.
Ich finde es wichtig, dass es auch bei Intimbehaarung persönliche Ausprägungen und Vorlieben gibt. Rasierte Körper sehen nicht pauschal gleich aus - das kann für mich persönlich ästhetisch oder unästhetisch sein - und bei behaarten Körpern geht es mir ebenso. Intimbehaarung kann ich umwerfend schön finden, oder wirklich, wirklich eigenartig. Und habe dann eben ein weiteres Detail, anhand dessen ich mich zu einem Menschen hingezogen fühle oder eben nicht.
(In diesem Fall ein körperliches Kriterium. Dass es auch andere gibt, die Anziehung beeinflussen, und man zudem Menschen nicht zu 100% anziehend finden muss um sie zu mögen oder ihre Nähe zu suchen, ist ein anderes Thema).
Ich persönlich habe eine eher mäßige Behaarung, die ich an Beinen und Achseln ab meiner Jugend phasenweise rasiert habe, und seit einigen Jahren stehen lasse (aber das kann sich ändern). Und schon in diesen Hautarealen gemerkt habe, dass meine Haut bei aller Vorsicht sehr empfindlich darauf reagiert. Mein Intimbereich findet Rasieren dann gelinde gesagt anstrengend, weswegen ich eben stutze, wenn mir im dort nach weniger Haaresfülle und mehr Luft ist.
Wenn ich dann in gestutzten Momenten auf Menschen treffe, die gern volles Haar vorfinden wollen, und in ungestutzten auf Menschen, für die Gestutztheit viel angenehmer ist, oder die auf die weiche Glätte stehen - Pech. Ist halt so. Und ich bin auch bei Bitten, das in die eine oder andere Richtung anzupassen, vor allem bei mir und meinen Bedürfnissen. Wenn es damit gerade nicht passt, ist das eben so. Und das versuche ich auch so wenig angreifend und verletzend wie möglich zu kommunizieren.
Ich finde es schade, dass dieser Thread so angreifend ausgefüllt wird, absichtlich wie unbewusst. Gerade Intimthemen sind oft an sehr private Gefühle und Ängste gekoppelt, und mit denen sollte man meiner Meinung nach immer achtsam umgehen. Achtsam sprechend wurde ich hier auch nie im direkten Gespräch für meine Entscheidungen angegriffen und hatte selten das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. "Intimbehaarung: unbedingt" kann auch heißen "gestutzt", "Intimbehaarung: geht gar nicht" kann auch heißen, dass der Mensch da eine Aussage über seinen eigenen Körper trifft und bei anderen dafür offen oder neugierig ist. Eindeutig sind solche Kurzprofilaussagen doch nie, und die Geschichte dahinter immer deutlich spannender und differenzierter.
Ganz besonders treffen mich der Hygienevorwurf, egal von welcher Seite, und der zu Pädophilie.
Zu ersterem wurde eine Menge gesagt. Sollte man eben differenziert betrachten, sowohl was körperliche Ausprägungen als auch Vorlieben angeht.
Zu letzterem hole ich weiter aus: Ich persönlich fühle mich oft unwohl, wenn ich unrasierte weibliche Intimbereiche sehe. Ich glaube, da steckt meinerseits eine frühere Scheuheit und Angst im Kontakt mit Pornographie dahinter, in der für mich Sex eher wie Vergewaltigung von Minderjährigen aussah, und ich eben auf mich bezogen und verbunden mit eigenen Erfahrungen vor dieser Gewaltform Angst hatte. Wohlgemerkt: früher, Angst, für mich! Mir ist bewusst, dass das mein Eindruck ist, meine ganz persönliche Prägung, und mehr nicht. Für mich hat sich das dann noch vermischt mit gesellschaftlichen Körperidealen, Modelmaßen und so, Barbiepuppen. Und ich finde es bezeichnend, dass ich bei den mir eben fremderen Männerkörpern da nicht so prinzipiell empfindlich bin - also deutlich weniger persönlich empfindlichen Bezug herstelle.
Und auch wenn ich, wenn ich bezüglich meiner Intimbehaarungsvorlieben angegriffen werde, durchaus unsachlich werden kann - Menschlichkeit und so - weiß ich, dass all das in Empfindlichkeit (berechtigt, aber nicht zu Unsachlichkeit berechtigend) meinerseits verankert ist und dass ich mit Gegenbeschuldigungen auch nur verletze. Es mag in den angeklagten Extremen wahre Situationen geben, von gesellschaftlichem Zwang, von Pädophilie, von Vergewaltigung - aber das ist meines Erachtens nach nicht die Norm. Sexualität ist für mich nicht problematisch oder unproblematisch, nur weil sie behaart oder unbehaart ist.
Deswegen kann ich es natürlich schade oder gerade reizvoll finden, wenn ich in der eigenen Kultur oder Zeit mit der eigenen Neigung im Mainstream liege oder alternativ bin. Beeinflussen kann ich letzten Endes nur meinen eigenen Umgang damit, und damit auch irgendwie das Außenbild, das sich Menschen, die mit mir im Kontakt stehen, von meinen Vorlieben machen. Und vielleicht verhindern, dass mich Menschen nur deswegen verurteilen, weil sie sich unverstanden und angegriffen fühlen, oder weil sie mich nicht verstehen.
Wer angreifen will - das ist eine andere Sache.