Hi Mr_Goodlife_88, mich interessiert wie Du dazu gekommen bist. Was war der Auslöser für dein "spätes" Interesse an BDSM? Bzw. in welche Richtung gehen deine "genauen Vorstellungen"?
Ich kann das etwas schwer nachvollziehen, weil sich meine Sexualität von Anfang an begleitet durch Fessel Phantasien entwickelt hat (ich wurde mit dem Stempel geboren...). Und seitdem hat diese Neigung erheblichen Einfluss auf meine Beziehungen und letztendlich auch auf die Partnerwahl. Aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus möchte ich dir ein paar Tipps geben ohne Gewähr dass diese bei euch funktionieren werden:
a) Die Partnerin direkt mit deinen konkreten Vorstellungen konfrontieren. Ein offenes Gespräch, was voraussetzt, dass Du deine "genauen Vorstellungen" erstmal für Dich formulieren musst, bzw. deine Wünsche klar definiert hast. Das heißt aber auch, dass Du diesen Entwicklungsschritt für Dich abgeschlossen hast und deine Partnerin das anschließend erst noch für sich tun muss (lass ihr Zeit). In jedem Fall wird es kurz oder langfristige Konsequenzen für die Beziehung haben. Es kann sein, dass ihr zusammen eine neue Spielwiese für euch entdeckt, die der Beziehung gut tun kann. Es kann aber auch sein, dass deine Partnerin mit diese "andersartigen" Phantasien ablehnt. Dann liegt es an dir, ob Du damit klar kommst und zurücksteckst, weil dir andere Aspekte in der Beziehung wichtiger sind oder deine Neugier die Oberhand gewinnt. Das kann(!) in einer offenen Beziehung, Fremdgehen, oder Trennung enden. Ich lebe inzwischen seit 16 Jahren mit einer Vanilla (= nur Blümchensex) in einer geschlossenen Beziehung zusammen und es funktioniert, weil für mich BDSM nicht die einzige Säule einer Beziehung darstellt. Aber es gibt durchaus Tage an denen es mich zerreißt, weil ich mir nichts anderes sehnlicher wünsche und bisher keinen Weg gefunden habe meine Welt mit ihr zu teilen.
b) Brotkrümel ausstreuen und gucken ob sie drauf anspringt. Es steht niemandem auf der Stirn geschrieben, welche Phantasien in einem schlummern oder in welchem Lebenszyklus diese ans Tageslicht kommen (Stichwort Beziehungsdynamik). Du kannst aus alltäglichen Situationen heraus einen Wink mit dem Zaunpfahl einstreuen. Das kann durchaus nonverbal sein, z.B. ein Klapps auf den Po (Reaktion abwarten... „Oh das gefällt dir
“ dann nochmal) und am Ende seid ihr vielleicht als Profisadisten bei der unzerstörbaren Bambusgerte aus Japan angelangt…
Das kann nach hinten losgehen oder sprichwörtlich ein Volltreffer sein, eher im besten Fall lassen sich eure Ideen auf eine gemeinsame Straße lenken. Jedenfalls gibt dir das fast immer eine Rückzugsmöglichkeit, ohne direkt dein Seelenleben zu entblößen. In meinem Fall war dieses Vorgehen in einer früheren Beziehung ein Volltreffer, weil ich auf ein naturdevotes Gegenstück gestoßen bin. Beim zweiten Sex ohne vorher zu Reden ein Seidentuch unter dem Kopfkissen hervorgezaubert und Schwupps (hey, strengt eure Phantasie gefälligst selbst an
. Das Problem bei solchen Erlebnissen ist, dass sich daraus eine Erwartungshaltung aufbaut, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. In dem Fall kann man sich nicht mehr an die Normen des Durchschnitts binden, weil man bereits das Außergewöhnliche erfahren hat.
Es liegt an dir ob Du dieses one way ticket löst und dich darauf einlässt. Nur bitte mache nicht den Fehler und erwarte, dass deine „genauen Vorstellungen“ Realität werden und selbst wenn diese umgesetzt werden sich in der Realität genauso geil anfühlen, wie Du sie in deiner Phantasie geformt hast. Der Unterschied zu den Phantasien die man im Kopf hat zu der Realität ist, dass man alle Variablen in der eigenen Hand hat und diese steuern kann. Erfahrungsgemäß kommt die Realität nicht an diese idealen „genauen Vorstellungen“ heran. Allerdings ist sie zuweilen, aber leider sehr selten, viel besser
Da Du ja schon Interesse an einem Rollenwechsel geäußert hast, erhöht sich natürlich die Chance, dass ihr einen gemeinsamen Nenner findet. Die Dominanz einer Frau kann richtig angewendet sehr reizvoll sein
. Jemand der für beides empfänglich ist nennt man „Switcher“. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich sagen, rein gefühlsmäßig bin ich bin 70% aktiv und 30% passiv veranlagt und die Vorliebe für eine Seite wechselt Phasenweise. Meine bisherigen Beziehungen waren allerdings immer nur in eine Richtung geprägt. Ich glaube es funktioniert in einer festen Beziehung auch nur in eine Richtung. Wichtig ist eigentlich nur, dass keiner dazu gezwungen wird eine Rolle zu spielen um dem anderen vielleicht einen Gefallen zu tun. In dem Fall hilft wirklich nur miteinander reden.
Zu den „Spielsachen“ kann ich nur sagen, dass gute Qualität ihren Preis hat und z.B. billige Fesseln die scheuern oder zwicken werden mit Sicherheit von deiner Partnerin direkt mit negativen Assoziationen verknüpft und eher zu Ablehnung führen. Wenn ich das von dir bisher geschriebene richtig interpretiere, geht es deiner Partnerin auch eher um das Gefühl „benutzt werden“ als um den Gegenstand der verwendet wird um dieses Gefühl bei ihr hervorzurufen. Um das zu erzeugen braucht man nicht unbedingt Hilfsmittel. Aber wenn Du eine Veranlagung in diese Richtung entwickeln solltest, wirst Du das sicher über kurz oder lang selbst herausfinden.
Das man um das Thema BDSM inzwischen nicht mehr herumkommt ist übrigens eine ziemlich einfach gestrickte Schutzbehauptung. Aber wenn es andere auch machen wird es schon Ok sein… Im Ernst, es ist völlig OK „andersartige“ Phantasien zu haben und diese einvernehmlich(!) mit einem anderen Menschen auszuleben.
Lieben Gruß
Fesselspieler 76