@ Glueckskater
Das ist ja die Krux - jedenfalls aus meiner Sicht:
Über etwas einfach mal nachzudenken und zu diskutieren, das ist eine Sache! Es zu tun, ist eine ganz andere Sache!
Bei einer Diskussion muss man auch mal vermeintlich feste Grundsätze hinterfragen dürfen! Und selbst wenn man dann zur gleichen Entscheidung oder Haltung kommt, die man vorher bereits hatte, so hat man sie doch nicht einfach nur brav von Oma und Opa, Mama und Papa, den Nachbarn oder der Gesellschaft übernommen, sondern sich selbst aus freien Stücken dafür entscheiden, sich die Entscheidung quasi selbst erarbeitet.
Und das ist tausendmal mehr wert, als etwas einfach nur zu übernehmen und nachzumachen, was man eben so tut oder weil es alle tun. Das hat auch nichts damit zu tun, etwas Besonderes sein zu wollen, sondern nur damit, nicht alles von vornherein so zu machen, wie es alle anderen (leider hin und wieder auch gedankenlos) tun.
Wie oft ich hier schon betont habe, dass ich niemals Sex in der Kirche haben wollte! Trotzdem lese ich immer wieder, dass man über manche Dinge gar nicht erst nachzudenken und zu diskutieren braucht, die macht man eben so. Basta!
Und da bin ich eben ganz anderer Meinung oder darf ich das nicht sein?): Ich glaube, dass es es durchaus interessant sein kann, sich über alles Mögliche Gedanken zu machen - ohne es gleich in die Tat umsetzen zu müssen.
Doch hier wurde von manchen - wenn ich nicht irre, auch von Dir -
so reagiert, als wäre allein schon das Nachdenken, das Fragen nach dem Hintergrund oder das Diskutieren eine Respektlosigkeit.
Nimmt man dieses Denken zu Maßstab, dann dürften hier die meisten Diskussionen gar nicht erst stattfinden - dabei sind wir hier in einem Diskussionsforum!
Darf ich mal ein völlig anderes Beispiel anbringen, wenn wir schon beim Christentum sind? Nehmen wir mal an, ich verliere einen lieben Menschen durch einen Unfalltod. Das ist schrecklich. Und nehmen wir weiter an, ich falle dadurch in tiefe Trauer. Das ist verständlich.
Und jetzt nehmen wir als Drittes an, hier im JC fände eine Diskussion über Trauer statt - und irgendjemand fragt mich, warum ich eigentlich trauere, der Mensch befände sich doch nach meiner Theorie und nach meinem Glauben jetzt im Paradies und hätte es dort vermutlich tausendmal besser als hier auf der Erde, ja er wäre sogar in Gottes Nähe, ich müsste mich doch eigentlich auch für ihn freuen ... was dann?
Ich kann natürlich über ihn herfallen und ihn als respekt- und taktlos bezeichnen. Ich kann aber auch darüber nachdenken und ihm sogar dankbar sein für diese Frage - zu welchem Schluss ich letztendlich dann auch immer kommen mag.
Und hier ging es um ein Thema, das so sehr nun auch wieder nicht von der Hand zu weisen ist: Es gibt auf der Welt zahlreiche Religionen, bei denen sexuelle Handlungen im Tempel oder an anderen Heiligen Stätten durchaus zum Gottesdienst gehören, in denen Sex als ein Weg zu Gott gesehen wird.
Beim Christentum eben nicht, und das ist zu respektieren. Aber man darf doch wohl mal fragen, warum es eigentlich so ist? Und das auch ohne dass einem gleich unterstellt wird, man wolle das Christentum an sich schmähen (wovon ich weit entfernt bin, zumal ich regelmäßig selbst in Kirchen predige, wenn auch stets mit Denkanstößen und so mancher Kritik am praktizierten Glauben und Scheinheiligkeit).
Ich hoffe, ich konnte mich ein bisschen verständlich machen und erklären.
(Der Antaghar)