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SSC, RACK und verantwortungsbewusstes Handeln

********iebe Mann
10.679 Beiträge
SciFi:
Danke für diesen Punkt. Der wurde noch gar nicht angesprochen und ich frage mich direkt: Da bei SSC ja eine Sicherheit vorgegaukelt wird, die es in der Realität gar nicht geben kann... Könnte das auch dazu führen, dass Sub aus dieser falschen Erwartungshaltung heraus enttäuscht wird? Was man verhindern könnte, indem man sich im Vornherein klar macht, dass es eigentlich nur im Bilderbuch absolute Sicherheit gibt? Und gehört es nicht auch zu verantwortungsbewusstem Handeln, sich auf genau diese Möglichkeit vorzubereiten?

Natürlich. Das betrifft nicht nur die Sicherheit, sondern auch andere Aspekte von BDSM. Ich denke - nein, bin überzeugt - dass die Erwartungshaltung von subs sehr oft überzogen ist und von Doms kaum erfüllt werden kann, schon gar nicht auf längere Zeitdauer. (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen.)

Und ja, man kann das durchaus als Entzauberung sehen.
*******dor Mann
6.031 Beiträge
...
TE
Inwiefern siehst du das als Entzauberung?

Mir begegnet hin und wieder eine hohe Erwartung einer Bottom an Top: nämlich als Top in der Asymetrie vollständig verantwortlich zu sein. Bis dahin, statt berechtigter Kritik oder Wunsch lieber die eigene Hingabe unangemessen zu hinterfragen. Ein ziemlich wachstumshemmender Prozess.
*********z_nw Frau
132 Beiträge
....ich überfordere (leider) oftmals beide Seiten...
...aber ich würde gerne nochmal zurück zum Thema kommen.
Nämlich den Begrifflichkeiten. Beziehungsweise den Begriffen und Definitionen.

Ich denke das es da im SM Bereich auch nicht wesentlich anders ist, als in vielen anderen Bereichen des Lebens.
"Sachen einen Namen geben" oder "bestimmte Begriffe für etwas prägen/definieren" kann hilfreich sein, für die Kommunikation darüber, ersetzt diese aber in keinem Fall.

Manchmal habe ich das Gefühl das über 90% der Probleme von Menschen mit Menschen, auf falsche, fehlerhafte, oder schlicht weg zu wenig Kommunikation zurück zu führen ist.
Als Beispiel:

Wir schreiben hier alle in deutsch und benutzen diese Sprache zur Kommunikation, klar und da dort viele Begriffe mehr oder weniger fest definiert sind, sodass man zumindest davon ausgehen kann das man eine Grundbasis/Vorstellung davon hat, ebenso wie das Gegenüber.
So sollte man dennoch nicht den Fehler machen davon auszugehen, das die eigene Definition auch die des gegenübers ist. Egal wann, wo oder wie ein Begriff ursprünglich definiert wurde, jeder Mensch neigt dazu auch seine eigene Definition davon zu entwickeln. Und diese eigene Definition ist natürlich oft durch die eigenen Erfahrungen geprägt.
Begriffe sehe ich also persönlich erstmal als sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner...wenn ich z.B das Wort Freundschaft in den Raum werfe, weiß mit Sicherheit jeder hier worüber ich rede und glaubt zu wissen was ich meine, hat aber dennoch seine ganz eigene Definition von Freundschaft.
Um so wichtiger ist es sich nicht darauf zu verlassen, sondern sich vor allem in erster Linie mit der eigenen Definition auseinander zu setzten und dann natürlich auch unbedingt mit der des Gegenübers und diese auch zu kommunizieren und die Kommunikation darüber nicht zu vernachlässigen.

So Far Lari
*******ain Paar
99 Beiträge
Sci, da bin ich absolut konform mit dir.
Als Basis sollte SSC absolut vorhanden sein. Wenn die ersten Schritte in der Szene und dem Spiel gemacht sind, halte ich es mit dem richtigen Partner für richtig zu RACK überzugehen.
Egal wann, wo oder wie ein Begriff ursprünglich definiert wurde, jeder Mensch neigt dazu auch seine eigene Definition davon zu entwickeln. Und diese eigene Definition ist natürlich oft durch die eigenen Erfahrungen geprägt.

