Lack und Leder
Wenn ich Deine Situation so lese, fallen mir ein paar Dinge an mir auf:
• die sexuelle Attraktivität meiner Fau wird mit den Jahren auch deutlich weniger. Das haben wir ein Stück weit mit veränderten Vorlieben kompensiert, sie, indem sie beim Sex immer Handschellen und meist auch Fussfesseln an hat, ich, indem ich sie gerne anfasse, wenn sie ein Stück Leder um ihre Hüften trägt. Diese beiden Komponenten entwickeln einen gewissen Zauber, der macht, dass ich sie erotisch finde. Leider lässt dieser Zauber grade nach.
• das Leder und die Fesseln sind aber ganz klar an diese eine Frau gekoppelt, an ihren Geruch, ihre Körpertemperatur und ihr Rascheln des Materials, wenn sie sich darin bewegt. Wenn irgendwo da draussen eine junge Frau mit Lederrock an mir vorbeistöckelt, seh ich hin und freu mich drüber, aber ich stell mir vor, wie meine damit aussehen würde und befinde den Look dann für gut oder auch nicht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Männern dreh ich mich noch nicht mal um und schau der jungen Frau nach. Zusammenfassung in Deinen Worten: die Frau in diesem Fetisch ist nicht austauschbar, Stiefel und Co. haben ohne sie keine Bedeutung.
Die Idee, Dir woanders die Bestätigung zu holen, dass Du sexuell noch attraktiv bist, finde ich ebenfalls sehr zielführend. Dann ist für Dich diese eine Grundlage neu geschaffen.
Wir haben vor etlichen Jahren zwei Paartherapeuten verschlissen, weil bei uns auch ordentlich der Wurm drin war. Im Laufe einer Sitzung hat sie sich - wie Du jetzt - ausgelassen, dass sie sich auf Lederfummel und Stiefel runterreduziert fühlt. Woraufhin ich alles an Leder, was sie noch nicht ausserhalb der Wohnung getragen hatte, weggeschmissen habe, um neu anfangen zu können. Leider hat sie danach versäumt, einen eigenen Stil in die Bettbeziehung zu bringen - die Handschellen hatte sie da schon regelmässig an. Und interessanterweise hat sie kurz danach begonnen, selbst Lederwäsche und Stiefel anzuschaffen und zu tragen, wenn sie Sex wollte. Angeblich war da was mit einem Gefühl von Begehrt-werden, das sie ohne nicht hatte. Ich glaube eher, es war die Faulheit, sich etwas neues einfallen zu lassen.
Daraus jetzt den Bogen zu Dir: beantworte Dir doch mal die Frage, ob Du nicht in den letzten Jahren in eingefahrenen Verhaltensmustern im Bett hängengeblieben bist und Deinem Mann deswegen einfach zu langweilig wurde. Nach 25 Jahren, finde ich, darf das schon mal passieren. Fetisch hin oder her, ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass er von einer Frau, die gut bläst, keinen hoch kriegt. Und weisst Du genau, wann Du wo anfassen und streicheln musst, damit sich eine Erektion aufbaut und hält? Und wo ist Deine Grenze, bis zu der Du gerne mitgehen würdest? (z.B. braunen Overknees mit flachen Absätzen und Nieten statt schwarzen Glattleder-HighHeel-Stiefeln, die er gern hätte?)