@bellini, rogerhamm, sir_marc
Ihr bringt das sehr gut zum Ausdruck, finde ich - es gibt Orte, die anderen viel bedeuten, die vielleicht sogar etwas 'Heiliges' haben.
Indem diese Orte durch der Würde dieser Ort entgegenstehenden Tätigkeiten entweiht werden, trete ich auf Gefühlen von anderen herum. Ob diese davon nun wissen oder nicht. Mich rechne ich jedenfalls zu denen, die eben Kirchen und Friedhöfe als solch besondere Orte erfahren. - Falls es Euch beruhigt, ich fühle mich schon in einer zur Eventgastronomie umgewidmeten Kirche unwohl. Da muss nicht erst 'Sex auf dem Altar' diskutiert werden. Insofern bin ich wohl altmodisch.
Und letztlich, da kann mir jemand ellenlange Erklärungen geben, geht es doch wohl um den nächsten Kick auf der Leiter des Verbotenen, des Geilen, Abgefahrenen. Da ist die Frage von rogerhamm schon berechtigt, was als nächstes kommen kann. Muss jedem Kick nachgejagt bzw. befriedigt werden? Warum?
Zur Frage der Atmosphäre - es gibt - meist alte - Friedhöfe, die eher großen Parkanlagen ähneln und ihren Charakter als Ort der Ruhe und Erholung entfalten. Da mag dann der Gedanke an Sex vielleicht eher aus einer 'Sex im Park'-Fantasie entspringen? Ein Aktshooting oder sich 'lieben aus Liebe' mag da - auch wenn das paradox erscheint, ich weiß - für mich noch eine gewisse Ästhetik haben, weil dann wohl kein Kick dabei ist. "Sex auf dem Friedhof" klingt für mich hingegen nach purer Lustbefriedigung, Kickerfüllung - schnelle Nummer. Das finde ich zutiefst den Ort entwürdigend.
Zum Toleranzgedanken => Toleranz gehört wohl mit zu den schwierigsten Begriffen in der Philosophie. Wer ist wann Tolerant und warum? ... Mit den Argumenten, die hier zum Teil angebracht wurden, würde konsequent zu Ende gedacht, müsste jedwedes Handeln toleriert werden. Denn in dem Moment, in dem ich in meinem Tun beschränkt werde, erfahre ich Intoleranz? Toleranz ist wohl zumeist das Produkt einer Mehrheitsgesellschaft in Bezug auf deren Werte und Normen - und da gibt es mithin Grenzen der Toleranz. Dass diese immer neu verhandelt werden( müssen), liegt auf der Hand. Dies geschieht auch - sogar in relativ knappen Zeiträumen (vgl. Diskussion um Homosexualität vor 20 Jahren und die heutige Realität in D). Nun hoffe ich zwar, dass sich die Grenze hier nicht verschiebt, aber womöglich wird es in dreißig Jahren der letzte Schrei sein, zu 'Friedhof-Swingerpartys mit freundlicher Unterstützung des Bestatters XYZ' zu gehen...
Einstweilen aber: Respekt vor dem Menschen zu haben, heißt daher nicht auch automatisch, all' sein Tun tolerieren zu müssen. Trotzdem ist man dann nicht intolerant.
Meint: Rob