Wie in den meisten Themen, so gibt es auch hier wieder einen Hang zum Extremen. Es ist alles richtig, wenn man völlig frei von allen negativen Gefühlen ist. Es muss etwas Krankhaftes sein, wenn man sie hat.
Schade.
Dabei gibt es auch hier im Forum ganze Gruppen, für die die Eifersucht einen entscheidenden Anteil an ihrer Spielart hat. Das wird natürlich ignoriert.
Aber auch so kann ich vieles nicht auf mein Leben übertragen. Und einige Schreiber hier haben das auch treffend beschrieben. Die Eifersucht im ganz normalen Alltag. Etwas, was gar nichts mit Sex zu tun hat.
Das aber möchte niemand hören. Vielleicht weil es tatsächlich so ist.
Verlustängste. Auch sie werden gern negiert. Ich muss sagen, mein halbes Leben besteht aus Verlustängsten. Was denn sonst? Ich habe Angst vor dem Verlust, mein Job zu verlieren, die Wohnung zu verlieren, meine Gesundheit zu verlieren, die Gesundheit meiner Frau zu verlieren und so weiter. Am Ende gibt es auch eine Verlustangst, den Partner zu verlieren.
Keine Verlustangst zu haben bedeutet, mir ist alles scheißegal. Wenn ich keine Angst habe meinen Partner zu verlieren, dann ist er mir nichts Wert. Es macht mich zwar nachdenklich, wenn der Nachbar seinen Job verliert, aber es ist mir egal. So ähnlich sieht das dann auch beim eigenen Partner aus.
Anders herum treibt uns die Verlustangst zum Nachdenken an. Wir handeln dadurch eher überlegt. Und wir kämpfen um das Erreichte. Eine sinnvolle Eigenschaft, wie ich finde.
Erst der Andere, dann ich. Auch so eine Sache. Meinem Partner ist es am wichtigsten, dass es mir gut geht, kann man manchmal lesen.
Ein kurzsichtige Denkweise. Wie lange wird das klappen? Wer kann das verkraften. Ich denke, wenn man diese selbstlosen Leute fragt, würde man erfahren, dass auch dieses eine Belastung sein kann. Und da spreche ich aus Erfahrung.
Nein nein, erst komme ich, dann erst die anderen. Und der Grund ist einfach. Alle meine Kraft, meine Liebe, meine Tätigkeiten, mein Mut, meine Zuversicht, all das kann ich nur geben, wenn ich selbst zu 100% vorhanden und intakt bin.
Alles andere ist nur halb und zieht einem über kurz oder lang nach unten. Und das, während sich der Partner in der Einstellung badet, sein Partner würde es nur darum gehen, dass es einem gut geht.
Das wird dann mit Qualität verbunden und oft sogar als erstrebenswert gepriesen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Minderwertigkeit. Auch das haben wir alle in bestimmten Momenten. Wenn jemand etwas besser, perfekter, schneller oder schöner kann und uns dieses massiv vorgeführt wird. Dann bemühen wir unseren Kopf und bringen alles wieder ins Lot. Doch die Gefühle haben wir. Immer dann, wenn es uns direkt und ganz hart, ohne Ausweichmöglichkeit, trifft.
Dennoch, einem "normal" Eifersüchtigen einem Minderwertigkeitskomplex zu unterstellen, ist minderwertig.
Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen mit den hier verschrienen Gefühlen sehr gut täglich leben. Auch, wenn sie hier verleugnet werden. Es sind gesunde Gefühle, denn sie bewegen sich normalerweise in einem brauchbaren Rahmen. Nur hier wird immer alles ins extreme gezogen.
Und zum Schluss frage ich mich noch, wer auf die fast schon übernatürliche Idee gekommen ist, die Geschlechterzeichen hinter den Namen zu entfernen. Eine grandiose Aufforderung, nun jedes Schreiberprofil aufzurufen.