@paar24_20
Was Du mit "Panikmache" beschreibst habe ich in meinen vielen Wochen Krankenhaus durchaus auch erfahren, insofern kann ich ich nachvollziehen dass Du nicht die beste Meinung hast...
Die Krönung war für mich als ich in der 23. Woche mit vorzeitigen Wehen in die Klinik kam und man mich an die Tokolyse legte, um die Wehen abzuschwächen (Tropf mit wehenhemmenden Mitteln). Am nächsten Tag kam der Oberarzt zur Visite, rauschte ins Zimmer, hatte natürlich vorher keine Akte gelesen, kannte mich ergo gar nicht, sah nur den Tropf, schaute auf seinen Zettel und sagte zur Schwester (nicht zu mir, wohlgemerkt): "Wie weit ist die Schwangerschaft? 23. Woche? Und wer hat die Tokolyse angeordnet? Die kommt ab."
Ich lag da wie vom Donner gerührt und glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. "Nein. Kommt sie nicht." war alles, was ich herausbrachte. Naja, dadurch bekam ich wenigstens seine Aufmerksamkeit. Es war ihm offenbar lästig sich mit mir auseinander setzen zu müssen, aber er erklärte mir, die Tokolyse wäre in einer so frühen Schwangerschaftswoche nicht angebracht. Im Zweifelsfall könnte die eine Fehlgeburt sowieso nicht aufhalten und in der 23. Woche hätte mein Kind so gut wie keine Überlebenschance. Es entspräche den offiziellen Bestimmungen, dass erst ab der 24. Woche mit Tokolyse begonnen werde. Daher käme der Tropf ab.
Man muss dazu sagen, von der 24. Woche trennten mich zu dem Zeitpunkt 2 Tage...
Ich bekam daraufhin - weil es schon total verängstigt durch die frühen Wehen - einen kompletten Nervenzusammenbruch, was den guten Mann nun offenbar doch etwas schockierte. Es wäre nicht seine Absicht gewesen mich zum weinen zu bringen. Blabla...
Ok, das war jetzt ein Extrembeispiel und ich hoffe, nicht viele Patientinnen haben das Pech an so einen Vollidioten von Arzt zu geraten.
Allerdings ist es tatsächlich so, dass die Medizin dazu neigt, eine Schwangerschaft überzukontrollieren. Es gibt Richt- und Grenzwerte für jeden Mist und wann immer man auch nur einen von denen über- oder unterschreitet, bricht die Panik aus. Es wird völlig vernachlässigt, den Frauen etwas Mut zu machen, ihren Körpern zu vertrauen. Was habe ich nicht alles gehört seit ich schwanger bin: Blutdruck zu niedrig, Blutdruck zu hoch, mein Gewicht zu gering, Kind zu klein, Fruchtwasser zu viel, Blutzucker zu hoch, Gebärmutterhals zu kurz, Durchblutung der Plazenta zu schlecht, etc etc etc... Es hat schon seine Gründe wieso ich sage dass es für mich ein Horrortripp war und ist, schwanger zu sein. Ich lerne jetzt langsam, nicht jedes Mal in Panik zu geraten, wenn ich vom Arzt irgend etwas in der Richtung gesagt bekomme. Leicht fällt es mir aber immer noch nicht, ruhig zu bleiben...
Ich weiß, die Medizin macht heute viel möglich und einige Frühchen, die heute gesund leben, hätten ohne die Apparatemedizin keine Chance gehabt. Sicher sollte man dafür dankbar sein. Ich habe es allerdings auch erlebt, an meinem Beispiel und bei Mitpatientinnen, dass die Menschlichkeit oftmals wenig Platz hat zwischen all den Tests und Untersuchungen.