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Wieviel Moral braucht der Reiz des Verbotenen?

*****lnd Mann
27.765 Beiträge
Aber gerade
du beweist mir, dass das Wort Moral ein "Un"wort ist, eines, das man für alles heranziehen kann, was eigentlich unnötig ist, während Ethik für mich das bedeutet, worauf es für mich ankommt, das, worauf ich nicht verzichten will und kann.

Interessant auch, das durchzudenken, was Wikipedia zum Begriff "Ethos" schreibt, dann kann man meine Haltung vielleicht besser verstehen.
****on Mann
16.223 Beiträge
*****lnd:
beweist mir, dass das Wort Moral ein "Un"wort ist

So geht es mir damit auch. Moral ist das Sittengesetz. Und das ist in meinen Augen ziemlich verbeult. Ethik ist für mich der Leitfaden, hinter dem ich nicht bloß stehe, weil irgendeine der tausend Religionen irgendwann mal etwas erdacht hat, um Menschen zu Herden-Lämmern zu konditionieren, sondern weil ich davon nach gründlicher Überlegung und andauernder ständiger Überprüfung tief überzeugt bin.

Sexualmoral ist für mich daher ein krauses Konstrukt, das Unglück über Unglück in Familien und die Gesellschaft gebracht hat. "Müll" ist dafür ein noch zu edles Wort.
*****a42 Frau
13.557 Beiträge
JOY-Angels 
Na gut. ..... aber wie viel Moral braucht dennnun der Reiz des Verbotenen? lliebguck
Ich nehme mal ein gängiges Beispiel.

Sex in der Sauna macht den Beteiligten doch nur einen Heidenspaß, weil sie "Gefahr" laufen entdeckt zu werden. KLassisches Beispiel für den Reiz des Verbotenen.
****on Mann
16.223 Beiträge
Ohne Verbote andere Reize
*****a42:
Na gut. ..... aber wie viel Moral braucht dennnun der Reiz des Verbotenen?

Ja, stimmt... der Reiz des Verbotenen ist zunächst nur ein Kick, den auch Kinder erleben, wenn sie alle Klingeln an Häusern drücken und fortlaufen. Den Menschen im Internet wohl erleben, wenn sie anonym völlig aus der Rolle fallen. Das Verbot spielt dann die Rolle der "Moral", aber eigentlich geht es um soziales Bungee-Jumping.

Ich habe beim Sex nie den Reiz des Verbotenen gefühlt oder herbeigeführt. Beim Sex sind Nähe und Intimität meine Trigger, und - weniger - optische Reize. Auch die Reize von Pornos und Nacktheit profitieren vermutlich vom Ruch des Unzeigbaren und woanders Verbotenen. Weil ich, wie weiter vor erwähnt, solche Verbote nicht kennengelernt habe, sind sie für mich nichtssagend.

Die Verbote sind Produkt der Sexualmoral. So kommt also eine überholte Moral ins Spiel mit dem Reiz des Verbotenen. Den es gar nicht gäbe, wenn es keine Verbote gegeben hätte.
****i2 Mann
11.689 Beiträge
JOY-Team 
****on:
Ethik ist für mich der Leitfaden, hinter dem ich nicht bloß stehe, weil irgendeine der tausend Religionen irgendwann mal etwas erdacht hat, um Menschen zu Herden-Lämmern zu konditionieren, sondern weil ich davon nach gründlicher Überlegung und andauernder ständiger Überprüfung tief überzeugt bin.

Wichtig ist aber, dass Moral nicht nur von Religionen ausgeht. Man leitet ja auch mit ethischen Überlegungen Werte ab (siehe z.B. Menschenrechte). Gesellschaftlich verankerte Vorstellungen von Richtig und Falsch widerspiegeln sich ausserdem in Gesetzen. Viele davon sind sinnvoll - oder würde jemand abstreiten, dass zu töten oder zu vergewaltigen falsch ist? Dass es die Ehe nur zwischen Mann und Frau gibt, ist hingegen ein Beispiel, wo es verstaubte Moralvorstellungen in ein Gesetz geschafft haben.

Dann gibt es noch die ungeschriebenen Gesetze... das sind in erster Linie diejenigen, die in dieser Diskussion gemeint sind. Aber auch diese müssen nicht zwingend religiös begründet sein. Nehmen wir beispielsweise Tischmanieren oder zwischenmenschliche Interaktionen, wie sich zu bedanken. Oder auch das zwanghafte zu Weihnachten Geschenke kaufen müssen.

Und dann gibt es noch die eher scheinheilig anmutenden, ungeschriebenen Gesetze (Moralvorstellungen), an die auch ich bei meinen bisherigen Antworten implizit gedacht habe. Es sind sinnlose Dinge, wo "alle" erwarten, dass man sich dran hält. Dazu gehört beispielsweise, dass viele Menschen Pornos gucken, wenn man nachfragt es aber trotzdem niemand tut. Oder dass man sowas wie harten Sex oder BDSM einfach nicht tut.

