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Das erste Mal als Frau in die Öffentlichkeit

****nyA Frau
195 Beiträge
Einerseits nicht aufzufallen, dies ist ganz sicher mein Wunsch, und das scheint auch ganz gut zu gelingen.

Wahr genommen zu werden, das auch, als das, was man ausstrahlt. Einerseits in der großen Menge unterzugehen, aber andererseits, jene Menschen, die mich kennen(lernen), haben doch einen irgendwie besonderen Menschen an ihrer Seite.

Klingt jetzt etwas abehoben, aber man darf diese Aussage ruhig verallgemeinert betrachten.
*******e_P Frau
2.441 Beiträge
Ich ....
[b... für mich kann nur sagen, ich bin gleich von Anfang an strahlend selbstsicher raus gegangen. Oder so gesagt, ich hatte mich wahnsinnig auf den Tag gefreut. Mein erstes mal war nämlich eine Silvesterparty in meinen Club zusammen mit meiner Ex.
Sie hatte mich vorher geschminkt ... und der Taxifahrer konnte seine Blicke nicht von mir lassen.
Zwei waren eingeweiht ... sonst wusste niemand was. Und es war auch ein Volltreffer ... niemand hatte mich erkannt. Erst bei der Stimme kam was.. und das was kam, war strahlendes lächeln ... und Lobesworte. Nicht nur von Männern auch von Frauen.
Später zeigte ich mich auch bei versch. Clubveranstaltungen ... auch in führender Position und stellte fest, angekommen auch bei Bekannte und Freunde.]
****nyA Frau
195 Beiträge
Ergänzung
Der Beitrag von Josefine ermuntert mich doch noch, meinen obigen Beitrag ein wenig zu ergänzen. Denn:

Strahlend selbstsicher bin ich bei meinem ersten Mal nicht aus dem Haus gegangen. Ich hatte ja geschrieben, dass ich mich zuhause zurecht gemacht hatte.

Nun ist es in einem 6-Parteien-Haus doch auch so, selbst wenn man täglich zur Arbeit geht und wieder nach Hause kommt, man sieht die anderen Leute monatelang nicht. Aber wann sieht man die anderen Leute??? Gerade dann, wenn es einem am ungünstigsten erscheint.

Ich musste die Treppe runter zum Hauseingang, es könnte, wenn ich kurz vor dem Hauseingang bin, jemand die Kellertreppe nach oben kommen. Dann endlich im Freien, es könnte genau jetzt jemand nach Hause kommen, freut sich vielleicht, dass er einmal seinen Hausschlüssel schonen könnte.

Dann um die Ecke zur Garage, wo mein Auto stand. Da war nochmal eine Ecke, um die ich herum musste. Und da könnte mir Verwandtschaft begegnen.

Also beim ersten Mal alles nicht so einfach, um überhaupt aus dem Haus zu kommen. Es ist jedoch nichts dergleichen eingetreten, Myrphys Gesetz hat vollständig versagt.

Ein Lächeln und Strahlen kam erst auf, als ich vom Auto zum damaligen Lokal gegangen bin, als ich bemerkt hatte, dass sich niemand um mich kümmert. Dass es wohl okay ist, so wie ich bin.
Standbild
*******1802 Mann
591 Beiträge
Outing in der Öffentlichkeit
Da ich mich nicht binär-geschlechtlich definiere - besser ausgedrückt: ich gehöre dem sogenannten "dritten Geschlecht" an - und damit weder ganz Frau noch ganz Mann bin, weiß ich inzwischen, dass ich auch von meinem Habitus her mich in der Öffentlichkeit weder ganz als Frau noch ganz als Mann kleiden kann und das auch eigentlich nicht möchte.
Die gesellschaftlichen Zwänge - also die Anforderungen, die sich an mich richten, in der Gesellschaft zu funktionieren - haben mich schon, so lange ich lebe, in eine Rolle gedrängt, in der ich nie leben wollte; aber sie war und ist notwendig - leider...
Irgendwann habe ich begonnen, wenigstens gelegentlich aus diesem Rollenmuster komplett auzusteigen und - quasi als eine Art "Mode-Rebellin" - verschiedene Facetten meiner Kleidung, wie sie von den etablierten Klischees von "weiblich" und "männlich" herrühren, miteinander zu kombinieren. Dabei habe ich erfahren, dass ich erstaunlicherweise in dieser Art viel authentischer rüberkomme; und ich habe auch noch keinerlei negative Begegnungen mit Menschen in meiner Umgebung erlebt - Leute, die trotz allem wahrscheinlich nicht einmal die geringste Ahnung haben, dass es "das dritte Geschlecht" oder die sog. "non-binär-geschlechtliche Identität" überhaupt gibt.

