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SSC, RACK und verantwortungsbewusstes Handeln

********iebe Mann
10.679 Beiträge
Zur Diskussion um Metakonsens und Einvernehmlichkeit
Ganz kurz noch, da es schon einen eigenen Fred dazu gibt:

Alles, was "echter Zwang" und nicht von sub notfalls abzubrechen is, gehört nicht ins BDSM, sondern ins Kriminal und/oder in die Klinik. Zumindest die Beziehung MUSS von beiden Seiten beendet werden können, und zwar jederzeit!
Metakonsens sagt auch nichts anderes aus. Er gibt nur die Möglichkeit, innerhalb dessen so zu tun, als ob es nicht einvernehmlich wäre und subs Stillschweigen als Einverständnis zu nehmen. Aber auch der Metakonsens muss jederzeit widerrufbar sein, und somit alles, was darin passiert.
Es ist nun einmal ein "so tun als ob" und keine echte Gefangenschaft, Sklaverei, Körperverletzung. Sub muss dafür auf Persönlichkeits- und Menschenrechte verzichten - kann das natürlich auch tun, aber eben immer freiwillig. Und beendbar.
Die einzige Ausnahme, die ich gelten lasse, sind Tunnelspiele. Aber auch die haben ein Ende. Irgendwann.

Gruß vom Drachen
*******y31 Mann
791 Beiträge
Meiner Meinung nach solte jeder der sich im BDSM Bereich bewegt und praktiziert wisen was er da so macht und wo gefahren lauern .denn nur wenn ich weiss was ich tuhe kann ich meiner Partnerin die Sicherheit geben die sie braucht, und verdient.
*********aron Frau
1.095 Beiträge
...
... wenn ich als Sub nicht einmal weiss, was es alles gibt, was man mir "antun" kann, wie kann man davon ausgehen, dass es dann einvernehmlich sei....metakonsens hin oder her ?

...und m.E. kann man nicht davon ausgehen, dass ein/e Sub alles weiss ... folglich auch nicht die Konsequenz daraus, ohne dass man darüber spricht oder aufklärt.

... ich finde das viel wichtiger als das ganze Fachgesimpel, was man hier so schon gelesen hat ...

... umgedreht natürlich auch, wenn ein Top sich beliest/neue Ideen hat und etwas für gut befindet, es in die Tat umsetzten möchte .. dann durchdenkt er doch sicher dieses Szenarium, aber er kann nicht wissen wie sein/e Sub reagiert, wenn es auch für sie etwas Unbekanntes ist ... oder denke ich da jetzt verkehrt ?

und noch eine Sichtweise mal auf das Thema bezogen:

Ich nehme gerne mal das als Beispiel:

Subby erzählt ihrem Herr`n von ihrem Traum ... von ihm vergewaltigt zu werden.

Er hat vielleicht ganz andere Gedanken dazu, als sie ... wenn da nicht drüber gesprochen wird und er es einfach umsetzt kann das ganz schnell in eine Richting gehen, welche zwar einvernehmlich zu sein scheint....aber die Umsetzung nicht ihrem Traum entspricht....aber seinem schon.....

kann man verstehen, was ich meine ?
*******y31 Mann
791 Beiträge
Da für mich die Angabe ich möchte eine Vergewaltigungen zene spielen ( erleben) zu allgemein ist ist ein weiteres nachfragen was genau und wie , un abdinglich.( Meine meinung) und um ein Spiel nicht aus dem Ruder laufen zu lassen gibt es ja auch noch das sefe word. Außerdem solte ein DOM wisen wo die Grenzen bei seiner SUB sind.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*******y31:
und um ein Spiel nicht aus dem Ruder laufen zu lassen gibt es ja auch noch das sefe word.

Nun, ich habe kein Safeword bei meiner Herrin, aber ich bin auch überzeugt, dass es nicht aus dem Ruder läuft.

*****ndy:
... wenn ich als Sub nicht einmal weiss, was es alles gibt, was man mir "antun" kann, wie kann man davon ausgehen, dass es dann einvernehmlich sei....metakonsens hin oder her ?