Schön, wenn es so wäre. Meine Erfahrung ist eher, dass Begriffe verwendet werden, ohne ihre Definition überhaupt zu kennen und dieses Nichtwissen wird dann durch eine eigene Meinung zur Bedeutung gefüllt. Das Ende vom Lied ist dann, dass man darüber diskutiert, dass ein Tisch kein Stuhl ist, selbst wenn man sich auf einen Tisch setzen kann und dann kommen natürlich noch die Alles-Versteher an, die erklären, man könne doch den armen Tisch nicht diskriminieren, indem man ihm die Stuhl-Eigenschaft vorenthält. Am Ende einigt man sich dann des Diskussionfriedens darauf, dass Tisch und Stuhl alles das Gleiche ist, denn auf einen Stuhl kann man ja auch ein Getränk stellen. *pfui* Während kein Möbelhaus im wahren Leben ein Problem damit hat, dies zu unterscheiden, funktioniert das in der virtuellen Diskussionswelt grundsätzlich nicht.

Das ist leider so in sehr vielen Bereichen - es gibt einen enormen Unterschied in der Anzahl der Leute, die das Wort "Faschist" verwenden und diejenigen, die das Wort erklären können. Im Sex-Bereich ist da der Klassiker wohl der Begriff "Fetisch" - da kräuseln sich mir die Zehennägel, wenn jemand Deepthroat als Fetisch bezeichnet.


Zum Thema selbst finde ich es interessant, dass hier vor allem safe vs. risk-aware diskutiert wurde. Der wichtige Unterschied für mich liegt im "sane". Und da wäre dann ja spannend zu erfahren, was denn "unvernünftiges, verantwortungsbewusstes Handeln" ist...? Gibt es das überhaupt?

Wenn jemand betrunken Auto fährt und man sagt:"Du bist doch sonst so ein verantwortungsbewusster Mensch!", dann geht es ja nicht darum, abzuklären, ob er sich im wortwörtlichen Sinne seiner "Verantwortung bewusst" ist, sondern zu erklären, dass ein Mensch, der sich seiner Verantwortung bewusst wäre, so unvernünftig sich nicht verhalten würde. Die unvernünftige Handlung schliesst das "wahre" Verantwortungsbewusstsein aus. Oder nicht?
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*****san:
Zum Thema selbst finde ich es interessant, dass hier vor allem safe vs. risk-aware diskutiert wurde. Der wichtige Unterschied für mich liegt im "sane".

Eine gute Feststellung. Wobei es da noch eine andere Frage gäbe: Was ist der Unterschied zwischen sicher und vernünftig? Weil ohne diesen Unterschied zu kennen ist es wohl schwierig, das Verhältnis von "sicher zu risk-aware" dem Verhältnis von "vernünftig zu risk-aware" gegenüberzustellen.

*****san:
Die unvernünftige Handlung schliesst das "wahre" Verantwortungsbewusstsein aus. Oder nicht?

Ich denke, beim Konsum von geisteszustandsverändernden Substanzen ist das nicht wahr. Denn wie der Name schon sagt, wird dadurch ja der Geisteszustand verändert. Man verhält sich also potenziell anders als normalerweise und kann dann auch als sehr verantwortungsbewusster Mensch unvernünftig handeln.

Doch wahrscheinlich muss man gar nicht so weit gehen: Der verantwortungsbewusste Mensch kann einen unvernünftigen Mord begehen, wenn er etwas erlebt, das ihn emotional und hormonell temporär zu einem anderen Menschen macht. Dazu kommt, dass Fehler menschlich sind. Die Einzelhandlung macht wohl weder einen verantwortungsbewussten, noch einen nicht verantwortungsbewussten Menschen aus. Verantwortugnsbewusstsein ist aus dieser Betrachtung heraus eher als längerfristige Eigenschaft zu sehen, wohingegen Vernunft eher situativ und im Einzelfall zu beurteilen ist.

Ich bin mir jetzt aber unsicher, was das für deine Fragestellung bedeutet ;). Zumindest bringt es mich aber einen Schritt weiter, was meine Frage angeht: das Modell SSC wird durch den Ansatz "einfach verantwortungsbewusst handeln" wohl gesprengt. RACK hingegen ist nach wie vor vollkommen kompatibel dazu.

Als Lemma könnte man aus meiner Argumentation übrigens feststellen: Eine Praktik nach RACK ist nicht zwingend vernünftig. Was sich super mit dem subjektiven Empfinden einiger Poster deckt. Auch dem meinen.
Verantwortugnsbewusstsein ist aus dieser Betrachtung heraus eher als längerfristige Eigenschaft zu sehen, wohingegen Vernunft eher situativ und im Einzelfall zu beurteilen ist.