Ich begann vor ungefähr zwei Jahren, die Facetten meiner Kleidung aus den nach landläufiger Zuordnung "weiblichen" und "männlichen" zu kombinieren, so dass sich letzlich tatsächlich ein Bild ergab, von dem an meiner Kleidung niemand wirklich mein rein anatomisch-biologisches Geschlecht hätte ablesen können; man musste schon sehre genau hinsehen, um mich in die eine Schublade zu stecken, in die man mich freilich immer noch gern haben möchte, in die ich jedoch nicht gehöre. So ging ich dann einfach mal Einkaufen in einem Supermarkt, bei dem ich nicht gleich damit rechnen musste, Nachbarn, Kollegen oder gar Bekannten oder Freunden zu begegnen.
Fazit:
Selten ist man mir mit soviel Freundlichkeit, gleichzeitig auch mit Zückhaltung, Zuvorkommenheit und auch mit tatsächlichem Interesse (oder wenigstens mit wohlwollender Neugier) begegnet.

Mittlerweile öffne ich mit dieser "unverstellten Kleiderordnung" auch die Tür, wenn jemand von DHL oder ein sonstiger Lieferant klingelt. Anfängliche Irritationen weichen schnell sehr positiven Reaktionen. Eine junge Frau, die neuerdings für DHL ausliefert, stutzte beim ersten Mal, konnte mich offensichtlich keinem binär verstandenen Geschlecht zuordnen und fragte freundlich interessiert nach; ich gab ihr Auskunft. Beim dritten Mal nahm sie die Einladung auf eine Tasse Kaffe an. Inzwischen sind wir beinahe schon Freundinnen.

Ich kann mich ja zusehends des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Crossdresser oder Transvestiten im Grunde ihres Herzens viel eher eigentlich die Erkenntnis noch vor sich haben, dass sie am ehesten "dem dritten Geschlecht" angehören (das freilich in der Gesellschaft noch weitaus weniger etabliert ist als TV oder CD).
Wieviel sehr gekünsteltes Styling ist oft nötig, um aus einem biologischen Mann eine Frau zu machen? Wie leicht kommt dann im Gegenzug eine biologische Frau, die sich "männlich" stylt, am ehesten in den Ruch der "Schwanz-ab-Lesbe"?
Lassen wir doch alle endlich die Schubladen - die Menschheit ist nicht binär-geschlechtlich...
****nyA Frau
195 Beiträge
Binary vs. Non-Binary oder DDG
Liebe Christine,

ich habe nun zwei Beiträge von dir gelesen, ich sehe, du machst dir echt Gedanken, gute Gedanken. Dafür danke ich dir.

Das dritte Geschlecht, das habe ich nie angezweifelt. Es gibt Menschen, auf die trifft das zu, gar keine Frage.

Mit was ich jedoch hadere, ist das Non-Binary. Das mag auf dich zutreffen, auf mich trifft das nicht zu. Ich wollte schon immer ein Mädchen sein, heute bin ich es, die erwachsene Form davon, eine Frau.

Das wollte ich schon immer sein, aus heutiger Sicht, es gibt Einschränkungen. Den Körper kann man angleichen lassen, meine Gefühle waren schon immer weiblich geprägt, so empfinde ich es jedenfalls.

