@ hanjie @ euridike
Da schon alles Wesentlich gesagt wurde, dies aber noch nicht von allen, gebe ich auch meinen Senf ab und versuche, etwas zusammenzufassen!
@ hanje und euridike
Vor einem Jahr hat sich meine Freundin von mir getrennt. Wirkliche Gründe, die man 1., 2., 3. aufzählen könnte, gab es nicht. Aber in den zurückliegenden Monaten ist (mir) eines klar geworden: ich habe diese Frau so umfassend und fast bist zur Selbstaufgabe geliebt, dass ich ihr wohl letztlich kein Gegenüber auf Augenhöhe mehr war und sie schlicht in Teilen den Respekt vor mir als Partner verloren hat. Diese Erkenntnis ist bitter, da ich eben in bester Überzeugung gehandelt habe und jetzt weiß, dass man auch und gerade in einer Beziehung, in einer Partner-schaft also, immer sich selbst absolut ernst nehmen muss, um just auf diese Weise dem Anderen gerecht werden zu können. Diese Erfahrungen sind es wohl, die einer gescheiterte großen (ersten) Liebe folgen können und sie somit auch den Boden für das weitere Leben bereiten kann. Das, was Ihr schreibt, ist daher auch meine Erfahrung: nicht sprachlos werden, sondern miteinander ringen, kommunizieren und, ja, den Mut zum Streit finden! Denn genau dann geht's an die Substanz und es wird sich zeigen, was los ist. Ich hatte da nicht immer den Mut zu oder habe es einfach nicht für notwendig befunden, denn was sollte ich aus einer Mücke den berühmten Elefanten machen?! Genau DAS aber hätte sie wohl gesucht, die Grenze, die ich ihr aufzeige - Liebe, die sich nicht im Verzeihen oder Erdulden ausdrückt, sondern in Eifersucht, in klaren Ansagen, Selbstbewusstsein und Respekt.
Für den konkreten Fall hier scheinen mir einige Aspekte durcheinanderzugehen bzw. unklar zu sein.
1. Affäre ist etwas anderes als Fremdgehen - da spielen doch wohl viel mehr Gefühle und langfristiges Planen, bewusstes Hintergehen eine Rolle. Fremdgehen hingegen ist vielleicht mal ein gefühlsmäßiger Ausrutscher, aber mehr nicht.
2. "Einigermaßen verzeihen" - schön, aber eben nur einigeramßen. Da bleiben noch viele Wunden, Verletzungen, Narben, Fragen und Demütigung, womöglich Selbstzweifel. Es ist an Dir, das klar zum Ausdruck zu bringen. Gestehe Dir zu und fordere von ihr ein, dass Du diese Affäre 'nicht mal eben so nebenbei' verzeihen kannst, sondern da eine Menge wieder zu kitten ist, was zerbrochen ist.
3. Mache Dir EHRLICH - womöglich im Gespräch mit guten (=ehrlichen und Dir gegenüber kritischen) Freunden - bewusst,
a) was Du von einer Beziehung erwartest
b) wie Eure Beziehung das letzte Jahr über gewesen ist
c) was diese Frau für Dich bedeutet
d) was Du glaubst, ihr zu bedeuten
e) warum ihr noch zusammen seid => Bequemlichkeit? Angst vor dem Alleinsein?
4. Sprecht miteinander - unter Gleichen: Du darfst, nein, Du MUSST sie fordern, Antworten einfordern auf Deine Fragen und ihr Deinen Standpunkt klarmachen. Aber das allerwichtigste, wie ja schon geschrieben: begegne ihr als Partner, nicht als unterwürfig, anhänglich oder was weiß ich. Und in der Tat: Manchmal sind Paare so in ihren Mustern verhaftet, dass eine externe Beratung Wunder wirken kann. Das ist nicht verwerflich, sondern kann ungeahnte Befreiungsmomente für beide haben!
Vor allem aber: Nimm' Dich ernst - erst wenn Du weißt, wer Du bist und was Du willst, kannst Du ihr auch ein Gegenüber werden/sein.
Alles Gute dabei,
Rob
P.S.: Wäre nett, Du würdest wieder von Dir hören lassen...