Fehler #1 – Menschen sind nicht abartig, Menschen sind „verschieden“.
Das mag verschiedenste Gründe haben, angefangen vom Umfeld, über die Kindheit bis hin zu neurologischen Störungen.
Wenn schon wieder pauschal gesagt wird „Menschen sind abartig!“, dann hat das für mich schon wieder diesen Beigeschmack eines Menschenbildes der mir so gar nicht zusagt.
Natürlich kannst du gerade diese Formulierung vielfach belegen, aber auch widerlegen, aber ich behaupte einfach einmal, dass Menschen nicht abartig sind und tendenziell auch eher bestrebt sind „miteinander“ zu leben, egal ob nun von Natur aus oder durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen,
„Fehler“ #2 – Gut, an sich ist es kein Fehler, aber es ist ein Argument, das ich nicht für wirklich standhaft erachte.
Du sagst du „magst“ es dort, du „magst“ die düstere Stimmung, etc.
Im Großen und Ganzen will ich dir das gar nicht absprechen, du kannst ja mit den „besten Vorsätzen“ auf einen Friedhof gehen und dort Sex haben und wenn du rhetorisch noch etwas bewandert bist, wirst du es sicher auch so hinbiegen können, dass dieser Akt nicht etwa Respektlosigkeit, sondern pure Respekt vor dem Kreis des Werdens und Vergehens und was weiß ich nicht alles ausdrückt…
… doch jetzt kommt das „ABER“.
1. Düstere Stimmung findest du doch nicht nur dort, sondern auch in z.B. einem dunklen Wald.
Warum dann der Friedhof?
2. Ich weiß, dass ich das für dich nie werde auch nur im Entferntesten tragbar argumentieren können, aber überlege doch einfach einmal…
... vor Wochen, Monaten, Jahren, standen dort Familien, alte Menschen, junge Menschen, vielleicht sogar Kinder, die in diesem Moment nicht ein einziges anderes Gefühl neben ihrer Trauer kannten und dort, exakt dort willst du Lust empfinden und dich selbiger auch noch ungezügelt hingeben?
Ich kenne deine Gedanken nicht, weiß nicht was in deinem Kopf vorgeht aber hast du bei diesem Gedanken denn nicht das geringste „ablehnende“ Gefühl gegen selbige Sache?
#3 – Weder um „cool“ zu sein, noch um sich gegen irgendwelche Normen aufbäumen sollte man auf Friedhöfen Sex haben…
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@ Blutsauger
Ganz ruhig mit den jungen Pferden…
Wenn du dich angegriffen fühlst rate ich dir noch einmal zu lesen was ich geschrieben hatte.
Dort stand explizit, dass es sich bei den von mir aufgezeigten Szenarien darum handelte „cool“ sein zu wollen, sprich ein Ergebnis irgendeines vorherrschenden Gruppenzwangs und ich denke in dem Fall wirst auch du mir zustimmen, dass selbiges in allen drei Fällen einfach nur abzulehnen ist, oder?
Zum Satz „Soll jeder glücklich sein, wie er möchte!“ will ich eigentlich nicht wirklich etwas sagen, abgesehen davon eventuell anzumerken, dass es schade wäre mit 43 (?) Jahren noch so zu denken.
Egoismus hin oder her, aber dort schwingt schon etwas sehr Pubertäres mit, gleich als würde man sagen „Nein, nein, nein – Ich mache was ich will und ich will noch nicht in mein Bett, sondern auf den Friedhof und…“
Du verstehst was ich meine?
„Jeder soll glücklich sein, wie er möchte!“ ist schlicht und ergreifend kein Argument, oder was machst du dann mit all den Sadisten, Kinderschändern, Massenmördern dieser Welt?
Wozu gibt es denn bitte gesellschaftliche Regeln?
… und damit meine ich nicht nur Gesetze & Co. über die man sich sicher streiten kann, sondern ich meine eine gewisse Moral, über die man sich natürlich auch streiten kann, aber wenn wir an dem Punkt sind, an dem wir schon Gefahr laufen darüber zu streiten ob der Respekt vor dem Tod / dem Menschen angebracht ist, sind wir in meinen Augen schon WEIT über das „Ziel hinausgeschossen“.
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@ porta_arcana
Ich für meinen Teil habe keinen Sex auf Friedhöfen, weil ich es nicht für richtig halte und das ist eine Überlegung, die meinen eigenen Gedanken und logischen Schlussfolgerungen entspringt, keinen "vorgekauten" Normen.
Zum Thema NS-Zeit…
1. Es gab durchaus auch in der NS-Zeit vielfache Widerstandsbewegungen jeglicher Art, angefangen von den Kirchen, über diverse Organisationen, Studenten, bis hin zum passiven Widerstand an dem sich sehr viele Menschen beteiligten.
2. Es gab, ich kann nur vermuten, zu NS-Zeiten möglicherweise 60% der Leute, die all dem blind gefolgt sind, 40% die dem folgen mussten, weil sie die Konsequenzen fürchteten.
HIER geht es aber um etwas das einem weder vordiktiert wird, noch um etwas wofür man „bestraft“ wird, wenn man es ablehnt.
Es geht um persönliche Meinungsbildung und nicht um ein „gesamtgesellschaftliches Mundtotmachen“...
An dieser Stelle wäre ich persönlich übrigens dafür, wenn wir – Ja, ich weiß, dass ich damit angefangen hatte – das Argument, sowie jegliche Vergleiche in diese Richtung im Folgenden weglassen, da man sicher auch noch anders, angemessener, diskutieren kann, als an Hand von historischen Vergleichen in ausgerechnet DIESER Richtung.