Man wählt ja die Partner mit Bedacht. Ich bin überzeugt, dass meine Herrin genau merkt, wenn etwas wirklich nicht geht. Und zwar ohne, dass ich ihr was sage. Hingegen bei fremden Partnern, die ich z.B. gerade im Club kennengelernt habe, ist das natürlich was anderes. Da kommts auch vor, dass wir mit Safeword arbeiten. Und da ist das mit dem Metakonsens sicher auch schwieriger.

Das ist ja das schöne an festen Beziehungen: Man kennt sich und man kann entsprechend Dinge tun, die sonst nicht gehn würden.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
********iebe:
Wieviel Wissen über Risiken braucht man, um risk-aware sein zu können? Spannende Frage!

Ich finde, das ist trivial: es ist dann risk-aware, wenn man sicher ist, sich selber ausreichend informiert zu haben. Und das auch gewissenhaft getan hat. Natürlich bedeutet dies, dass es mit der Erfahrung potenziell weniger gefährlich wird. Aber auch der erfahrenste Schreiner kann sich an der Säge was abschneiden. Und der Neuling passt unter Umständen viel besser auf, weil er weiss, dass es gefährlich ist.
**********ler76 Mann
41 Beiträge
Ambivalent
Vorab, ich war noch nicht auf einer Playparty und meine Erfahrungen beruhen nur auf Zweierkonstellationen. Rein auf die Definition von SSC und RACK bin ich ambivalent.
Aktiv SSC = Ich übernehme Verantwortung und sorge für meine Partnerin.
Passiv RACK = Ich gebe Verantwortung ab und gehe bewusst ein kalkuliertes Risiko ein.

Vielleicht driftet es etwas ab, aber mir drängt sich der Vergleich zum Motorradfahren auf. Rack sind Fahrten im Highspeedbereich. Die Straße ist frei und die Witterung gut + das Motorrad ist dafür gebaut + Schutzkleidung ist auf neuestem Stand = Feuer frei… Entlohnt wird dieses kalkulierte Risiko mit dem Flow, mit dem Kick und einer Verschiebung der eigenen Grenzen, die man vorher noch nicht kannte. SSC ist die vernünftige, auf Sicherheit bedachte Fahrweise.

Ich habe schmerzlich gelernt Routine und Erfahrung sind ein großes Risiko. Was ich damit sagen will ist, dass aus meiner Sicht Sicherheit eine Illusion und Vernunft keine Garantie ist, denn Du weißt nie wirklich was als nächstes passiert. Rein auf das Motorradfahren bezogen ist für mich Verantwortung und die Konsequenz die aus einer Handlung entsteht in den Vordergrund gerückt. Grundsätzlich nehme ich übrigens niemals eine Sozia mit, auch wenn diese einvernehmlich unbedingt mitfahren will. BDSM spielt man aber nun mal mindestens zu zweit. Verantwortungsbewusstes Handeln kann unter Umständen der Reservefallschirm sein und ich werde es in Zukunft noch viel bewusster vor SSC und Rack stellen.

Dein Beitrag hat mich zum Nachdenken angeregt, danke dafür. *top*
*****n_N Mann
9.752 Beiträge
**********ler76:
Rack sind Fahrten im Highspeedbereich. Die Straße ist frei und die Witterung gut + das Motorrad ist dafür gebaut + Schutzkleidung ist auf neuestem Stand = Feuer frei… Entlohnt wird dieses kalkulierte Risiko mit dem Flow, mit dem Kick und einer Verschiebung der eigenen Grenzen, die man vorher noch nicht kannte. SSC ist die vernünftige, auf Sicherheit bedachte Fahrweise.

Sorry, du und noch einer haben da etwas nicht ganz verstanden.
Rack ist keine Steigerung, keine Dummheit, kein Leichtsinn, kein Kick suchen durch extreme.
Es sind nur verschiedene Sichtweisen auf das selbe BDSM.