Hm.

Momentan würde ich sagen: Jein.

Vernunft kann nur konkret in einer bestimmten Situation angewendet werden - da stimme ich zu. Ich kann mich entscheiden, heute Geld für die Rente zurückzulegen. Das wäre vernünftig. Wenn ich das Geld für meine (hypothetischen) Kinder zurücklege oder eine Lebensversicherung zugunsten meiner Ehefrau abschliesse, wäre dies vernünftig und aus meinem Verantwortungsbewusstsein ihnen gegenüber entsprungen. Verantwortung ist also eher Vernunft getrieben von einem..hmm..Drittzweck. Wie ist nun meine Handlungsweise zu bewerten, wenn ich meiner Frau erkläre, dass ich keine Lebensversicherung besitze und sie bei meinem Tode als arme Kirchenmaus auf der Straße enden wird, wenn sie nicht selbst vorsorgt...? Ist dies verantwortungsvoll? verantwortungslos? verantwortungsbewusst? weder noch, einfach nur egoistisch?

Das ist ja am Ende die Situation bei RACK (meiner Meinung nach), wo ich die Verantwortung für das Ergebnis durch hinreichende Information/Belehrung (risk-awareness) auf meinen Partner übertrage. Meine Verantwortung endet dann bei der Ausführung nach bestem Wissen und Gewissen.
**********child Mann
1.078 Beiträge
Meine Verantwortung endet dann bei der Ausführung nach bestem Wissen und Gewissen.

Das sehe ich anders. Für mich fühlt sich Verantwortung eher so an, dass sie genau da beginnt zu tragen, wo etwas schiefgegangen ist. Das ich dafür gerade stehe und mit vollem Einsatz daran gehe, Schade zu begrenzen, zu verhindern und Nachsorge zu tragen.

Was ist der Unterschied zwischen sicher und vernünftig? Weil ohne diesen Unterschied zu kennen ist es wohl schwierig, das Verhältnis von "sicher zu risk-aware" dem Verhältnis von "vernünftig zu risk-aware" gegenüberzustellen.

Aus meiner Sicht beruhen sowohl Sicherheits-/Risikomanagement als auch Stufe der Einvernehmlichkeit unumstößlich auf Vernunft. Das heißt, ich könnte argumentieren, man hätte das "sane" im SSC weglassen können, den ohne "sane" auch kein "safe" oder umgekehrt man hätte es im RACK dazunehmen müssen, denn ohne Vernunft kann man Risikio einfach nicht bewerten und schon gar nicht managen. Ich vermute mal einfach beide Begriffe sollten auch ein wenig "griffig" klingen, deshalb sind sie nicht bis ins Detail durchdacht, auch beim SSC fehlt ja eigentlich die Nennung des Themenhintergrunds (Kink). Aber SSCK klingt halt genauso komisch wie ein RACK bei dem sich noch ein "Sane" eingeschlichen hat.

Ich finde für die Abgrenzung (was natürlich nie trennscharf gelingen kann und soll) verschiedener Spielarten ist einerseits der Risiko-/Sicherheitsmodus von Bedeutung und andererseits der Konsensmodus.

Das es bei allem Tun ein Risiko gibt ist ja klar, aber meines Wissens setzt sich Risiko aus Produkt von möglichem Schaden einer Spielart und dessen Eintrittswahrscheinlichkeit zusammen.
Ganz grob gesprochen ist "Safe" meines Erachtens, wenn selbst im ungünstigsten selten eintretenden Fall nichts wirklich dramatisches (Tod, bleibende Schäden) passieren kann. Beispiel: Im SpreadEagle auf Bett gefesselt und gekitzelt und gev.g.lt.
Risk-aware wäre dann wenn entweder etwas schlimmes passieren kann, die Wahrscheinlichkeit dafür aber sehr gering ist (wenn man das Metier beherrscht). Beispiel: Hängebondage. (Absturz kann Genickbruch bedeuten.)
Oder aber wenn etwas sehr häufig vorkommt, aber dafür nicht so gravierende Folgen hat. Beispiel: Po versohlen mit dem Paddle oder Cane. Klar gibts Blutergüsse, aber die gehen vorbei.
Richtig riskant wirds dann bei Techniken die relativ häufig zum Tode oder zu bleibenden Schäden führen können. Beispiel: autoerotische Atemkontrolle.