Jedoch steht mir meine Sozialisation im Wege, ich solllte ein Junge sein, also wurde ich auch so erzogen. Ich wollte mit Puppen spielen, es gab aber nur haufenweise Matchbox-Autos. Die sind sogar heute noch vorhanden, inzwischen 50 Jahre alt. Mich interessieren die Dinger eigentlich nicht mehr, aber ich werde damit konfrontiert, weil sich ein Kollege für diese kleinen Autos interessiert.

Ich werde mal wieder in meinem Leben, das ich wie ein Frau lebe, mit meiner Vergangenheit konfrontiert....

Dennoch, ohne das binäre System Mann-Frau könnte ich nicht existieren. Mein Körper passt nicht zu meinem Empfinden, ich muss das Geschlecht leben, als welches ich mich empfinde.

Und so kleide ich mich auch, unauffällig modisch feminin.

Das, was du machst, empfinde ich als mutig, männliche Kleidung mit weiblicher Kleidung vermischen. Warum auch nicht. Das ist das, was ich unter Crossdressing verstehe, es hat seine Daseinsberechtigung.

Obwohl ich nie ein Crossdresser in diesem Sinne war, es hat mir bei einer Übergangszeit - welch schönes Wort *g* - viel geholfen.

Für mich bedeutete es jedoch nie, dem oder einem dritten Geschlecht anzugehören, sondern es war ein für mich ein Mittel auf dem Weg zur Frau. Denn daas bin ich, das lebe ich, eine Frau.
Das erste Mal war im Herbst an der dänischen Nordseeküste. Es war kalt und es stürmte, daher trug ich Hosen und eine wetterfeste Jacke mit Kapuze. So war ich recht gut getarnt um die ersten Schritte zu tun.
Später dann im Ort zog ich die Jacke aus und ging im Pulli, geschminkt, mit lackierten Nägeln und Perücke durch den Ort – ich hatte einen riesigen Bammel. Aber meine Frau stärkte mir den Rücken und insistierte dass wir durch die Geschäfte bummeln – und kaum jemand außer mir selbst nahm überhaupt Notiz von mir.
Mittlerweile gehe ich in meiner femininen Identität gemeinsam mit meiner Frau einkaufen oder machen Ausflüge – und beiden macht es Spaß und ich fühle mich als Frau beinahe wohler als wenn ich in meiner männlichen Identität auftrete.
Natürlich werde ich, meist von älteren Herren, manchmal etwas komisch angeschaut. Deren Blicke zu ignorieren fällt mir nicht schwer, manchmal lächele ich sie dann auch offen an. Dann sind diese Leute meist mehr verunsichert als ich es jemals sein könnte.
Allerdings habe ich immer meine „Lebensversicherung dabei: Handy, Make-up (für Reparaturen falls man sich die Nase putzen muss), Lippenstift und Kamm.
Denn ich will so überzeugend daher kommen, dass mich niemand – oder nur wenige – überhaupt wahrnehmen. Was bei meiner Größe sowieso kaum möglich ist. Aber bisher bin ich noch niemals offen angegangen, beleidigt oder verhöhnt worden.
Das beigefügte Bild haben wir kürzlich bei einem Strandspaziergang aufgenommen.
*****ene Mann
65 Beiträge
...schaut doch Klasse aus *g* ! Weiter so *g* !
Ich denke gerne an mein erstes Mal in der Öffentlickeit zurück. War natürlich aufgeregt, ob ich auch ja nicht als Mann angesehen werde.
Bin aber dann doch dezent gekleidet losgezogen, damals noch in München und bin zum Tranny-Stammtisch.
Rock, Top, Schuhe mit leichtem Absatz. Wollte ja nicht zugeben, dass es mit heels noch nicht so gut klappte.
Es war sommerlich warm. Treffen war in einem schönen Biergarten. Unter all den Mädels wurde ich auch schnell immer sicherer, weill es ja 'normal' war, als Frau dort zu sein.
Hat mir unheimlich geholfen.
Trotzdem rate ich jedem, das erste Auftreten in der Öffentlichkeit mit einer guten Freundin zusammen zu wagen. Das gibt Sicherheit und sie hildt auch bei kleinen Fehlern.

LG Inez
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