SSC geht davon aus das, das was ich mache keine Gefahren beinhaltet, es ist sicher (Save).

Bei Rack geht man davon aus das alles im BDSM immer auch gefahren birgt und selbst die leichten Klapse auf den Po z.B. in einem Absturz enden können, weil man die emotionale Lage falsch interpretiert oder nicht genug bedacht hat. Bei Rack sind sich beide bewusst das dieses passieren kann, während es unter SSC quasi ausgeschlossen wird, das man dieses nicht ausreichend bedacht hat.

Wie man deinem Text entnehmen konnte, hast du mit deinem Motorrad unliebsamem Erfahrungen gemacht...heute steigst du mit einer anderen Sicht auf deine Maschine...insbesondere wenn es nicht dein Fehler war.
Man könnte also sagen das du früher mit der Sicht aus SSC auf deine Maschine gestiegen bist und heute mit der Sicht von Rack auf deine Maschiene steigst.
Das ist der Unterschied und nicht höher, schneller, weiter.

Ich hoffe ich konnte dir das ganze verdeutlichen.
@****i2

Verantwortungsbewusstsein beschreibt eine innere Maxime, ist in diesem Sinne aber egozentrisch.

VB ist "diffus", weil es keine konkrete Handlungsweise zum Gegenüber beschreibt, sondern die Verbindung zwischen Handlung und Folgen. So kann ein Individdum "seiner Verantwortung bewusst" eine schädigende Straftat begehen, diese vor dem Opfer begründen und sich vor Gericht "verantworten". Verantwortung für sein riskantes Verhalten (im Schadenfalle) übernehmen heisst ja nicht, das Gegenüber der Gefahr dieser unerwünschten Schädigungen nicht auszusetzen, sondern es beispielsweise danach zu versorgen oder eine Strafe hinnehmen.
Ob dies aus Sicht des Gegenübers so erwünscht oder gesellschaftlich akzeptiert ist, spielt dabei keine sonderliche Rolle.

So schreibst Du, dass Du Gesetze, also allgemeine Regelungen nicht direkt betroffener, ignorieren würdest, wenn sie nicht Deiner persönlichen Weltsicht entsprechen.
Dies kann etwa dazu führen, dass auch Dein Gegenüber rechtlichen Repressalien ausgesetzt wird.
Ebenso solltest Du bedenken, dass SSC ja gerade für die Legitimation gegenüber Aussenstehenden entwickelt wurde; eine Aussage "die Gesetze sind uns egal" wäre da reichlich kontraproduktiv.
*********z_nw Frau
132 Beiträge
Hmm...wo kommen denn diese lustigen Bezeichnungen plötzlich
alle her....zugegeben bin seit ein paar Jahren (Leider) nicht mehr so aktiv in der SM Szene wie ich mal war (im Ruhrgebiet/Köln), aber ich lese hier gerade lustiger weise das erste Mal von diesen Dingen.
War schon auf so einigen SM Partys, teilweise mit Show, teilweise auch selber auf der Bühne und war ziemlich tief da verwurzelt, habe auch schon Leute an SM herangeführt und muss ehrlich sagen, das ich diese Begrifflichkeiten generell eher für schwierig halte.
Ein Begriff ist Definitionssache, ebenso wie vieles andere, ich habe im Bereich SM, mit Sicherheit mindestens genauso viele Definitionen zu S zu M zu SM zu Dom zu Top zu Sub zu eigentlich allem anderen gehört wie ich Menschen getroffen habe.
Grundlegend ist SM für mich eine große Vertrauenssache und wo es um Vertrauen geht, kann dieses natürlich (leider) auch missbraucht werden, deswegen ist Kommunikation für mich das A und O.
Wenn man geknebelt ist z.B. kann man durchaus auch Handzeichen benutzen, abgesehen davon ist Empathie sehr wichtig, wenn jemand etwas NICHT möchte, also wirklich NICHT, dann sollte jeder halbwegs gut sozialisierte Mensch die Zeichen erkennen können.
In meiner Anfangszeit habe ich sehr viel ausprobiert und bin dafür auf SM Partys gegangen, ganz einfach schon deswegen, weil man dort nicht das Problem hat im Zweifelsfall gefesselt bei jemandem allein zu Hause zu landen den man nicht kennt.
Ich habe in meiner aktiven Zeit auch schon sehr krasse Sachen gemacht und habe vom SM auch durchaus die ein oder andere Narbe davon getragen, würde aber auch heute teilweise 10 Jahre später keine einzige davon, gegen das Erlebnis, die Erinnerung, die Party den Moment eintauchen wollen. Habe auch schon einiges gesehen gerade im Bereich Cock and Balltorture das wirklich krass war, aber solange die Leute die das WOLLEN es wollen und es auch beurteilen können (Beispiel: geistige Behinderung mit stattlichem Vormund oder so z.B.:) wer bin ich über diese Menschen zu richten.