Zum Konsens finde ich gibt es als grobe Abstufung die Möglichkeit sich für jedes Spieldetail zu jedem Zeitpunkt die Erlaubnis zu holen.
Etwas weiter geht es dann, wenn man ein Tabu- und Grenzliste (ist nicht das gleiche) hat und diese einhaltend eigenmächtig vorgeht.
Oder im einvernehmlichen Extrem ein Metakonsens besteht, was einer Generalvollmacht entspricht, bei der auch Tabus und Grenzen angegangen werden können.
Außerhalb dessen wäre dann noch der Straftatbestand nichteinvernehmlicher Handlungen zu nennen, die dann aber ein Verbrechen darstellen und nur der Vollständigkeit der Bandbreite halber genannt werden.

Man sieht ganz schnell, dass für beide Parameter (Sicherheit und Konsens) Vernunft eigentlich immer eine imanente Voraussetzung ist. Das heißt entweder braucht man sie konsequenter Weise deshalb gar nicht oder aber in jedem Modell erwähnen. Das ist der Grund warum ich die Begriff SSC oder RACK etwas unglücklich finde, vor allem wenn es um Vergleiche zwischen beiden geht.
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
**********child:
Das sehe ich anders. Für mich fühlt sich Verantwortung eher so an, dass sie genau da beginnt zu tragen, wo etwas schiefgegangen ist. Das ich dafür gerade stehe und mit vollem Einsatz daran gehe, Schade zu begrenzen, zu verhindern und Nachsorge zu tragen.

So sehe ich das auch. Es stützt einmal mehr meine These, dass es eigentlich um nichts weiter als verantwortungsbewusstes Handeln geht :).

**********child:
Das es bei allem Tun ein Risiko gibt ist ja klar, aber meines Wissens setzt sich Risiko aus Produkt von möglichem Schaden einer Spielart und dessen Eintrittswahrscheinlichkeit zusammen.

zustimm

Allerdings kann ich dir beim Rest nicht ganz zustimmen. Einerseits ist da die Vernunft. Bei BDSM geht es ja im Grunde um Bedürfnisse. Und Bedürfnisse sind nicht das Produkt rationaler Überlegungen sondern ein irrationaler, innerer Drang. Wenn man "Glück hat" kann die Umsetzung dieses Drangs als vernünftig eingestuft werden. Und manchmal sind die Dränge aus einer Aussensicht heraus halt unvernünftig. Nur ist es für die Person mit diesem Drang dann eigentlich vernünftig, diesem nachzugeben. Weil es ja unvernünftig ist, auf Spass und Erfüllung zu verzichten. Ich würde Vernunft nicht als Voraussetzung für RACK sehen. Genau so wie eben Sicherheit in dem Begriff aus ähnlichen Überlegungen heraus fehlt.

Dann beim Rest der Schilderungen gehst du davon aus, dass absolute Sicherheit möglich ist - selbst nachdem du geasgt hast, dass es diese nicht gibt. Selbst wenn man jemanden nur kitzelt, können schlimme Dinge passieren. Es ist sogar möglich, dass dabei jemand stirbt. Halt aus diversen unglücklichen Umständen heraus, die zusammen zur Katastrophe führen. Bei RACK geht es eigentlich nur darum, die absolute Sicherheit und absolute Vernunft zu ersetzen durch die realitätsnähere Sicht: "Es gibt immer ein Risiko." Auf die eigentlichen Handlungen hat das schlussendlich keinen Einfluss, weil eben subjektiv entschieden wird, ob etwas sicher und vernünftig ist.

Beim Konsens sind wir uns wieder einig.

**********child:
Das ist der Grund warum ich die Begriff SSC oder RACK etwas unglücklich finde, vor allem wenn es um Vergleiche zwischen beiden geht.

Was hälst du denn von der Idee, dass man eigentlich einfach nur verantwortungsbewusst handeln muss?
um verantwortungsbewusst zu sein
Sollte der/ diejenige auch verantwortung tragen können...Das ist wie anständig sein kann nur jemand der Anstand hat...Und wer bemisst das für fremde dritte.
Was hälst du denn von der Idee, dass man eigentlich einfach nur verantwortungsbewusst handeln muss?

Was bedeutet das für dich bei einer Tätigkeit, die du subjektiv als unsicher und unvernünftig einschätzen würdest?
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
*****san:
Was bedeutet das für dich bei einer Tätigkeit, die du subjektiv als unsicher und unvernünftig einschätzen würdest?

