Betroffen
Seit Jahren bin ich in einer solchen Beziehung zu meiner Frau. Ich habe es als EWG (Elterliche WohnGemeinschaft) bezeichnet. Ich liebe meine Frau und es hat mich fast zur Verzweiflung gebracht und ich habe auch gemerkt, wie sie darunter litt, eben mir das nicht geben zu können, was als 'normal' gilt.
Ich hatte das Gefühl, zum Kindermachen war ich gut und jetzt, dein Problem. Irgendwann kam der Satz, ich will 'DAS' nicht mehr in meinem Leben. Ich hab dann gesagt, dann musst du auch damit leben, dass ich es mir woanders suche. Ich habe mir viel Zeit gelassen, immer wieder gehofft, es würde sich ändern. Letztlich musste ich es anerkennen. Wir haben drei Kinder und ich stehe zu meinem Vatersein und liebe meine Kinder. Wir haben Verpflichtungen und letztlich würden die wirtschaftlichen Konsequenzen zum Ruin führen. Seltsamerweise(?) respektiere ich meine Frau immer noch und ich habe jemand gefunden, mit dem ich eine erfüllte Sexualität erleben kann. Es ist nicht immer leicht und wir machen das Beste daraus. Ich habe auch mit den Kindern gesprochen, die ja auch gemerkt haben, dass da was nicht ganz stimmt (ich schlafe seit Jahren im Wohnzimmer auf der Couch). Das tut mir am meistem leid, weil ich meinen Kindern etwas anderes mitgeben wollte.
Nun lebe ich irgendwie dazwischen und am Anfang hatte ich ständig ein schlechtes Gewissen. Das ist inzwischen besser und ich bin froh, endlich unkomplizierten und leidenschaftlichen Sex zu erleben. Für meine Geliebte, Freundin, Partnerin ist es auch nicht immer leicht, aber sie spürt, glaube ich, dass meine Beziehung zu meinen Kindern enorm wichtig für mich ist.
Meine Frau sieht gerne mit mir einen Film und hält gerne die Hand oder lehnt den Kopf an. Mehr will sie nicht. Sie ist immer noch gerne mit mit zusammen. Das ist sicher nicht die Ideallösung, aber die machbare für uns.
Hier bin ich das erstemal über den Begriff der Asexualität gestoßen und er trifft genau auf meine Frau zu. Auch wenn wir miteinander Sex hatten, hat sie sich eigentlich nur auf mir befriedigt und das wars, keine Lust auf mehr, auf ein danach. Die anderen Frauen, mit denen ich zusammen war, haben mich als Liebhaber geschätzt und ich dachte, das würde auch bei ihr kommen.
Warum ich in eine solche Beziehung gestürzt bin? Die klassischen Eltern-Kind Botschaften. Sex ist etwas, das Männer Frauen antun; eime Frau, die Sex mag, ist keine Frau für dich usw.
Ich bin sehr froh, dass ich heute etwas anderes erfahren darf.
Das Ganze klingt vielleicht etwas durcheinander, aber es ist immer noch eine emotionale Sache für mich. Ich hoffe aber, der TE eine Antwort gegeben zu haben.
Wie es weitergehen wird? Keine Ahnung. Ich beginne erst im Hier und Jetzt zu leben und es ist unglaublich. Ich finde es sehr schade, dass sie die Lebendigkeit und die Gefühle, die uns unser Körper geben kann, nicht empfindet. Aber ich muss das respektieren. Sie vermisst nichts und ist froh, dass ich 'nichts' von ihr will.
Wie gesagt, leicht ist es nicht.