*****a42:
Sex in der Sauna macht den Beteiligten doch nur einen Heidenspaß, weil sie "Gefahr" laufen entdeckt zu werden. KLassisches Beispiel für den Reiz des Verbotenen.

Ich denke, das ist sehr subjektiv. Jemand, der jeden Tag Sex in der Sauna hat wird wohl einen weniger grossen Kick daraus ziehen, es schon wieder zu tun, als jemand, der es zum ersten Mal tut. Manche finden das vielleicht sogar so normal, dass es sie überhaupt nicht kickt. Dass es ihnen sogar egal ist, wenn sie dabei erwischt werden.

Es kommt wahrscheinlich auch auf die Motivation an, wie viel Moral nötig ist, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Wobei ich mich auch gerade frage, wie man Moral misst. Ist vielleicht die Frage eher: Wie stark muss eine Moralvorstellung verankert sein, um den Reiz des Verbotenen zu erleben?
*****lnd Mann
27.765 Beiträge
Absolut
nicht erinnerbar ist mir, dass ein Verbot einen Reiz ausgeübt hätte. Ich habe diese überquellende Fantasie und ich habe es angedeutet, dass es für mich reine Abenteuerlust ist. Als Kind möchte man über den Tellerrand schauen können, die welt dort erobern. Als Erwachsener fährt man ans Meer, fragt sich, ob der Horizont schon alles ist, besteigt ein Schiff, fährt hinaus, lernt neue Horizonte kennen, fährt weiter und wieder tun sich neue Horizonte auf.

Das Thema geht von Menschen aus, die sich einschüchtern lassen, denen man verbietet, hinaus zu fahren- und die sich daran halten, zumindest dann, wenn man sie beobachten kann, und nur hälinge (heimlich) Stippvisiten unternehmen, nach außen aber immer so tun, als ob ihnen das nie in den Sinn käme und selbst das Verbot weiterreichen.

Verbogene, verlogene Kreaturen mit Doppelmoral dürften das Ergebnis sein!
Ich finde, da ist ein großer Unterschied zwischen Kindern, die Klingestreiche machen und dem Kick, den das Verbotene beim Sex ausmacht.

Ständig liest man z.B. beim Thema Analsex, es wäre so geil, weil es was Schmutziges, Verbotenes, Verruchtes sei. Selbst viele Dessous, die Frauen so beim Sex tragen, sollen einen Hauch des Verruchten haben, ein bisschen nuttig sein, weil das den Kick machen würde. Jeder Dirty Talk ist im Prinzip eine Überschreitung einer Moralgrenze.

Solche Trigger sorgen nicht nur für ein bisschen Spaß und Aufregung - so wie ein Kinderstreich -, sondern machen für viele den Sex überhaupt erst richtig erlebbar.

Kann so ein Kick auch entstehen, wenn ich selbst gar nicht daran glaube, dass das, was ich tue, verrucht ist?

Moral soll hier überhaupt keine präzise Definition sein. Sondern der Platzhalter für die allgemeinen gesellschaftlichen Normen, die wir alle verinnerlicht haben. Und uns zumindest soweit daran halten, dass wir uns beim Friseur oder Bäcker eher übers schöne Wetter unterhalten, als unsere Freude über eine ausgefallene neue Sexualpraktik kund zu tun.
****on Mann
16.223 Beiträge
Freie, frische Luft
****he:
Kann so ein Kick auch entstehen, wenn ich selbst gar nicht daran glaube, dass das, was ich tue, verrucht ist?

Glaub ich nicht. Ich bin ja ein Beispiel dafür. Ich habe kein Konzept für Verruchtes im Sex, und es triggert mich auch gar nicht. Dessous stören mich, Nuttiges finde ich langweilig, allenfalls Dirty Talk kann mich unter bestimmten Umständen anmachen.

Es stimmt schon - ich rede allgemein gern über Sachen, die sich "nicht gehören". Sehr zum Missfallen meines erwachsenen Nachwuchses äußere ich mich echt gerne politisch unkorrekt - völlig gegen die eigene Überzeugung. Doch ist es ein befreiendes Gefühl, sich von den Konventionen nicht gängeln lassen zu müssen. Also mache ich meine grausigen Witze.

Dirty Talk ist für mich ein freieres Gefühl, daher kann ich mich auch besser entspannen und fallenlassen. Verrucht finde ich ihn jedoch nicht.
*********ett77 Frau
1.595 Beiträge
ich glaube,
du hast recht. Es klingt verworren aber doch plausibel, was du da fragst.

Ich weiss oft nicht, ob Menschen nicht Moral mit eigenen Wertvorstellungen verwechseln oder eben das eine vom anderen nicht mehr unterscheiden und auch denken, sie müssen ihre eigenen Wertvorstellungen/Lebensansichten ändern, damit sie toleranter, unmoralischer und somit interessanter werden.

Ich glaube auch, dass manche denken, wenn sie den Reiz des Verbotenen "leben" suggerieren sie Aufregung, Abenteuer etc....unterm Strich: warum reden Menschen überhaupt davon, was sie tun, wie sie sind etc etc? Sie tun es ja für sich.
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