Und bissi was zu lesen...
Schlagen in oder auch außerhalb einer BDSM-Beziehung
Zunächst sei angemerkt, das Schlagen einer anderen Person GRUNDSÄTZLICH
unter den/die Körperverletzungsparagraphen des jeweiligen Landes fällt.
Außerhalb einer BDSM- Beziehung ist es in jedem Fall strafbar.
Eine so genannte „Einvernehmliche Körperverletzung“ gibt es nicht,
Ausnahmen hiervon sind in den einzelnen Ländern getrennt zu beachten.
Im BDSM- Kontext wird durchaus unterschieden was die verschiedenen Arten
dieses „Schlagens“ nun angeht.
Grob gesehen unterscheidet man Schlagen mit der Hand oder Schlagen mit
einem, wie auch immer gearteten Gegenstand.
Da die meisten der nun folgenden Begriffe aus dem englischen stammen,
werde ich bemüht sein diese hinreichend zu erklären. (Nicht, das ich annehme der Leser wäre dumm, einfach zum besseren Verständnis)
Spanking
(Schlagen mit der blanken Hand)
Schon der (deutsche) Untertitel sagt, was Sache ist.
Caning
hingegen bedarf schon eines Gegenstandes, in den meisten Fällen ein Stock,
wobei es komplett egal ist aus welchem Material derselbe besteht. Auf die
Unterschiede der Materialien wird später eingegangen.
Flogging
Schlagen mit irgendwie gearteten, peitschenähnlichen Gegenständen.
Auch hier gibt es eine reichliche Menge verschiedener Materialien und
Herstellungsweisen.
Technisches
Bevor man nun fröhlich und frei auf Sub losgeht, sollten doch ein paar
kleine Dinge beachten.
- Niemals in die Nieren
- Niemals Innenseiten von Gelenken
- Bei Schlägen auf den Rücken nie parallel zur oder auf die Wirbelsäule
- Und, last but not least, AUFWÄRMEN.
Sinnvollerweise beginnt man langsam, am besten mit etwas Spanking und
steigert im Laufe der Session die Härte der Schläge.
Beim Spanking hat man übrigens die direkteste Rückmeldung wie die Aktion
wirkt, nämlich an der eigenen Hand.
Ob und wann die betroffene Körperpartie nun aufgewärmt ist, sieht man an der hübschen Rötung und spürt es auch beim Anfassen.
Der Natur der Sache nach kann ich hier keine „Zeit/Mengenangaben“ machen,
dazu sind Menschen doch etwas zu individuell.
Material
Stöcke:
Sehr großer Beliebtheit erfreut sich der so genannte Rohrstock, der
entweder aus Bambus, geschältem Bambus oder aus Rattan hergestellt ist.
Letzteres nennt man auch „Spanisches Rohr“. Zu beachten ist, geschälter Bambus ist im Allgemeinen flexibler als ungeschälter und bedarf auch mehr Pflege.
So sollte ungeschälter Bambus und Rattan gewässert werden, sie trocknet sonst aus und brechen.
Bitte daran denken, das der Stock Wasser aufnimmt und daher, frisch gewässert, wesentlich schwerer ist als trocken. Folglich wirkt er auch deutlich anders.
Ein weiteres beliebtes Material sind Weiden- oder Haselnussstecken. Auch
diese sollten ab und an gewässert werden und vor allem entrindet.
Die Wirkung von Stöcken wird meist als kurzer, scharfer Schmerz beschrieben, der relativ schnell abklingt, in „Nachhall“ aber durchaus einen dumpferen Schmerz erzeugt.
Rattanstöcke werden auch bevorzugt bei der „englischen Erziehung“ eingesetzt und werden dort, je nach Dicke als „Junior-“ „Senior-“ oder „Mastercane“ bezeichnet
Gerten:
In den Bereich Stöcke kann man noch die allseits beliebten Gerten aufnehmen von denen es ebenfalls verschiedene Modelle aus verschiedenen Materialien gibt. Am Häufigsten dürften Fiberkörper mit Stoffummantelung sein, es wurden aber auch schon vereinzelt welche mit Lederummantelung in Reitsportgeschäften gesichtet. Seltener und nicht im Reitsport zu finden sind Gerten mit Latexüberzug.
Die Modelle unterscheiden sich in die kürzeren, mit einem „Flap“ versehenen Modell, der sogenannte Springstock, und einem längeren (80 bis 150 cm) Modell mit einem Bändchen am Ende, der Dressurgerte.
Letztere kann auf zwei Arten eingesetzt werden:
Man schlägt so das der Schaft der Gerte auf das „Zielgebiet“ trifft und das Bändchen bedingt durch die physikalischen Gegebenheiten noch umschlägt und einen Extraeffekt erzeugt oder man schlägt so, das nur das Bändchen im „Zielgebiet“ landet was recht nette Muster erzeugt
Vom Einsatz einer Longier- oder Voltigiergerte rate ich an dieser Stelle ab, die Biester sind einfach zu lang um noch zielgenau geführt zu werden
Paddles:
Paddles werden aus einer schier unübersehbaren Menge verschiedener
Materialien gefertigt.
