@mikesch_61
Komisch
..ich bin in einer Zeit aufgewachsen wo man den Männern vermittelt hat dass sie eigentlich so ziemlich alles falsch machen. Das Thema hier im Forum wo es ums Fingern geht, mit diesem Bild, ist grad auch so ein Fall.
Jetzt juckt´s mich ja doch.
Ich hab vor einiger Zeit einen Artikel geschrieben, den ich bisher noch nicht veröffentlicht habe, weil er irgendwie noch nicht rund war.
Aber Handwerker-Abende, wo Menschen erklärt wird, wie andere Menschen funktionieren
Ich weiß, das gibt´s reichlich. Auch Sex-Tipps für´s richtige Fingern, lecken, und GV-haben. Aber was bringt es, Menschen, die sich selbst kaum fühlen, zu erklären, was sich für andere Menschen schön anfühlt?
Ich poste hier jetzt einfach mal diesen Artikel, auch, wenn er noch nicht ganz rund ist und sich möglicherweise schräg anfühlen mag.
Wir alle reden heutzutage endlos und drei Tage über weibliche Sexualität.
Irgendwie müssen wir uns auch dem Thema männlicher Sexualität ja mal langsam annähern, oder?
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Sex-Tipps für Männer (und Frauen), die nicht mehr nur Träumen wollen
Ihr kennt das: Diese Träume, die uns immer wieder heimsuchen, immer auf die gleiche Weise.
Was sich anfangs noch aufregend und neu anhörte, klingt nach dem siebten oder achten Mal dann irgendwann fad und hohl.
So ist das auch mit den meisten Sex-Tipps, die regelmäßig durch das Internet und den Medienwald rauschen. Mit ihrer Hilfe träumen sich Frauen in die Backstube und backen sich ihren Traummann, und Männer träumen sich auf´s Siegertreppchen Casanova-gleicher Verführungskunst.
Überzeugend sind dabei natürlich stets ein paar „Fakten“. Gerade jüngst konnte man wieder Lesen: „Männer erreichen ihren Höhepunkt nach fünf Minuten, Frauen brauchen 15 bis 40 Minuten. Die Statistiken variieren natürlich je nach Studie für beide Geschlechter, aber es kann als gesichert gelten, dass Frauen mindestens 25 Minuten brauchen, um das Stadium eines tiefen Orgasmus zu erreichen. Männer hingegen sind nahezu sofort fertig.“ So steht es in den 7 tantrischen Tipps für längeren Sex von Noel White - zu finden auf mariahfreya.com.
Das klingt zwar informativ, ist aber sachlich falsch. Es mag Statistiken mit derartigen Ergebnissen geben. Wer hierzu verlässliches und wissenschaftlich haltbares Material hat, möge mich bitte anschreiben. Bisher bekomme ich auf meine Nachfragen meistens den Hinweis auf die Studien von Masters und Johnson. Deren Buch „Die sexuelle Reaktion“ von 1966 (auf Deutsch 1970 erschienen) habe ich inzwischen gelesen. Das Problem: Da steht nix von grundlegender Unterschiede in der Zeitdauer. Dafür findet man auf den letzten Seiten aber ein paar Gedanken zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Studien. Und an denen hat sich irgendwie ganz schön wenig verändert.
Männern und Frauen wird wie eh und je eingeredet, wie sie angeblich funktionieren. Und wenn sie das glauben, machen sie das dann meist auch so.
Wir leben in einer Gesellschaft, die männlichen Genitalien den restlichen Körper amputiert - und dann Männern erklärt, sie seien schwanzfixiert. Auf diese Schwänze fokussieren sich dann alle möglichen Sex-Ratgeber, reden am daran hängenden Menschen vorbei und erklären Männern, die sich selbst nur noch als Phantomschmerz spüren, wie sie bessere Liebhaber werden.