Wie gesagt kenne das mit den Begrifflichkeiten nicht und es wirft meiner Meinung nach nur noch mehr Begrifflichkeiten in einen Topf der eh schon voll davon ist, kann aber vielleicht dabei helfen den Einstieg in die unabwendbare Kommunikation zu erleichtern.
Wichtig ist: Vertrauen/Verantwortung/Kommunikation und Empathie sowie Selbstkontrolle und vorallem gesunder Menschenverstand das mag jetzt albern klingen, weil der Verstand ja auch mal ganz gerne beim Spielen flöten geht *zwinker*
Aber ich meine das so mit de gesundem Menschenverstand, wenn ich jemandem den Rücken auspeitsche sollte ich mich zumindest soweit mit der Materie und dem Thema beschäftigt haben um ihn/sie nicht auf die Nieren zu schlagen....es sei denn sein/ihr Wunsch war es 4 Wochen Blut zu pinkeln.
Fakt ist, es ist wichtig, sich damit zu beschäftigen!
Und zu kommunizieren, ohne Kommunikation geht im SM eigentlich gar nichts, manchmal reicht (gerade bei langjährigen Spielpartnern, oder 'gleichen' Definitionen) ein Nicken und manchmal muss es eben mehr sein und wenn das heißt ich gebe meinem/r Sub einen Laserpointer in die gefesselte Hand, wegen des Knebels...oder sonst etwas, man kann da ruhig auch mal kreativ werden. SInnvoll ist es auch, gerade am Anfang andere mit zu informieren, bei dem Laserpointerbeispiel einfach jemandem der zusieht (auf einer Party) ebenfalls bescheid sagen, damit das Signal auch gesehen wird, wenn es gegeben wird.
Untergehen darf es nähmlich im 'Rausch' des Spiels auf keinen Fall.
So Far Ambi
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*********Kerl:
So kann ein Individdum "seiner Verantwortung bewusst" eine schädigende Straftat begehen, diese vor dem Opfer begründen und sich vor Gericht "verantworten".

Ich gehe von aufgeklärten Menschen aus, die ethisch handeln. Also Menschen, die nicht im Kontext des Rechtsssystems richtig handeln, sondern unter Berücksichtigung aller Interessen, vordergründig der Interessen des Gegenübers. Im Idealfall deckt sich das mit der Rechtssprechung. Was aber nicht zwingend sein muss. Und mich zum zweiten Punkt führt:

*********Kerl:
Ob dies aus Sicht des Gegenübers so erwünscht oder gesellschaftlich akzeptiert ist, spielt dabei keine sonderliche Rolle.

So schreibst Du, dass Du Gesetze, also allgemeine Regelungen nicht direkt betroffener, ignorieren würdest, wenn sie nicht Deiner persönlichen Weltsicht entsprechen.

Was die Gesellschaft denkt und die Mehrheit tut ist nicht zwingend richtig. Und was die Gesetze sagen, kann noch einmal was anderes sein.

Wenn der Staat Alkohol verbietet, wird das sicher kaum beachtet. Obwohl Cannabis verboten ist, wird gekifft. Und obwohl es in gewissen Staaten z.B. verboten ist, sich als Frau zu schminken, tun das die Frauen heimlich.

