Poly hat, ehrlich gesagt, nichts mit Alter zu tun. Es geht mehr darum, eine bestimmte Mentalität dazu zu haben.
Es wurde schon erwähnt, dass es u.a. darum geht, selbst Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen. Das bedeutet eben auch, sich damit auseinanderzusetzen, was man da gerade fühlt und woher das kommt. Nicht einfach zu sagen "Mein Partner verhält sich scheiße, er ist ein Arsch und bringt mich dazu, das zu fühlen", sondern das Gefühl annehmen und akzeptieren, dass man es aus einem selbst kommt und nicht der Partner dafür verantwortlich ist. Auch, wenn er möglicherweise der Auslöser war.
Durch poly wird, allgemein gesehen, die Wahrscheinlichkeit erhöht, und zwar sehr stark, dass unsere Trigger gedrückt werden. Wenn man sich also darauf einlassen will, muss man darauf gefasst sein, dass dies passiert, und damit umgehen wollen. Heißt, ebenfalls wieder die Verantwortung zu übernehmen und nicht den Partner oder etwas anderes im Außen dafür verantwortlich zu machen.
Eifersucht ist im Allgemeinen etwas, das auf Angst oder Fehlen von etwas hinweist. Es ist unmöglich, einfach nie Eifersucht zu empfinden, aber es ist ein Gefühl wie Schmerzen, oder Angst: Es ist sinnvoll, es sich das anzusehen und damit zu befassen, ohne dass man blind danach handelt. Es ist eben ein Warnsystem, mit dem man entsprechend umgehen sollte. Wenn man sich Eifersucht nach diesem Kriterium ansieht, und dann eben nachschaut, woher sie eigentlich kommt: was fehlt mir, wovor habe ich Angst, warum verletzt mich das Verhalten meines Partners eigentlich, wofür steht es für mich?, kann man damit umgehen und schauen, ob es eine Lösung gibt. Wichtig ist, zu erkennen, dass es nicht das Verhalten an sich ist (meisten), sondern dass eine Situation dieses Gefühl auslöst; und sich dann damit zu beschäftigen, warum diese Situation das auslöst. Eben, was darunter liegt. Das ist dann auch Teil dessen, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen.
Also: Eifersucht wird allgemein nicht überwunden. Man kann (und für poly sollte man) aber lernen, sinnvoll damit umzugehen. Und zu lernen, zu erfahren, was dahinter liegt.
Es geht auch nicht darum, nicht verletzt zu sein. Sondern darum, zu erkennen, dass nicht der Partner mich verletzt, weil er auch andere Partner hat, sondern ich mich verletzt fühle. Es kann sein, dass mir etwas in der Beziehung zu meinem Partner fehlt, das hat aber nichts mit den anderen Partnern meines Partners zu tun, sondern wird dadurch nur sichtbar(er).
Es ist wichtig zu lernen, Beziehungen nicht zu vergleichen, sondern trotzdem bei seiner eigenen Beziehung zu bleiben und zu sehen, ob das gut ist oder nicht. Ob sie mich glücklich macht oder nicht. Ob ich in ihr zufrieden bin oder nicht. Andere Partner meines Partners sollte ich behandeln wie seine Hobbies oder ähnliches - es sind Teile seines Lebens, die für ihn wichtig sind, ohne dass ich Teil daran habe. Und das ist auch okay. (:
Ich habe zuvor monogame Beziehungen geführt, fühlte mich aber immer eingesperrt. Poly ist für mich die Möglichkeit, mich frei zu bewegen und keine von Außen auferlegten Grenzen zu haben, nach denen ich mich richten muss, nur weil ich eine Beziehung führe.
Es ist für mich auch eine Möglichkeit, zu wachsen, eben weil ich mit all jenen Punkten konfrontiert werde, die schwierig sind. Aber wie gesagt, Poly sorgt nur dafür, dass diese eher zu Tage treten und ist nicht dafür verantwortlich.
Um es kurz zu fassen (es ist wieder super lang geworden..):
Eifersucht ist nichts, das vollkommen weg sein wird, sondern ist ein Warnsystem, mit dem man entsprechend umgehen sollte. Und dafür, ebenso wie für die anderen Gefühle, selbst Verantwortung übernehmen.
Man sollte seine eigene Beziehungen nicht mit den anderen Beziehungen vergleichen, sondern seine Beziehung für sich betrachten und schauen, ob es passt oder nicht.
Poly führt dazu, dass alle möglichen Punkte, die man so hat, getriggert werden, sodass man sich damit befassen muss bzw. darauf gefasst zu werden.
Alles in allem ist Poly nicht für jeden geeignet. Es ist viel und harte Arbeit, und benötigt viel Kommunikation, obwohl das für monogame Beziehungen an sich auch gilt. Ansonsten ist das sehr stark individuell geprägt und fällt an sich schon unter "Designer-Beziehungen", ganz einfach, weil es für jeden anders richtig ist.
Sorry für den konfusen Beitrag. ^^"