Ganz so, als ginge es darum, einem etwas begriffsstutzigen Androiden mit angebautem Dildo, aber ohne Fähigkeit zur Intuition, so zu programmieren, dass sie ihren Besitzerinnen optimale Lusterlebnisse bescheren. Und das ist das eigentliche Problem:
Das Bild des begriffsstutzigen empathie- und intuitionsarmen Androiden entspricht dem sexuellen Selbstempfinden vieler Männer, die von klein auf gelernt haben, der eigenen Sexualität zu misstrauen. So fühlen sie sich schließlich sexuell bedürftig. Die Sehnsucht danach, „ein besserer Liebhaber“ zu werden, ist ein Ausdruck davon, dass diese Männer sich selbst kaum noch spüren. Viele Männer vermeiden das auch deshalb, weil „in sich reinspüren“ erst einmal ziemlich weh tun kann. Phantomschmerz eben - wie das so ist, wenn man sich abgeschnitten fühlt. So brauchen viele Männer die Bestätigung durch Frauen, um zu spüren, dass sie überhaupt da sind. Also machen sich diese Männer bereitwillig auf den Weg, „bessere Liebhaber“ zu werden, um hoffentlich ihr eigenes Herz in der Dose einer Frau wiederzufinden. Dabei würde sich die Frage, ob mann ein guter Liebhaber ist, gar nicht stellen, wenn sie ihr Herz für sich selbst dort finden könnten, wo es schon immer für sie geschlagen hat. In ihrer eigenen Brust, ihrem eigenen Körper.
Ein guter Liebhaber wird man nicht ohne Empathie und Intuition. Darum helfen alle Sex-Tipps, Slow Sex Bücher und Tantra-Seminare nur soweit, wie die eigene Empathie und Intuition reicht. Und die lernt ein Mensch zu aller erst an sich selbst! Ein guter Liebhaber ist deshalb jemand, der auch sich selbst lieb hat. Dafür lohnt es sich, „in sich rein zu spüren“. Und keine Angst: Das muss gar nicht weh tun! Das kann auch verdammt viel Spaß machen
Warum hören wir Männer nicht einfach auf, von Sex-Tipp zu Sex-Ratgeber zu stolpern wie ein Android auf der Such nach jemandem, der uns ein Herz einprogrammiert?
All die Sex-Ratgeber und Tipps sind ja ganz nett (und ganz sicher ist es eine gute Idee, etwas über männliche und weibliche Anatomie zu wissen!). Aber noch viel netter ist es, sich selbst zu spüren und festzustellen, dass das meiste, was andere über „den“ Mann schreiben, gar nicht stimmt!
Fucked - ähm, ich meine natürlich: Fakt ist: Du hast einen Körper. Einen ganzen Körper mit einem Herzen in der Brust. Und mit unzähligen Nervenden überall unter der Haut, die alle das Potential haben, erogene Zonen zu sein. Männer haben nur eine erogene Zone? Pustekuchen!
Liebe dich selbst - und das meine ich ganz praktisch: Stell dich nackt vor den Spiegel und entdecke, dass du schön bist! Ganz egal, ob Du Dein Sixpack nun herausgearbeitet hast oder es unter einer weichen Plautze versteckt hältst. Bewege dich vor dem Spiegel und schaue, was du an dir besonders magst. Das mag sich erstmal komisch anfühlen. Wenn es dir sehr schwer fällt, dieses komische Gefühl zu überwinden, kann es hilfreich sein, sich Unterstützung zu suchen. Männergruppen, Sexualtherapeuten, Tantra (vorausgesetzt, es wird nicht auf Basis der üblichen Rollenklischees gearbeitet
) oder auch einfach nur wirklich offene Gespräche mit einem guten Freund über die eigene Sexualität können dabei helfen, mit dir selbst gut in Kontakt zu kommen und dich mit dir selbst auch gut zu fühlen. Aber vor allem:
Nimm dir Zeit für dich! Zeit mir dir selbst und deinem Körper. Experimentiere, nehme bewusst Unterschiede wahr. Selbstbefriedigung fühlt sich anders an, wenn kurz mal vor dem Rechner die Hose runter gelassen wird, als wenn du unter der Dusche stehst oder mit viel Zeit für dich im Bett liegst und dich dir selbst hingibst. Alles davon ist in Ordnung - und jedes Mal fühlt es sich anders an, wenn Du bewusst hinspürst.
Probiere Verschiedenes aus: Wie fühlt es sich beim „Wichsen“ an, wenn deine Arme nicht in Kontakt mit dem übrigen Körper sind. Sei es, weil du obenrum angezogen bist oder weil du die Ellenbogen abwinkelst. Nun probiere aus, wie es ist, wenn du nackt bist und beim Wichsen die Arme anlegst und so mehr Hautkontakt zu dir selbst herstellst. Spürst du den Unterschied?