Es spielt für mich in der Tat absolut keine Rolle, inwiefern die Gesellschaft meine Vorlieben gutheisst. Denn es ist mein Leben und ich gestalte dieses, wie ich das will.

Zum Glück entspricht die Rechtssprechung bei uns aber in grossen Teilen genau der freiheitlichen Haltung, die ich selber vertrete. Und ich verstosse somit in der Regel auch gegen keine Gesetze.

*********Kerl:
Ebenso solltest Du bedenken, dass SSC ja gerade für die Legitimation gegenüber Aussenstehenden entwickelt wurde; eine Aussage "die Gesetze sind uns egal" wäre da reichlich kontraproduktiv.

Ich sage nicht, "die Gesetze sind uns egal." Ich sage nur, die Gesetze sind ungeeignet für die Definition ethischen Handelns (was in meinen Augen ein wichtiger Teil von verantwortungsbewusstem Handeln ist). Zu den Überlegungen gehört aber gewiss auch die Berücksichtigung geltender Gesetze. Und somit auch die möglichen rechtlichen Konsequenzen für beide.

Für die Aussenwirkung ist SSC sicher ein gutes Modell - da bin ich voll mit dir. Aber es ging mir bei der Sache ja nicht um die Kommunikation mit Unbeteiligten, sondern um die persönliche Handlungsmoral.
Mit "ethisches Handeln" ist aber etwas gemeint, was der Bedeutung des "sane" in SSC entspricht.
Du verwendest in Deiner Interpretation von "Verantwortung" also nur einen anderen Begriff mit gleichem Bedeutungsinhalt; den Konsens hast Du in Deinem anderen Thread mit einbezogen.


Für "die persönliche Handlungsmoral" war besonders der Begriff SSC niemals gedacht, er wurde und wird dazu nur ausgiebig missbraucht, insbesondere um anderen damit eine Regelung aufzuzwingen.

Ich verstehe nicht ganz, worum es Dir geht. DEINE persönliche Leitlinie, DEIN Ablehnen von Regularien wie (unethischen staatlichen) Gesetzen, SSC & Co, der Anerkennung Deiner persönlichen Leitlinie durch andere (Forum, ...), der gemeinsame Entwurf einer Definition einer allgemeinen Leitlinie, ...?

SSC als hochgehaltenes Kreuz über andere wirst Du (leider) nicht unterbinden können, dazu steht der Begriff viel zu oft selbst in Büchern namhafter SM-Urgesteine, in (Schund-)Romanen und natürlich in Foren.
**********ler76 Mann
41 Beiträge
Ergänzung
In der Einleitung wurde über eine Forderung des Veranstalters gesprochen, wie die Party ablaufen muss. Nach meinem Verständnis ist das eine Handlungsgrundlage. Diese wird zwar auf Grund der individuellen Sichtweise was Sicherheit und Vernunft angeht unterschiedlich interpretiert, aber nicht auf diese reduziert. Aus einer Sichtweise entsteht letztendlich ja nur dann eine Konsequenz, wenn daraus eine Handlung erfolgt.

Einvernehmen setze ich in jedem Fall voraus. Risikobeurteilung nach RACK habe ich so interpretiert, dass eine Handlung stattfinden kann die ein Risiko beinhaltet, dessen ich mir bewusst bin. Entsprechend meinem verantwortungsbewussten Handeln habe ich die Wahl, ob ich das Risiko eingehe und die Konsequenzen dafür trage oder nicht. Bei SSC setze ich voraus, dass nach bestem Wissen und Gewissen nur Handlungen sattfinden, die sicher und vernünftig sind. Das lässt sich praxisgerecht doch nur so umsetzen, dass man bestimmte Handlungen ausschließt und im Sinne von „höher, schneller, weiter“ die verbleibenden Handlungen auf einem so gemäßigten Level stattfinden, so das diese sicher sind. Kritisch hinterfragt wird im Endeffekt dann nur Sicherheit suggeriert...