Schlicht und ergreifend, dazu zu stehen und die Konsequenzen zu tragen, sollte es schief gehen.
*********z_nw Frau
132 Beiträge
Hmmm...okay man liest hier immer wieder Verantwortung und Vernunft, finde das eigentlich ganz gut, denn für mich gehört beides zum SM (natürlich nicht nur dort hin ^^).

Mit der Verantwortung sehe ich das so, ich sollte mir meiner Verantwortung bewusst sein, gerade dann wenn ich etwas tue was vielleicht unvernünftig ist. Das bedeutet auch das ich nicht versuche meine Verantwortung abzugeben oder zu übertragen z.B. von Sub an den Dom oder auch umgekehrt. Nicht versuche mich davor zu drücken, wenn etwas schief geht passiert etc. und nicht versuche sie zu leugnen...ergo es gehören immer mindestens zwei dazu. Generell sollte man zu seinen Entscheidungen stehen und die Verantwortung für diese übernehmen, auch wenn sie sich vielleicht als falsch herausstellen.

Mit der Vernunft ist es da etwas schwieriger...ganz einfach weil es im BDSM um Bedürfnisse geht und diese sind meist so vernünftig wie Angst rational ist. Manchmal hat man das Bedürfnis dem Chef die Meinung zu sagen = unvernünftig....manchmal hat man das Bedürfnis sich sinnlos zu betrinken = unvernünftig...man könnte das hier endlos weiter führen. Das liegt daran das viele unserer Bedürfnisse (von den Grundbedürfnissen wie Essen Trinken Schlafen etc. mal abgesehen) aus Emotionen entstehen.
Wenn ich den Chef anschreien will, dann vermutlich aus Wut oder Frustration und ich tue es nicht, sofern ich mich zurück nehmen kann, weil ich nicht bereit bin die Konsequenzen zu tragen, oder mir diese nicht 'erlauben' kann wie z.B Verlust des Jobs. Und genau darum geht es sowohl bei Verantwortung, als auch Vernunft um die Konsequenzen, das Bewusstsein darüber und die 'Annahme' derer.
risk aware = ich bin mir des Risikos bewusst
in diesem Zusammenhang dann aber auch = ich tue es trotzdem, oder will es trotzdem tun.
Das ist für die meisten Menschen unvernünftig, aber ich muss entscheiden ob es das für mich ist und wenn ja, ob ich mein Bedürfnis es trotzdem zu tun 'höher' einschätze, oder vielleicht sogar 'wertvoller'.
Generell gilt meiner Meinung nach, je kleiner die Konsquenz, ODER das Risiko, desto eher neigen die Menschen zu unvernünftigen Verhalten, was eigentlich manchmal nichts anderes bedeutet, als sich seinen Emotionen hin zu geben....sich 'gehen' zu lassen.

LG Ambi
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
Sehr schön auf den Punkt gebracht mit der Verantwortung! *love*

*******enz:
risk aware = ich bin mir des Risikos bewusst
in diesem Zusammenhang dann aber auch = ich tue es trotzdem, oder will es trotzdem tun.

Ich finde, es ist nicht unvernünftig, etwas trotz Risiko zu tun. Unvernünftig wäre es, sich ohne Risikoabwägung drauf einzulassen. Es ist klar ein subjektiver Entscheid, ob etwas vernünftig ist. Daher kommt ja auch das Problem mit dem "Safe" und "Sane" in SSC. RACK ist so gesehen nichts anderes als anzuerkennen, dass es diese Subjektivität gibt.

*******enz:
Generell gilt meiner Meinung nach, je kleiner die Konsquenz, ODER das Risiko, desto eher neigen die Menschen zu unvernünftigen Verhalten, was eigentlich manchmal nichts anderes bedeutet, als sich seinen Emotionen hin zu geben....sich 'gehen' zu lassen.

Und es gibt nichts schöneres als genau das zu tun! Nur erfüllte Bedürfnisse machen uns zu glücklichen Menschen.

Kann man so gesehen vielleicht auch sagen: Vernunft ist eine Abwägung zwischen Risiko und Erfüllung von Bedürfnissen? Oder geht das schon eher in "risk-aware" Verhalten hinein?
*********z_nw Frau
132 Beiträge
Hmm Schade dass das Interesse offenbar nachgelassen hat....
Vernunft als Abwägung zwischen Risiko und Bedürfniserfüllung...ich denke eher nicht....dazu ist die ganze Sache mit der Vernunft zu schwammig, subjektiv und Situationsabhängig.