Am häufigsten sind jedoch Holz- und Lederpaddles, seltener Metall- oder
Gummipaddles.
Kleiner Tipp zu Paddles mit Latexüberzug:
Diese Teile können für teuer Geld in jedem einschlägigen Shop bestellt werden, man kann aber auch in den Baumarkt gehen, sich ein entsprechendes Holzteil besorgen und das dann mit Schrumpfschlauch aus der Elektroabteilung überziehen. Spart Kosten und hat denselben Effekt.
Oben angeführtes lässt sich übrigens 1:1 auf Stöcke anwenden.
Auch die Formenvielfalt ist enorm, sie reicht von dem „Klassiker“ Holzlineal über „Pfannenwender“ bis hin zu solchen Exoten wie herzförmig.
Häufig sind diese Paddles gelocht, was sowohl die Geräuschentwicklung dämpft, als auch die Wirkung verstärkt.
Eine Sonderklasse der Paddles sind so genannte Dorn- oder Nagelpaddles.
Bei diesen Modellen ist eine oder beide Seiten der Schlagfläche mit
Dornnieten oder kleinen Nägeln besetzt. Klingt brutal, macht aber ein
apartes Muster.
Auch wenn die Eindringtiefe der Dornen oder Nägel eher gering ist, kommt es
zu so genannten punktuellen Blutungen, die UNBEDINGT desinfiziert werden
müssen, ebenso sollte das Paddle nach Gebrauch gründlichst gereinigt werden.
Eine weitere Sonderform des Paddles ist die so genannte Tawse, ein doppelt
gelegter Lederriemen, am Griffstück meist dicker, nach vorne verjüngend. Die Besonderheit der Tawse ist der Längsschlitz der im „Schlagbereich“
angebracht ist und somit einen netten Doppeleffekt hervorruft.
Die Wirkung von Paddles wird als eher dumpfer, flächiger Schmerz
beschrieben, der langsamer abklingt als ein Stockschlag und im „Nachhall“ ein brennen verursacht, die Tawse hingegen wird eher mit dem Schlag eines Ledergürtels verglichen.
Anmerkung zur Tawse: Die Tawse ist im Ursprung ein schottisches Züchtigungsinstrument das über die „Insel SM Scene“ Eingang gefunden hat.
Peitschen:
Peitschen gibt es im Prinzip in zwei Formen, die so genannte „Single tail“
(zu Deutsch, Einschwanz) und die mehrriemigen Peitschen, Flogger oder Katzen genannt.
Katzen unterscheiden sich von Floggern darin, das sie geflochten sind.
Auch hier gibt es eine reichhaltige Auswahl an Materialien, das häufigste
dürfte allerdings Leder sein.
Wichtig zu wissen ist, je schwerer eine Peitsche ist, desto tiefer wirkt sie im Gewebe. Eine 100 Gramm Peitsche ist demnach längst nicht so „hart“ wie eine 400 Gramm Peitsche.
Gummipeitschen haben neben der üblichen Wirkung der Peitschen noch den
Effekt, die Haut einen kurzen Moment zu „ziehen“, erzeugen also dadurch eine Art „Kneifeffekt“.
Es ist mir an dieser Stelle nicht möglich, die Wirkung der verschiedenen
Peitschen zu beschreiben, dazu gibt es einfach zu viele unterschiedliche
Modelle
Diverses
Selbstverständlich könnte ich an dieser Stelle noch ein bis zwei Dutzend
anderer „Schlagzeuge“ vorstellen, aber die Fantasie des Lesers soll doch
nicht abgewürgt werden.
Ich erlaube mir dennoch ein weiteres, zu den Peitschen gehörendes Modell anzuführen das sich durchaus eines relativ hohen Bekanntheitsgrades erfreut, die oder das Martinet.
Beim Martinet handelt es sich um eine ursprünglich militärische Peitsche die aber NICHT zur Züchtigung eingesetzt wurde. Das Martinet gehört zur „Familie“ der Klopfpeitschen die dazu benutzt wurden Uniformen von Staub zu befreien
Kurzum, so gut wie alles, das einen Griff und eine Fläche oder Riemen hat, kann zu SM-spezifischen Praktiken zweckentfremdet werden
Was die Handhabung der hier vorgestellten „Schlagzeuge“ angeht, je nun, das
lässt sich schriftlich so gut wie nicht erklären und wird daher auch unterlassen.
Nachtrag:
Paddles und Canes lassen sich in aller Regel mit ein wenig Fantasie und etwas handwerklichem Geschick selbst herstellen, man muss also weder Tante Beate noch den Versand mit dem Namen eines Sternes reich machen.