Eins vornweg, weil's offensichtlich immer wieder missverstanden wird:
Ich möchte niemanden ermuntern zu ungeschütztem Gelegenheits-Sex (bzw. mit häufig wechselnden Partnern oder mit Partnern, die man einer Risikogruppe zurechnen könnte).
Allerdings halte ich einige der aufgeführten Argumente für wenig stichhaltig, deswegen gehe ich darauf ein:
*******na57:
Ich habe mal einem Mann gesagt, dass ICH keinen ungeschützten Verkehr mit mir riskieren würde. Er verzichtete dann ganz auf Sex...
... was wiederum auch als Zeichen einer vernünftigen Abwägung gewertet werden könnte, denn dieser Hinweis könnte auch bedeuten, dass du wissentlich mit irgendwas ansteckendem infiziert bist oder dich zumindest zu einer Risikogruppe zählst und in genau diesem Falle würde jeder vernünftig denkende Mensch die "Risikobewertung" nochmal ganz gründlich überdenken...
Da müsste schon eine überdurchschnittlich attraktive und überaus sympathische Frau mit geradezu unwiderstehlichen "Argumenten" gegenüber sitzen, damit Mann sich überhaupt die Frage stellt, ob das Mehr an Schutz, welches ein Kondom bietet, ausreichend genug ist, dass dieser Spaß das Risiko wert sein könnte.
Sex mit Kondom ist sicherer als Sex ohne Kondom, aber Sex mit Kondom mit einer "Risiko-Patientin" ist definitiv unsicherer, als ungeschützter Sex mit einer Gesunden!
*****e73:
70% der Bevölkerung "hatten schon mal was". Mindestens.
Denn das ist die Durchseuchungsrate für HPV, jedenfalls ohne Impfung.
Bei einer Kondom-Diskussion die HPV-Durchseuchung als Argument anzuführen ist geradezu albern, denn ausgerechnet gegen HPV ist ein Kondom so gut wie nutzlos, es sei denn man verwendet "Ganzkörperkondome".
Könnten wir dann auch mit Herpes weiter machen... und die Herpes-Infizierten nur noch durch's Gummituch küssen!
*******ias:
Kurzfristig können sich Menschen gut verstellen.
Es gibt so viele fiese kleine psychologische Taschenspielertricks, die dafür sorgen, dass Leute beim Verstellen aus der Rolle fallen
... insofern ist das eher ein Argument für Leute, die Beziehungen "über sich ergehen lassen", statt sie aktiv mit zu gestalten.
Mal ganz abgesehen davon ist das mit der Kontrolle ja auch eine Augenauswischerei und birgt zusätzliche Risiken, über die sich die wenigsten im Klaren sind!
Fängt damit an, dass die Quote für falsch-positive Ergebnisse über der Infektions-Rate liegt, d.h. das Risiko, HIV-positiv zu sein ist geringer, als das Risiko, durch einen AIDS-Test fehlerhafterweise positiv getestet zu werden. Natürlich macht man dann einen zweiten Test ... und wenn der dann negativ ausfällt, dann einen dritten ... aber ich persönlich möchte nicht in der Haut dessen stecken, der sich ohne vernünftigen Grund aus purer Panik-Mache testen lässt und dann nach dem dritten Test immer noch verunsichert ist, weil einer der drei Tests angeschlagen hatte!!!
Und ich möchte auch nicht in der Haut von dessen Partner(in) stecken, der/die/das nun entscheiden müsste, ob er/sie/es weiter auf Verwendung eines Kondoms zu bestehen ist oder nicht...
Und wer seinem festen Partner nicht vertraut und deshalb auf einem Test besteht, der hat auch nicht wirklich weit gedacht, denn wenn ich nicht vertraue, warum sollte ich dann darauf vertrauen, dass das Testergebnis nicht gefälscht wurde?!?
... mal ganz abgesehen davon, dass es in meinen Augen auch einen ganz komischen Beigeschmack hat, eine Beziehung mit so einem offenen Misstrauensvotum zu belasten!
... mal ganz abgesehen davon, dass es (wenn man mal die Kampagnen der Kondom-Industrie ausblendet) geradezu willkürlich erscheint, sich ausgerechnet auf AIDS testen zu lassen, denn es gibt so viele andere Krankheiten, die mindesten vergleichbar gefährlich sind und eine höhere Durchseuchungsrate erreichen ...