Im Prinzip kannst du die Vernunft einfach 'rausstreichen' sie ist meiner Meinung nach wenn es um Bedürfnisse geht die erfüllt werden wollen eher hinderlich als hilfreich, zu mal jeder davon nicht nur seine ganz eigene Auffassung hat, sondern meist auch noch mehr als eine.

"risk-aware" hingegen oder besser gesagt sich 'einer Gefahr oder den Risiken' bewusst zu sein ist für mich nicht nur im SM ein sehr wichtiger Punkt. Und da geht es meiner Meinung nach um das - bewusst sein - , das impliziert einmal das die Person informiert und sich somit im Klaren darüber ist, was passieren kann (egal wie unwahrscheinlich). Zeitgleich aber auch das sich eben diese Person dessen - bewusst ist - das schließt z.B jemanden aus der unter dem Einfluss von bewusstseinsverändernden Drogen steht, oder dessen Bewusstsein sonst wie 'eingeschränkt' oder 'nicht zuverlässig ist'. Ich weiß doofe Wortkonstruktion, aber ich hoffe mein Standpunkt wird dennoch klar. In dem Moment also, wo jemand sich all dem bewusst ist und dennoch bewusst die Entscheidung trifft, es trotzdem zu wollen, so mag das für viele Menschen unvernüftig sein....demjenigen selbst eröffnet es aber hoffentlich eine ganz neue Welt, im besten Falle ohne die unschönen Risiken die damit einher gehen 'können' zu spüren zu bekommen.

LG Ambi
********n_he Mann
4.116 Beiträge
Ich finde den Einstiegsbeitrag interessant. Er hinterfragt einfach das TUN. der Verweis auf die Wiki´s ist ebenfalls spannend. Irgendwie entstand in mir der Eindruck, dass dort der Autor die WARUM -Frage stellt mit einer Tendenz der Befürwortung.

Gehe ich bei den Fragen doch einfach in einen anderen Lebensbereich. Warum sollen sich Holigans nicht prügeln dürfen? Sie treffen sich für ihre Schlachten, weil sie wissen, was sie tun? Es finden sich noch zig andere Beispiele aus anderen Lebensbereichen, wo Menschen scheinbar etwas in voller Bewußtheit (?) unternehmen und trotzdem wird es gesellschaftlich geächtet?

Dies hat aus meiner Sicht eine Berechtigung. Wir wissen nicht, ob in dem Moment der Handlungsübereinkunft, wirklich die Aktiven ihren höchsten Stand der Bewußtheit erreicht haben. Ich habe bei den Zeilen Bilder von Frauen in der Erinnerung, welche sichtlich in der SM-Beziehung physisch und psychisch nicht aufblühten.

Ich habe das Gefühl, dass die professionelle Hochglanzfotographie unseren Sinnen zur Zeit etwas vorgaukelt.
********n_he Mann
4.116 Beiträge
reformierte Sexualstrafrecht
Ein Beitrag bei HR1 über das reformierte Sexualstrafrecht veranlasst mich zu der Frage, welche Auswirkungen wird es auf BDSM-Praktiken haben?

Inwiefern wird es Auswirkungen auf BDSM-Clubs haben?
********deep Mann
253 Beiträge
Neues Sexualstrafrecht
Ist eine Sache in der auch ich zwiegespalten bin.
Aber dein Beitrag hat mich dazu angeregt nochmal ein wenig zu recherchieren und mir eine Meinung dazu zu bilden.

Zunächst einmal finde ich es erschreckend wie viele Frauenfeinldiche Meinungen und Äußerungen ich im Zuge dieser Recherche selbst hier im Joy lesen musste.
Manchmal frage ich mich welches Jahr wir haben.

BtT:
Ich habe mich gefragt ob das neue Strafrecht, welches mMn immer noch viel zu kurz greift, BDSM im Allgemeinen und meinen Umgang damit in irgendeiner Art und Weise beeinflussen könnte.

Und ich kann mit einem klaren "Nein" Antworten.

Jede Aussage in eine andere Richtung halte ich für populistisches Geklapper.

Weshalb?
Nun ja BDSM ist seit jeher dünnes Eis.
Wenn ich eine Frau in einer Bar träfe und wir unsere Neigungen erkennten.
Dann nach ein Paar Drinks (ohne Alkohol "Safe") zum Spielen gingen und sie nachher zu Protokoll gäbe ich hätte sie nicht im Einvernehmen geschlagen wäre das ohnehin nach alten und neuem Strafrecht ein Problem.
Insofern halte ich es für absolut ungerechtfertigt so zu tun als ob die Reformierung des Strafrechtes irgend etwas im Bereich des BDSM verkomplizieren würde.

