Ich habe jetzt nicht alles gelesen...
...nur überflogen, aber es geht ja darum, dass Du Rat suchst und wie mancher schon feststellte, fehlt aber oft die Seite (die ganz entscheidend das Bild ändern kann) des anderen.
Von daher schreibe ich einfach mal kurz von mir, und Du suchst Dir von den vielen Meinungen und Ratschlägen ja eh das heraus, was Dich persönlich am meisten weiter bringt...
Auch ich habe lange, lange, lange ohne Sex gelebt und mir hat nichts- aber auch gar nichts gefehlt.
Typischer Spruch "...wird doch total überbewertet".
Dass mir DOCH etwas fehlte, und das "nicht-Sex-haben-in-der Beziehung" tatsächlich einen ganz anderen Ursprung hatte, das herauszufinden hat lange gedauert. Das Behaupten, mir fehlt nichts, war in meinem Fall Selbstschutz um gar nicht erst tiefer graben zu müssen.
Das alles kam dann auch tatsächlich in ganz anderem Zusammenhang mit zu Tage.
Sicher gibt es aber eben auch Menschen, für die das wirklich nicht mehr wichtig ist.
Ist es bei dem anderen dann anders- Problem... wie das wieder zusammenbringen?
Und da gilt eben: Kommunikation ist alles, denke ICH. Muss ja nicht für jeden stimmen.
Und die Krux an der Sache: Auch kommunizieren will gelernt sein, gerade in einem so sensiblen Bereich.
Ich habe alles Mögliche versucht:
Briefe
ein gemeinsames Mitteilungsbuch (weil es eben leichter fiel, als Face to Face)
Messenger etc
Wirklich gelernt habe ich es aber erst, als das Kind dann endgültig in den Brunnen gefallen war mit einer Therapie (aus ganz anderen Gründen, aber da kam das dann mit hoch).
DAS, was ich selbst in der Therapie lernte, die Auseinandersetzung mit mir selbst, die teils überraschenden Erkenntnisse, halfen mir in der Folge dann auch, den anderen anders, oder "erst richtig" zu sehen, WIRKLICH zuzuhören etc. Und er wiederrum lernte und lernt von mir in dieser Hinsicht.
Auch wenn wir trotzdem nicht mehr zusammen sind, aber das hat mit ganz anderen Dingen zu tun.
Hätten wir früher SO miteinander reden können, wäre Manches evtl anders gewesen.
Unsere Kommunikation hat gewonnen, trotz Trennung (irrsinnig eigentlich, aber ist so). Und während ich mir vorher nicht mehr vorstellen konnte, mit ihm zu schlafen, KÖNNTE ich mir das heute eher vorstellen. Ein Zeichen für mich dafür, dass das Wollen oder Nicht-Wollen eben doch auch sehr viel mit mit Verständigung und anderen Beziehungsbereichen verknüpft ist, die den Partner für einen selbst eben sexuell anziehend oder eben nicht erscheinen lassen.
Nur dass ich es heute bewusst nicht mehr WILL, weil ich inzwischen eine andere Beziehung führe.
Solange IHR noch zusammen seid, wäre es natürlich super schön, ihr würdet das hin bekommen, BEVOR Ihr auseinander geht.... und das geht bestimmt. Man muss "nur" den passenden Weg finden. Das kann lange dauern, aber wenn man wirklich WILL, weil einen vieles verbindet, dann ist das sicher absolut lohnenswert!
Somit will ich sagen:
Kreativität auf der Suche nach geeigneten Kommunikationswegen ist sicher wichtig...
Den Blick auch mal mehr auf den anderen, weg von sich selbst und versuchen, auch wenn es schwer fällt, es aus der anderen Perspektive zu sehen. Und dann aber wieder nur sich selbst hinterfragen.
Ist alles "Arbeit"
Aber wenn es glückt unglaublich bereichernd.
Und Therapie (oder welche professionelle Hilfe auch immer) kann sicher nicht schaden.
Ich lehnte das auch erst immer ab--- näääääääääää sowas brauche ICH doch nicht!
Heute wünschte ich, ich hätte das viel früher getan und empfinde es als absoluten Luxus/ lebensbereichernd für mein Leben, dass ich mit meiner Frau Therapeuthin reden kann, auch wenn das Schlimmste längst überstanden ist.
ABER ACHTUNG, und das finde ich ganz wichtig:
Wenn Ihr oder Du Euch dazu entschließt und die erste oder auch zweite und dritte Stunde sind Mist, dann nicht gleich aufgeben. Therapeuten sind auch nur Menschen und evtl passt es einfach nicht.
War bei mir auch so. Den ersten hätte ich irgendwann zum Mond geschossen und das hätte sicher alles andere als geholfen- es PASSTE einfach nicht. Hätte ich dann einfach aufgegeben, hätte ich etwas verpasst. Ich schaute mich aber um und versuchte es mit einer anderen Praxis:
Ein Unterschied wie Tag und Nacht!
Und ansonsten habe ich gelernt, dass Intimität Nähe erzeugt und Nähe wiederum die Lust auf körperliche Liebe/ Sex.
Und mit Intimität ist eben das Heranlassen ans Seelenleben gemeint, kuschlige Stunden mit viel Reden und Teilen von Dingen, die man eben nicht jedem sagt etc.
Leider geht diese Intimität im Alltagstrott gerne verloren und das Ganze zieht dann seine Kreise, so dass es schwer ist, den Faden bis zum Ursprung wieder aufzurollen.
Nachbarn von mir hatten Freitags immer ein Date miteinander auf der Terrasse
Anfangs habe ich das belächelt. Heute weiß ich: Die waren einfach schlauer
Na ja, alles nur kleine Gedankenauszüge von mir und sehr individuell zutreffend. Vielleicht hilft Dir das ein oder andere.
Alles Gute!