Daher der Vergleich mit dem Motorradfahren, bzw. der „Steigerung“. Letztendlich liegt es ja in der Natur mancher Menschen ihre Grenzen auszuloten und diese ggf. zu verschieben. Ob man da direkt Dummheit und Leichtsinn so pauschal hineininterpretieren muss halte ich für ziemlich fragwürdig.

Die Interpretation SSC und RACK seien lediglich unterschiedliche Sichtweisen auf das gleiche Thema kann ich aber durchaus nachvollziehen. Das Beispiel mit dem Klapps auf den Po finde ich gut gewählt, weil es die Konsequenzen sehr deutlich herausstellt. Durch die Risikobeurteilung nach RACK sind sich die Teilnehmer bewusst, dass ein Absturz hervorgerufen durch den Klapps stattfinden kann. Bei SSC wird vorausgesetzt, dass dieses nicht passiert, weil die Handlung als sicher eingestuft wird.

Aber ob ich nun die gleiche Handlung mit unterschiedlichen Sichtweisen betrachte, wobei die eine ein Risiko ausschließt und die andere davon ausgeht, dass ein Risiko grundsätzlich existent ist oder ob ich eine wahrscheinlich sicherere Handlung steigere, mit dem Wissen, dass ein Risiko entstehen kann kommt doch im Endeffekt auf den gleichen logischen Schluss.

Die Veranstalter sichern sich mit einer Forderung ab, die von den Teilnehmern eingehalten werden muss, damit die Party sicher ist. Es ist jedoch nicht, bzw. nur eingeschränkt möglich diese Sicherheit auch tatsächlich zu gewährleisten. Ob ein Absturz durch einen Klapps auf den Po stattfindet, kann wahrscheinlich nur jemand abschätzen, der die Person gut kennt und Empathie fähig genug ist einen Absturz vorauszusehen (Stichwort längere Beziehung, ggf. Erfahrung). Diese individuelle Risikobeurteilung liegt jetzt aber nicht mehr beim Veranstalter sondern bei jedem einzelnen persönlich. Meiner Meinung nach sind SSC und RACK zwar per Definition konträr aber sie ergänzen sich ein Stück weit was die Auswirkungen angeht. Beide haben das Ziel, dass nach der Party noch eine weitere stattfinden wird.
*******dor Mann
6.031 Beiträge
...
Gemeiner_Kerl
VB ist "diffus", weil es keine konkrete Handlungsweise zum Gegenüber beschreibt, sondern die Verbindung zwischen Handlung und Folgen.

Beides stimmt. Im Allgemeinen wird das aber auch planerisch, vorwegnehmend verstanden. Sonst würden Safewords nicht funktionieren und ein (Meta)Konsens nicht möglich sein. Du argumentierst also etwas "zu kurz", wenn du nur " VB ex post" analysierst.

SSC als hochgehaltenes Kreuz
By the way, um SSC ein wenig in seines exorzistischen Glanzes zu berauben: zu Ende gedacht gibt es weder 100% safe, noch 100% sane, noch 100% consensual ... man kann auch an einem Wattebausch ersticken oder allergisch gegen ihn sein. Alles* hat ein Restrisiko, selbst das Unterlassen. Es macht deutlich mehr Sinn, sich über den Umgang mit (Rest)Risiken Gedanken zu machen und das bitteschön auch so zu nennen.

Unsere Währung heisst: Vertrauen und Köpfchen. SSC ist ein gutes Konstrukt für Beginner, nicht mehr, nicht weniger. IMHO
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*********Kerl:
Mit "ethisches Handeln" ist aber etwas gemeint, was der Bedeutung des "sane" in SSC entspricht. Du verwendest in Deiner Interpretation von "Verantwortung" also nur einen anderen Begriff mit gleichem Bedeutungsinhalt; den Konsens hast Du in Deinem anderen Thread mit einbezogen.

Das denke ich nicht. Es ist nicht per se unethisch, "risk-aware statt sicher" zu handeln. Und ohne Konsens ist es sicher nicht möglich, ethisch zu handeln.