Ich würde sagen wer meiner Definition nach SSC (welches ich persönlich bevorzuge) handelt hat nicht mehr oder weniger zu befürchten als vorher.

Ja die Gefahr nach einer bewussten Flaschaussage verurteilt zu werden wird mit dem neuen Gesetz vermutlich steigen.
Das ist ein Problem welches die Legislative noch zu lösen haben wird.
Aber alles in allem sind die Zahlen von Misbrauch die Mangels adäquater Gesetze nicht verfolgt werden und der von Falschanschuldigungen in so einem krassen Misverhältnis, dass dies ein akzeptables Risiko zum Schutze der Frauen in Deutschland ist.
Je nach Studie geht man davon aus das zwischen 16% und 20% aller Frauen , in Deutschland, sexuelle Gewalt erleben.
Die Quote der Falschbeschuldigungen liegt je nach Studie zwischen 3% und 7,4%.
Ich glaube das spricht für sich.

Brücke zum Thema:
Kommuniziert, benutzt euren Menschenverstand, seit eher etwas Vorsichtiger.
Lieber einen Abend allein ins Bett als einen Fehler zu machen.
Fordert den Partner auf klare Aussagen zu machen
Kurzum nutzt SSC dann ist weder das alte, noch das neue, noch ein Zukünftiges Strafrecht ein Problem.

Mr. Coast Couple
****i2 Mann
11.692 Beiträge
Themenersteller JOY-Team 
Da SSC und RACK (und alle anderen solchen Akronyme) nur Modelle für objektiv gesehen die gleiche Sache sind, kommt es aus einem rechtlichen Blickwinkel wohl kaum drauf an, was man bevorzugt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für den Richter relevant ist, ob man eine Praktik aus dem Standpunkt "das ist sicher" gewählt hat oder aus der Sicht "ich weiss, dass es keine absolute Sicherheit gibt und ich tue es, weil mir das Risiko als hinnehmbar erscheint". Wenn Sub behauptet, es sei nicht einvernehmlich gewesen, dann stellen sich ganz andere Fragen.

Aber das wirft echt einen spannenden weiteren Punkt in den Raum, wenn es um die Frage geht, ob man wegen Fahrlässigkeit oder (Eventual)vorsatz bei Körperverletzung vor Gericht steht. Könnte da RACK nicht sogar von Vorteil sein? Wenn beide Beteiligten wussten, dass es das Risiko gibt und es bewusst in Kauf nahmen? Dagegen steht SSC, wo die Beteiligten sagten: "das ist eh sicher, da kann nichts passieren". Könnte SSC aufgrund des suggerierten absoluten Sicherheitsanspruchs nicht auch zu falscher Sicherheit führen, die als Fahrlässigkeit ausgelegt werden könnte?

Schlussendlich läuft das in meinen Augen wieder auf verantwortungsbewusstes Handeln hinaus. Tut man alles dafür um das Risiko klein zu halten und sind sich beide des Restrisikos bewusst, wird es im einvernehmlichen Fall wohl eher weniger zu einer Verurteilung kommen.
einvernehmliches miteinander
wird in der Regel kein gerichtliches nachspiel haben, sei denn es wird in einem gesinnungswandel plötzlich anders beurteilt und da hilft wie auch auf hoher See nur noch die Hoffnung auf Einsicht aller Beteiligten und daran glaube ich nicht.
*********z_nw Frau
132 Beiträge
Hmm ich denke das einige sozusagen das Risikobewusstsein welches im RACK mit risk aware' betitelt ist...schlicht weg ein bisschen an das 'sane' in SSC knüpfen.
Wie wir ja schon , zumindest meiner Meinung nach festgestellt haben ist das sich bewusst sein ein großer Faktor.
Und auch wenn ich das hier öfter lese, glaube ich kaum, das das safe in SSC tatsächlich als 'völlige Sicherheit' oder das vorhanden sein, bzw vorgaukeln solcher zu verstehen ist.
Zu deutsch jeder der 'sane' ist sollte wissen das auch bei 'safe' ein Restrisiko besteht, es ist nur einfach wichtig, dieses so klein wie möglich zu halten...nach Möglichkeit. *baeh* Und dementsprechend sehe ich das eher wie bei Kondomen z.B. die sind ja auch 'safe', aber eben nur zu fast 100%
LG Ambi

