Ich habe es hier im JC Forum schon oft erwähnt - mir persönlich gefällt die Beschreibung der "Liebe" von Erich Fromm sehr gut. In einigen Details mag sein Buch heute überholt wirken (wenn auch gerade die wirtschaftliche Dimension erstaunlich präzise zutrifft). Ein einziger Satz aus seinem Buch herausgepickt:
Liebe ist die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben.
Ein ergänzender Absatz:
Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Haltung, eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einzigen "Objekt" der Liebe bestimmt.
Zum Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit:
Häufig wird die Exklusivität der erotischen Liebe mit dem Wunsch verwechselt, vom anderen Besitz zu ergreifen. Man findet oft zwei "Verliebte", die niemanden sonst lieben. Ihre Liebe ist dann in Wirklichkeit ein Egoismus zu zweit; es handelt sich dann um zwei Menschen, die sich miteinander identifizieren und die das Problem des Getrenntseins so lösen, daß sie das Alleinsein auf zwei Personen erweitern.
Und zur Frage, ob Liebe ein Gefühl ist:
Jemanden zu lieben, ist nicht nur ein starkes Gefühl, es ist auch eine Entscheidung, ein Urteil, ein Versprechen. Wäre die Liebe nur ein Gefühl, so könnte sie nicht die Grundlage für das Versprechen sein, sich für immer zu lieben. Ein Gefühl kommt und kann auch wieder verschwinden.
Einen Menschen zu lieben ist also eine aktive Entscheidung, eine aktive Handlung. Die sich jeden Tag aufs Neue wiederholt. Das ist genau das, was ich meine, wenn ich zu meiner Frau sage: "Ich liebe Dich". Das kommt aus tiefstem Herzen und ist ernst gemeint, immer wieder mit Schmetterlingen im Bauch.
Wer mehr wissen möchte, liest am besten einfach mal "Die Kunst des Liebens" (man beachte: nicht die Kunst der Liebe, sondern die Kunst
des Liebens, also eine Tätigkeit). Das Buch ist kein Wälzer und ist eindeutig von der Zeit seiner Entstehung geprägt (1956) - inklusive einem recht abstrakten Gottesbild, das man heute wohl etwas neutraler formulieren würde - aber im Kern, würde ich meinen, eine sehr wertvolle Lektüre, die zum Denken anregt. Und sogar die eine oder andere Anleitung liefert, was man in seinem Leben aktiv tun kann, um sich selbst und seine Mitmenschen zu lieben. Jeden Tag aufs Neue.