*********Kerl:
Für "die persönliche Handlungsmoral" war besonders der Begriff SSC niemals gedacht, er wurde und wird dazu nur ausgiebig missbraucht, insbesondere um anderen damit eine Regelung aufzuzwingen.

Genau so sehe ich es auch.

*********Kerl:
Ich verstehe nicht ganz, worum es Dir geht. DEINE persönliche Leitlinie, DEIN Ablehnen von Regularien wie (unethischen staatlichen) Gesetzen, SSC & Co, der Anerkennung Deiner persönlichen Leitlinie durch andere (Forum, ...), der gemeinsame Entwurf einer Definition einer allgemeinen Leitlinie, ...?

Mir ging es ursprünglich um genau den vorangehenden Punkt: SSC war ursprünglich nicht als Regeln für moralisches Handeln gedacht, wird aber oft als solche verstanden. Und meine Frage war ja dann schlussendlich, ob man nicht einfach nur verantwortungsbewusst handeln muss, damit es gut kommt. Als Nebenziel wollte ich auch mal sehen, wie kompatibel diese Auffassung mit der Sicht anderer ist. Und da bin ich ehrlich gesagt erstaunt, wieviel Zustimmung es gibt. Offenbar haben wir wieder mal die klassische Situation, dass einfach diejenigen am lautesten sind, die was zu meckern haben :).

*********Kerl:
SSC als hochgehaltenes Kreuz über andere wirst Du (leider) nicht unterbinden können, dazu steht der Begriff viel zu oft selbst in Büchern namhafter SM-Urgesteine, in (Schund-)Romanen und natürlich in Foren.

Das war auch niemals mein Punkt. Klar geht es nicht und gäbe es kein SSC, würde was anderes dafür herhalten müssen. Es ist wohl nicht vermeidbar, dass andere über das eigene Handeln urteilen. Und man muss damit leben. Solange man selber weiss, dass man richtig handelt, ist alles gut.
*******dor Mann
6.031 Beiträge
Kluggeschissen
SciFi2
Und ohne Konsens ist es sicher nicht möglich, ethisch zu handeln.

Stimmt nicht: Ethisches Handeln braucht keinen Konsens. Unethisches Handeln geschieht aber nicht im Konsens.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*******dor:
Stimmt nicht: Ethisches Handeln braucht keinen Konsens. Unethisches Handeln geschieht aber nicht im Konsens.

Ich kann mir keine Situation konstruieren, wo es ethisch vertretbar wäre, ohne Einwilligung jemanden zu schlagen, nadeln oder auch zu demütigen. Wollte ich gerade schreiben. Und habe dabei bemerkt, dass ich nicht Konsens meinte, sondern Einwilligung im Kontext von SM- und gewissen D/s-Praktiken. Bist du dann einverstanden? Wenn nicht wäre ich an einer Erklärung interessiert.
*******dor Mann
6.031 Beiträge
...
Zum Blumen schenken und freundlich sein brauchen wir keinen Metakonsens.
Zu BDSM-Handlungen m.E. immer.
Da hast du recht.
********iebe Mann
10.679 Beiträge
Risiko
Mir gefällt der Vergleich mit dem Motorradfahren ja ganz gut, der vorher einmal gebracht wurde. Weil es nun einmal wirklich mit Risiken behaftet ist, derer man sich bewusst sein sollte und die es vorherzusehen und auszuschalten gilt.
Da aber nicht alle Motorradfahrer sind und sich darunter nur theoretisch etwas vorstellen können, möchte ich einen anderen Vergleich mit Autofahren bringen.