PS: Hat wer einen Link zu den Änderungen bezüglich des Gesetztes würde mich da auch ganz gerne mal schlau machen, aber Google und ich sind natürliche Feinde grml

@********n_he gerade der letzte Punkt deines Beitrages macht mir gefühlt auf jeder SM Party Bauchweh...wobei ich da um auch mal an die Vorredner anzuknüpfen gar nicht so sehr (natürlich auch) die Problematik mit den Falschanschuldigungen sehe, sondern oftmals eher finde das sich da viele Menschen auf einem sehr schmalen Grad zur Nötigung aufhalten. Aber das wäre meiner Meinung nach schon wieder ein komplett eigenes Thema, deswegen hier erstmal keine weiteren Ausführungen. Nur zur Verdeutlichung ein Beispiel: Wenn Dom etwas verlangt, was Sub nur tut weil er es sagst (z.B aber kaum bis keinen Gefallen daran) findet, dann nennen einige Menschen das Hörigkeit und andere Nötigung.
Sex und Gewalt sind jedes für sich schon extrem schwierige Themen und wenn beide auf einander treffen, dann wird es nun mal eben unlängst komplizierter....LEIDER.
********n_he Mann
4.116 Beiträge
Ich sehe es ähnlich, wie du. Manchmal drücken Menschen ein Auge zu, weil sie Unerlebtes körperlich oder seelisch spüren möchten.

Das Beispiel mit den Kondomen empfinde ich sehr angenehm. Lege ich in dieses Beispiel noch die Erfahrung rein, dass es eine Zeit gab, in welcher menschen bewusst Löcher zu ließen, erhält das Thema Vertrauen eine neue Dimension.

Manchmal weiß ich nicht, ob der Reiz im Gegenüber oder des betrachtenden Umfeldes des Akteurs besteht.
******_13 Frau
16 Beiträge
SSC Rack
Ja da hast du recht
******s_X Mann
1.066 Beiträge
Hach ein Thema so alt wie ...
Hier ist oft geschrieben worden das beides im Prinzip das selbe ist ...

Ist es meiner Meinung aber bei weitem nicht.

Der Unterschied liegt einfach darin, daß IHMO beim SSC Grenzen im geltenden Recht vorgegeben, während diese Grenzen bei RACK nur zwischen den Beteiligten ausgehandelt wird. Stellt ja unter Menschen die Eigenverantwortung praktizieren können nur ein kleines Problem, die Kommuniokation, da.

Da es aber genügend Menschen mit emotionalen Defiziten gibt, sei es extrem behütete Menschen, die nie gelernt haben was Risiko oder Eigenverantwortlichkeit ist, Borderliner, niedrieger Emotionaler Intellgenz, Wahrnehmungsverschiebung, ...

Wenn ich mir jetzt vorstelle das ein Borderliner und ein Mensch der sich in der Form "Ich weiß was für dich gut ist. Ich habe Erfahrung damit." aufeinandertreffen, kann ich RACK nur eine klare Absage erteilen. Da bin ich froh wenn zumindest geltendes Recht, eine Obergrenze darstellt.

ES gehört zwar nur über das Thema Eigenverantwortlichkeit und Einvernehmlichkeit in diesen Kontext, aber IHMO ist Armin Meiwes zu recht wegen Mordes verurteilt worden. Um mal ein extremes Beispiel anzuführen.
****al Mann
3.026 Beiträge
Der Unterschied liegt einfach darin, daß IHMO beim SSC Grenzen im geltenden Recht vorgegeben, während diese Grenzen bei RACK nur zwischen den Beteiligten ausgehandelt wird.

Ich sehe da irgendwie bei SSC kein L(egal). Abgesehen davon, daß frühe Diskussionen zu SSC durchaus darauf hindeuten, daß bei Safe&Sane auch eher "soweit wir als Beteiligte darüber nachgedacht haben und das als sicher genug und iO erachten" gemeint ist und keine 110%ige Sicherheit auf strengstem Gesetzesboden. Also ein ähnlicher Gedanke, der später "risk aware" wurde.

Im Übrigen finde ich es problematisch, hier die juristische Seite einzubringen. Wir befinden uns derzeit in Deutschland in einer komfortablen Situation, was die Legalität der meisten gängigen BDSM-Praktiken betrifft. Aber das dann als einfach gegeben anzusehen und als Blaupause für rechtliche Blickwinkel insgesamt zu nutzen wäre naiv.
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