Hallo!!! BDSM=Gewalt?
Jetzt muss ich mich doch mal äußern.Devote und Dominante Menschen gibt es nicht nur im Bereich BDSM, sondern auch im restlichen Leben. Das hat sicher jeder schon mal im Verein oder im Job erlebt. Auch ein strenger Vater oder ein Verwandter, in dessen Gegenwart man sich immer unwohl fühlt kann so ein Mensch sein. Aber auch der Mitläufer, der alles tut um Beachtung zu erlangen ist ein solcher Mensch.
Was mich bei der Diskussion hier aber immens stört ist, das BDSMler hier den Bereich BDSM immer mit einem Anteil an Körperlicher Züchtigung beaufschlagen. Es wir hier BDSM auf den Bereich SM reduziert und das ärgert mich doch sehr!
Nicht nur für mich setzt sich BDSM aus drei Bereichen zusammen: B = Bondage, DS = Domination & Submision, SM = Sadismus & Masochismus
BDSM ist also nicht "nur" SM, auch wenn viele es auf diese Aussage reduzieren. Das bin ich z.B. von Swingern so gewohnt, die sich naturgemäß mit dem Bereich gar nicht oder nur sehr oberflächlich beschäftigen.
SM beschäftigt sich unzweifelhaft mit dem Ausüben körperlicher Gewalt und dem Lustempfinden bei dieser Aktion. Aber auch mit dem Standhalten gegenüber einem Schmerz, dem Siegesgefühl wenn man es wirklich geschafft hat und dem Gefühl der Geborgenheit das sich einstellt, wenn man danach aufgefangen wird.
Bei DS geht es im Kern nicht um körperliche Gewalt, sondern um die Ausübung einer psychischen Domination, also einer starken geistigen Führung. Diese kann einher gehen mit einer Geistigen Demütigung, Vergewaltigung, Züchtigung. Auf der anderen Seiten steht das absoluten Fallenlassen bis hin zur geistigen Selbstaufgabe, einem Zustand des Schwebens und der Freiheit her. Erreicht wird es durch Einstellung der alltäglichen Gedanken, Verdrängens eines belastenden Alltags, dem zeitlichen entfliehen der eigenen Lebensängste und der belastenden Anforderungen von außen. Es geht also beim DS nicht um sichtbare körperliche Spuren und dem Standhalten gegenüber von körperlichem Schmerz. Es geht um die Psyche.
Beim eigentlichen Bondage geht es dem Rigger erst einmal um Handwerk, Kunst, Genauigkeit und Disziplin und dem Bunny um das Gefühl der körperlichen Selbstaufgabe, der Kontrollabgabe und -übergabe an den Rigger und der damit eingeforderten Fürsorge und Beachtung. Gleichzeitig stellt sich damit ein Gefühl der Geborgenheit ein.
BDSM sind also drei Bereiche die natürlich nicht immer so scharf getrennt sind. In meinen Augen ist aber die vollkommene Vermischung, die heutzutage betrieben wir völlig unangebracht. Besonders der Bereich Bondage leidet darunter, da es dort nicht um ein Machtgefälle geht. Auch ist nicht
jeder gleich Gewaltbereit, nur weil er Sadist ist. Nach meiner Meinung ist der Bereich DS die schwierigste Disziplin, da hier der weitaus größten Schäden durch mangelnde Sorgfalt angerichtete werden. Auch sind die Schäden hier nicht offensichtlich, zum Teil lange anhaltend oder dauerhaft und können nur schwer diagnostiziert werden, noch schwerer sind sie zu behandeln.
Hinzu kommt noch das BDSM zu einem Modetrend geworden ist und heute häufig unbedacht in dem Mund genommen wird. Dabei handelt es sich nicht selten um Menschen, die sich kaum bis gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben. Auch wir BDSM heute häufig als Rollenspiel betrieben und dann mit echtem BDSM verwechselt. Hierbei ist natürlich die Gefahr gegeben das aus Spiel ernst wird und die Protagonisten es nicht oder zu spät merken und damit nicht umgehen können, also mit der Situation völlig überfordert sind. Das führt regelmäßig zu schweren gefühlsmäßigen und körperlichen Verletzungen, aber auch zu beziehungsmäßigen Totalschäden.
Es bleibt festzustellen das BDSM zwar sehr häufig etwas mit den Persönlichkeitseigenschaften Dominat und Devot zu tun hat, aber diese Eigenschaften einem Charakter zu zuordnen sind. Eine Charaktereigenschaft ist einem Menschen gegeben und hat nun wirklich nichts mit BDSM zu tun. Es ist auch nicht immer gleich offensichtlich, wer welche Eigenschaft hat. Bei einer Täter/Opfer Begegnung muss nicht unbedingt der Täter dominant sein. Es Tat kann durchaus aus einer Angstreaktion entstehen, die z.B. durch eine Panik ausgelöst wurde. Hinzu kommt, das die Eigenschaften durchaus mit der Situation wechseln kann, im BDSM switchen genannt. Ein dominant präsentierter Vortrag kann durch eine einzige Zwischenfrage ins völlige Gegenteil kippen. Auch verhalten sich Menschen gegenüber anderen Menschen mal dominant und mal devot, ganz wie die Fähigkeiten oder der Einfluss des anderen eingeschätzt wird. Es sollte daher klar sein das die Begriffe Dominant und Devot zwar im Bereich BDSM häufig benutzt werden, aber im wirklichen, realen Leben permanent bei jedem Menschen vorhanden sind.
Wenn jemand diese Einschätzungen überprüfen möchte, dann geht er mal zu einem DOM-Stammtisch und beobachte. Die Fragestellung lautet: Sind bei einer Gruppe von Doms nach 5 min. noch alle dominant? Achtung, genau beobachten, Dominanz drückt sich zuweilen durch vornehme Zurückhaltung aus.