Beides ist in Ordnung! Was gefällt dir besser? Du entscheidest! Es ist dein Körper!
Wenn du magst, erforsche, wie Dein Körper auf verschiedene Gefühlszustände reagiert, während du masturbierst. Wie fühlt sich Selbstbefriedigung an, wenn du wütend bist, oder traurig? Wie, wenn du optimistisch oder fröhlich bist? All das ist in Ordnung, aber es fühlt sich verschieden an.
Mit der Zeit lernst du immer besser, dich selbst zu verstehen, zu spüren und dich „lieb zu haben“.
Lerne deinen Körper in seiner Erregbarkeit noch besser kennen.
Dazu kann es z.B. hilfreich sein, verschiedene Körperberührungen zunächst mit gleichzeitigem Masturbieren zu verbinden und in einem späteren Schritt dieselben Berührungen zu wiederholen, aber nun ohne dein Genital dabei zu berühren. So kann sich die Erinnerung an sexuelle Erregung wieder mit den Berührungen des ganzen Körpers vernetzen. Wusstest du z.B., dass die „Schwimmhäute“ zwischen deinen Fingern hocherogene Zonen sind? Wenn du mit der Erregbarkeit deines eigenen Körpers verbunden bist, kann es sein, dass allein ein leichtes Streichen über deine „“Schwimmhäute“ dir minutenlange Schauer der sexuellen Erregung durch den Körper jagt, wenn du das willst. Ein netter Quickie mit sich selbst, für zwischendurch z.B. während einer langen Zugfahrt - genial!
Hast du mal probiert, z.B. in der Badewanne, mit nur einem Finger langsam eine lustvolle Linie über die Mitte deines Körpers zu ziehen? Von der Kinnspitze hinab, über Brustbein und Bauchnabel bis hin zum Po-Ansatz am Rücken und wieder zurück? Welche Stellen reagieren besonders lustvoll dabei? Oder ist irgendwie der ganze Körper von wohligen Schauern ergriffen? Probier es aus! Es ist dein Körper, er gehört dir und ist jederzeit bei dir!
Du wirst mit der Zeit feststellen, dass du gar nicht sexuell bedürftig bist, weil du deinen inneren sexuellen Reichtum in dir selbst entdeckt hast! Ein Reichtum, den du sogar teilen kannst und der dennoch nicht versiegt. Du bist dann mit dir selbst in Kontakt. Mit sich selbst in Kontakt zu sein, ist die wichtigste Voraussetzung dafür, sich gut auf einen anderen Menschen einlassen zu können. Du bekommst besser mit, wie sich deine Partnerin gerade fühlt, weil du auch dich selbst besser spürst. Wie schön, mit jemandem ins Bett zu gehen und sich dabei reich zu fühlen! So ist es viel leichter, sich auf einander einzulassen.
Die Frage, „wie werde ich ein besserer Liebhaber?“ stellt sich dann gar nicht mehr, wenn du weisst, wer du bist und was du kannst. Weil du mit dir selbst und an dir selbst gelernt hast, deiner Empathie und Intuition zu folgen.
Wir sollten aufhören, uns dauernd unsere Unterschiedlichkeit um die Ohren zu hauen. Der Körper und die Seele einer Frau sind ebenso wundervoll, wie deine Seele und dein Körper es ist. Männer und Frauen mögen verschieden sein. Aber sooo verschieden dann auch wieder nicht, denn sie sind in erster Linie eines: Menschen - eigentlich erschließt sich uns das intuitiv. wenn wir es zulassen.
P.S.: Liebe Frau, die du diesen Text gelesen hast. Solltest Du durch diesen Text Lust bekommen haben, deinen eigenen Körper auf ähnliche Weise selbst lieb zu haben: Nur zu! Es ist dein Körper! Genieße ihn, allein und mit anderen Menschen! Und sollte dich dieser Text aus deinem Träumen gerissen haben, wie frau sich einen Traummann backt: Fein! Willst Du ´n Kaffee? Davor, oder danach?
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Soweit der Versuch eines Artikels zum Thema ...