Ich fahre jetzt seit ca. 30 Jahren Auto. In dieser Zeit habe ich schon einige selbst verursachte Unfälle gehabt, und zwar als Anfänger wie als durchaus geübter Fahrer, also auch in den letzten 10 Jahren. Nur die Ursachen waren verschieden:
In den ersten Jahren wusste ich zu wenig über das Fahren. Ich war zwar durchaus vorsichtig und aufmerksam, aber trotzdem passierten Dinge, dich ich einfach nicht vorhersehen konnte. Zu wenig Übung und Erfahrung brachten mich immer wieder in Situationen, die ein geübter Fahrer beherrscht hätte, ich aber nicht. Weil ich einfach nicht wusste, was passieren konnte. Risiken, die man nicht kennt, kann man auch nicht vorhersehen und beherrschen.
Hingegen, wenn ich in den letzten Jahren Unfälle hatte, passierte es nicht mehr aus Unerfahrenheit, sondern eher aus Unachtsamkeit. Ich fühlte mich zu sicher und passte nicht auf. Meine Frau drückte es einmal so aus, dass ich ein sehr, sehr guter Fahrer wäre, wenn die Bedingungen schwierig wären. Bei Routinefahrten allerdings ließe ich mich ablenken, konzentrierte mich nicht auf das Fahren, und schon war es passiert. Also auch die "Nicht-Risiken" können unfallträchtig sein.

Was heißt das jetzt für BDSM, SSC und RACK?
Passieren kann immer etwas. Es kann sein, weil man einfach nicht Bescheid weiß. Aber auch wenn man Risiken kennt und bewusst vermeidet, heißt das nicht, dass trotzdem nichts passieren kann. Es gehört mehr dazu. Man sollte sich informieren und Erfahrung sammeln. UND man sollte in jeder Sekunde konzentriert und bei dem sein, was man gerade tut. Nicht mit den Gedanken anderswo, weil man schon wieder den nächsten Schritt plant oder die Geilheit das Denken ausgeschaltet hat. Ich denke, ihr könnt euch alle denken, was ich meine.

Und wenn einmal etwas passiert, dann sollte man es nicht überbewerten. Fehler passieren nun mal und sind menschlich. Eine große Handelskette inserierte einmal um neue Mitarbeiter mit dem Spruch: "Wir suchen Leute, die Fehler machen!" Nachsatz: "Denn nur, wer nichts arbeitet, macht keine Fehler." Aus Fehlern lernt man und sammelt Erfahrungen, die einem später wieder weiterhelfen. Unerfahren ist der, dem noch nie etwas passiert ist. Das kann auch einfach nur Glück sein. Der richtige Umgang mit seinen Fehlern macht Verantwortung aus. Nicht nur das Vermeiden um jeden Preis.

Gruß vom Drachen
Ethisches Handeln braucht keinen Konsens.

*oh*

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
*******dor Mann
6.031 Beiträge
...
Schade, schon wieder nicht verstanden ... *zwinker*

Als Tipp: mit Quelle zitieren erleichtert die Zuordnung, auch zum Kontext (war bei Böhmermann auch hilfreich). Pssst: einfach einen Post weiter schauen, dann gibt es den BDSM-Bezug nochmal explizit ... war aber auch tricky.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
********iebe:
Und wenn einmal etwas passiert, dann sollte man es nicht überbewerten. Fehler passieren nun mal und sind menschlich.

Danke für diesen Punkt. Der wurde noch gar nicht angesprochen und ich frage mich direkt: Da bei SSC ja eine Sicherheit vorgegaukelt wird, die es in der Realität gar nicht geben kann... Könnte das auch dazu führen, dass Sub aus dieser falschen Erwartungshaltung heraus enttäuscht wird? Was man verhindern könnte, indem man sich im Vornherein klar macht, dass es eigentlich nur im Bilderbuch absolute Sicherheit gibt? Und gehört es nicht auch zu verantwortungsbewusstem Handeln, sich auf genau diese Möglichkeit vorzubereiten?
*******dor Mann
6.031 Beiträge
...
Entzauberung der "Dominanz" ... sehr vernünftig. Das wird einige enttäuschen.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
Inwiefern siehst du das als Entzauberung?
Dann nochmal direkt:

Zum Blumen schenken und freundlich sein brauchen wir keinen Metakonsens.

Falsch. Gegenbeispiel:
Blumen schenken von der Affäre an die verheiratete Frau.
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